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Bergbau#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Schon in frühgeschichtlicher Zeit wurden Kupfer in Salzburg und Tirol, Salz bei Hallstatt und Hallein, Blei in Kärnten und Eisen bei Hüttenberg und vielen anderen Orten gewonnen.

Bedeutende Untertagbetriebe der Hallstattzeit mit Zimmerungen, Förder- und Steiganlagen wurden in Oberösterreich, Salzburg und Tirol festgestellt (in den Salzbergwerken bis in 300 m Tiefe).
Die Römer suchten in den Hohen Tauern nach Gold, Silber, Blei und Eisenerz; das norische Eisen war wegen seiner Härte und Güte besonders geschätzt.

Der Bergbau des frühen Mittelalters musste die langdauernde Unterbrechung während der Völkerwanderung überwinden, es blieb anfangs bei kleinen, primitiven Abbaumöglichkeiten. Erst im Hoch- und Spätmittelalter erlebten Salz- und Eisenerzbergbau einen starken Aufschwung und erreichten um die Wende zur Neuzeit ihre höchste Blüte. Der Bergbau auf Gold und Silber stand im 15. und 16. Jahrhundert an vorderster Stelle.

Der Salzbergbau wurde von den Landesfürsten (als "Kammergut") betrieben; unter Kaiser Friedrich III. und Kaiser Maximilian I. kam die Salzgewinnung ganz in staatliche Verwaltung. Den Erzabbau führten dagegen hauptsächlich Genossenschaften persönlich freier Bergleute durch. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen immer mehr auch große private Geldgeber hinzu, dafür bildete sich die Rechtsform der bergmännischen Gewerkschaft, deren Teilhaber, die Gewerken, Miteigentümer des Bergwerks waren und persönlich hafteten.

Im Zeitalter des Merkantilismus wurden die während Reformation und Bauernkrieg aufgelassenen Gruben wieder in Angriff genommen. Im Neoabsolutismus nahm der Staat zunehmend Einfluss auf den Bergbau; er schuf eigene Ausbildungsstätten für Bergbeamte (Montanuniversität Leoben, Berg- und Hüttenschulen).

Die Bergknappen waren schon im Mittelalter als "ehrbare Leute" hoch angesehen und als Spezialisten überall sehr begehrt. Ihre Privilegien wurden früh im Bergrecht festgelegt, für dessen Entwicklung Tirol, Salzburg und Steiermark führend waren. In den Kämpfen der Reformation und Gegenreformation spielten die Bergleute eine bedeutende Rolle, in den Bauernkriegen vereinten sie sich mancherorts mit den Bauern, um ihre Freiheiten zu verteidigen. Noch heute sind sie Träger eines eigenen traditionellen Brauchtums (Barbarafeiern, Ledersprung, Reiftanz usw.).


Der Aufschwung des Bergbaus hatte zu einer Reihe wichtiger Erfindungen auf dem Gebiet der Bergbau-Technik in Österreich geführt: Um 1515 wurde in Tirol Bergwerken der pferdegetriebene Göpel zur Schachtförderung eingeführt, Wasserhaltungsanlagen wurden verbessert, der erste "Grubenhunt" tauchte auf. Zur Obertagförderung wurde der Sackzug eingeführt, zur Goldgewinnung wurden Nasspochwerk und Amalgamierung entwickelt, bei der Silbergewinnung der Seigerhüttenprozess eingeführt. Die Einführung des Floßofens in Kärnten schuf die Grundlage für die Schwerindustrie (Eisen; Zentren wurden Eisenerz, Leoben und Steyr).

Erzberg III. Ölgemälde
Erzberg III. Ölgemälde, 1948, Wiener Städtische Versicherung
© IMAGNO / Gerhard Trumler
Eine besondere Entwicklung erfuhr in Österreich die bergmännische Vermessungstechnik, das so genannte Markscheidewesen, mit Einführung des Alpenkompasses und der Schinzeuge als Vermessungswerkzeug (siehe in: Montanistische KongresseLieselotte JontesLeoben2005). Die Einführung des Sprengbetriebs in den Bergbau schließlich führte zu Beginn des 18. Jahrhunderts zur starken Erhöhung der Produktionsziffern.

