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Lösseln#

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Figuren zum Bleigießen
Figuren zum Bleigießen
Archiv Wolf

Als Lösseln, auch Lesseln oder Lasseln bezeichnete man die Zukunftsschau, die meist in den langen Nächten um Weihnachten stattfand. Das Wort kommt wohl von "Los", oder von "losen". So nannte man das aufmerksame Hinhören auf vermeintliche Vorzeichen.

Als beliebteste Orakeltage nennt das Standardwerk "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens" den Andreas- (30.11.), Thomas- (21.12.) oder Weihnachtsabend, Silvester und Dreikönig. Am günstigsten für die Zukunftsforschung sollte die Zeit zwischen Sonnenuntergang und -aufgang, im Zwielicht, die Mittags- oder Mitternachtsstunde sein. Von besonderem Interesse waren Ernte, Liebe, Glück, Ortsveränderung, Tod und Wetter. Nahezu unerschöpflich schienen die Mittel und Gegenstände, die als Zukunftskünder dienten. Im Hinblick auf das bäuerliche Wirtschaftsjahr wählte man gerne Pflanzen (wie Barbarazweig, Luzienweizen oder Thomasgerste). Aus deren Wachstum zog man zu Weihnachten seine Schlüsse auf die Erträge des kommenden Jahres. Eine Art der eher als Unterhaltung angesehenen Zukunftsschau ist auch heute das Bleigießen zu Silvester.

In der Stadt schienen Lottozahlen für das Lösseln interessant: In Knödel knetete man Zettel mit Nummern ein und kochte sie. Der Knödel, der als erster ans Wasser kam, sollte die Glückszahl enthalten. Die Wiener Schriftstellerin Karoline Picher kannte um 1830 in der Mittwinterzeit "eine mysteriöse Feier nach der anderen". Selbst aufgeklärte Bürger hatten, wenn auch nur als Spiel und Scherz, ihre Freude an den Orakeln: "... viel Lachen erregten die Nußschalen, deren jede ein kleines Lichtchen und den Namen von einer Person aus der Gesellschaft trug und die so als leuchtende Flotte auf den Teich eines Beckens mit Wasser gesetzt wurden. Eine überzählige Nussschale hatte den Namen des Pfarrers und es gab nun zu allerlei Scherz Anlass, wenn die rechten oder auch die unrechten Schalen zusammen schwammen und vielleicht der Zufall den Pfarrer mit einem dieser Pärchen vereinigte, was denn eine sichere Heirat bedeuten sollte."

Von der Thomasnacht berichtete Pichler, dass man in die Brunnen hinabrief und von dort Antwort erhoffte. Das Bettstaffeltreten erwähnt sie als Gepflogenheit der "untersten Stände". In Liebessachen vertrauten junge Frauen auf Träume, die ihnen nach vorhergehendem Ritual unter Anrufung des Heiligen zukamen. Mägde und Hausangestellte erwiesen sich als besonders einfallsreich um herauszufinden, ob ein Dienstgeberwechsel oder eine Heirat bevorstand. Schuhwerfen, Horchen auf Kreuzwegen, Scheitergreifen, Zettellegen oder Apfelschalen werfen dienten der Zukunftsschau.

Aus der Steiermark und aus der Gegend von Radstadt (Salzburg) ist das Orakelspiel des Hütelhebens überliefert, das dort auch Lösseln heißt. Dazu musste die Person, die ich Schicksal erfahren will, den Raum verlassen, während die anderen unter neun auf dem Tisch liegenden Hüten acht Gegenstände versteckten. Fand sie beim Aufdecken einen leeren Hut, sollte das den Tod bedeuten. Heute nimmt man neun Symbole für Verlobung oder Heirat (Ring), Liebesbrief, gute Nachricht (Brief), Übersiedlung, berufliche Veränderung (Wanderbinkerl), Glück (Spiegel), Reichtum (Münze), Arrest (Schlüssel), "lausige Zeiten" (Kamm) und Weisheit (Buch).

Quelle#

  • Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur und Geschichte. Wien - Köln - Weimar 2005

Redaktion: hmw

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