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Trommelweiber#

Die Transvestiten des Salzkammerguts?

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Trommelweiber
Mit seinen harten Tonfolgen erinnert der "Faschingsmarsch" an ene monotone Absage an den Winter...
© Hilde und Willi Senft
Trommelweiber
Trommelweiber in Bad Aussee
© Österreich Werbung/Kalmar
Trommelweiber
Unter den weiblchen Schlafgewändern und Spitzenhäubchen verbergen sich harte Männer, die auch einem Doppelgebrannten zuzusprechen wissen...
© Hilde und Willi Senft

...Nein, keineswegs! Abgesehen von ihrer Kleidung geben sie sich recht männlich und versuchen ganz und gar nicht, die unter ihren weißen Schlafgewändern und Spitzenhäubchen vorhandene Maskulinität zu verbergen. Auch schlagen die mit Weiber-Nachthemden und -schlafhauben verkleideten Gesellen ein typisch männliches Musikinstrument - nämlich die Trommel - und stillen ihren Durst mit einem ebenfalls typisch männlichen Getränk: einem Doppeltgebrannten. Der Überlieferung nach verspotten sie damit jene Ehe-Gesponsinnen, die sich nächtens erfrechen, ihre Männer aus den Wirtshäusern heimzuholen.

Jene aus der ehrbaren Runde, die echte Musikinstrumente spielen, intonieren an den drei heiligen Faschingstagen - dem Faschingssonntag, -montag und -dienstag - den ganz speziell für die Trommelweiber komponierten Faschingsmarsch. (Der Pietät halber sei vermerkt, daß das Attribut „heilig" von Bad Aussee bis hinunter nach Ebensee für diese Tage, an denen kein Stein auf dem ändern bleibt, völlig entfremdet verwendet wird.)

Mit seinen wenig melodiösen Tonfolgen - die nach unzähligen Stamperln immer ekstatischer werden - erinnert der Faschingsmarsch irgendwie an einen monoton dargebotenen Frust über den Winter, der ja durch das ganze Geschehen ausgetrieben werden soll.

Trommelweiber
Trommelweiber in Bad Aussee
© Österreich Werbung/Wiesenhofer

Ein Trommelweib muß geloben, den Fasching ausgiebig zu feiern - womit am Faschingssamstag schon zielstrebig begonnen wird - und erklären, auf den Schlaf vor und nach Mitternachl zu verzichten.

Am Montag ziehen übrigens die „Bürgertrommelweiber" und am Dienstag die „Arbeitertrommelweiber" umher - eine fein säuberliche Trennung ohne Spannungen, die aber doch Licht auf die uralten sozialen Unterschiede im Salzkammergut wirft, welche zwar vorhanden, im Wirtshaus aber bei einem gemeinsamen Glas Bier noch nie zutage getreten sind.

In die elitäre Truppe der Trommelweiber aufgenommen zu werden, ist für einen Fremden praktisch unmöglich. Angeblich waren manche schon bereit, ihr halbes Vermögen zu opfern oder gar auf Weib und Kind zu verzichten, um der hehren Gilde angehören zu dürfen, aber vergeblich! Und dann muß noch die Aufnahmeprüfung bestanden werden, über deren Kriterien besser geschwiegen wird - von einem Viertelliter scharf Gebranntem in einem Zug hinunter und ähnlichem...

--> Ausseer Flinserln

Wandervorschlag#

Wer während der „drei heiligen Faschingstage" im Ausseerland weilt, dem können neben dem Pistenvergnügen auf dem Loser vor allem die wunderbaren Langlaufloipen ans Herz gelegt werden, von denen die Salzkammer-Loipe zwischen Kainisch/Ödensee und Bad Mitterndorf/Tauplitz mit ihren einhundert Kilometern gespurter Strecken alle anderen in den Schatten stellt. Es gibt viele Einstiegstellen, und Wegweiser samt Kilometerangaben ermöglichen eine angenehme Zeiteinteilung.

Wer keine Langlaufschi dabeihat, dem stehen parallel zur Loipe geräumte Wanderwege zur Verfügung, die die reizende Moorlandschaft mit ihren Birken und kleinen Waldinseln erschließen. Besonders lohnend ist eine Umrandung des Ödensees.

Quellen#

  • Hilde und Willi Senft: Geheimnisvolles Salzkammergut. Magisches, Besonderes, Kurioses und Unbekanntes. Leopold Stocker Verlag, Graz 2002; 2. Auflage 2003.


Redaktion: Hilde und Willi Senft