Der Bergbau auf Gold und Silber, der bis Ende des 16. Jahrhunderts lokal eine große Rolle gespielt hatte, musste infolge des starken Abbaus bzw. Vergletscherung der Lagerstätten eingestellt werden. Bis zum 19. Jahrhundert hatte hauptsächlich der Inlands-, oft auch nur der Lokalmarkt das Ausmaß des österreichischen Bergbaus bestimmt; durch Eisenbahn und Dampfschifffahrt kamen die reichen überseeischen Bodenschätze auf den Weltmarkt und erschwerten den Konkurrenzkampf. Im Vormärz setzte der systematische Abbau der Kohle ein; neue Industriezweige förderten den Bergbau auf Buntmetalle und andere mineralische Rohstoffe. Wichtig wurde für Österreich ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Bergbau auf Graphit und die Förderung von Magnesit in der Veitsch (ab 1881) und bei Radenthein in Kärnten (ab 1908); mit beiden stand Österreich an erster Stelle in der Weltproduktion an Feuerfestprodukten. Einschneidend wirkte sich auf den österreichischen Bergbau die Umwandlung der großräumigen Monarchie in die Republik aus. Die Produktionsziffern der Vorkriegszeit konnten nicht mehr erreicht werden, Österreich verlor das Monopol auf Magnesit und Graphit. Neben der Gewinnung von Eisenerz traten der Blei- und der Kupfererzbergbau stark zurück; vorübergehend war die Gewinnung dieser Erze in den Krisenzeiten der 1. Republik eingestellt. Die Kohlenförderung wurde erst in der 2. Republik stark ausgebaut. Nach 1930 begann die Förderung von Erdöl. Mit ihm zusammen wird in vielen Sonden auch Erdgas gewonnen. 1946 wurde ein Teil des österreichischen Bergbaus verstaatlicht (Verstaatlichung).

In Österreich werden in 18 untertägigen Betriebsstätten und mehr als 1.000 Tagbauen ca. 90 Mio. Tonnen feste mineralische Rohstoffe (Baurohstoffe, Erze, Industrieminerale) gefördert. Darüberhinaus werden von 3 Unternehmen knapp 1 Mio. Tonnen Rohöl (inkl. Gaskondensat) und mehr als 1,5 Mrd. m³ Erdgas gefördert.

Die derzeit gewonnenen mineralischen Rohstoffe werden in 3 Gruppen zusammengefasst: bergfreie mineralische Rohstoffe (Eisenerze, Bleierze, Zinkerze, Wolframerze, Gips, Anhydrit, Graphit, Talk, Kaolin, Kalkstein, Magnesit, Diabas, Ölschiefer); bundeseigene mineralische Rohstoffe (Steinsalz, Erdöl und Erdgas) sowie grundeigene mineralische Rohstoffe (Quarz, Ziegeltone, Dolomit, Mergel, Feldspat, Trass, basaltische Gesteine und andere).

Die Tradition "Bräuche der Berg- und Hüttenleute an der Steirischen Eisenstraße" wurde 2018 in der Kategorie " Gesellschaftliche Praktiken " in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.


--> Bergbau (Historische Bilder)
--> Historische Bilder zu Bergbau (IMAGNO)

Literatur#

  • G. B. Fettweis und andere, Bergbau im Wandel, 1988
  • Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (Hg.), Österreichisches Montan-Handbuch, 2001
  • K. Biedermann, Das Bergbuch, Dissertation, Graz 2001
  • UNESCO


Redaktion: I. Schinnerl, ergänzt von hmw


  • Schinzeuge sind heute nicht mehr verwendete Messinstrumente. Im Lehrbuch der Markscheidekunst für Bergschulen und zum Selbstunterrichte, Autor / Hrsg.: Beer, August H., Verlagsort: Prag | Erscheinungsjahr: 1856 | Verlag: Credner findet man auf S. 86:
"Ein Markscheider, der einen Messtisch , einen Theodolit und ein Nivelierungsinstrument besitzt, wird — vorausgesetzt dass er die Behandlung dieser Messinstrumente durch die praktische Geometrie gehörig inne hat, — mit dem Schinzeuge über Tage nie vermessen, theils weil diese Messmethode bedeutend langweiliger und zeitraubend ist, theils und hauptsächlich aus dem Grunde, weil sie minder genau ausfällt, als jene mit den oben genannten Messinstrumenten, abgesehen von den Hin­dernissen, welche die Witterung dem Verziehen in Weg legt."

-- Maurer Hermann, Mittwoch, 1. Februar 2017, 11:59