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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Stift Melk
Stift Melk
© Österreich Werbung / Trumler

Die verkehrsgünstige Lage am Eingang zur Wachau wurde schon in der Römerzeit genutzt. Nach der Tabula Peutingeriana, einer spätrömischen Straßenkarte, lag zu Füßen des Donaufelsens das Uferkastell Namare.

Nach der Eroberung des Awarenreiches wird der Ort Medilica erstmals 831 urkundlich erwähnt. Der slawische Name (= Grenzfluss) bezeichnete ursprünglich den Melkfluss. Im 9. und 10. Jahrhundert hatten das Reich und die Bistümer Eichstätt und Salzburg Besitz in Melk. Die Wichtigkeit des Ortes als königlicher Zoll- und Burgbezirk dürfte in diese Zeit fallen. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts war Melk eine civitas, das bedeutete zu dieser Zeit "befestigte Ansiedlung" oder "Burg", auf der ein Sizo saß, möglicherweise aus der Salzburger Familie der Sighardinger. Sie fiel an die Babenberger, seit 976 Markgrafen, und war in der ersten Zeit einer ihrer Hauptsitze.

Um 1040 schenkte der Überlieferung nach Markgraf Adalbert der Melker Kirche ein Partikel vom Kreuz Christi, eine der ranghöchsten Reliquien.

(Als das Heiligtum 1362 gestohlen wurde, aber kurz darauf wieder zurückgebracht werden konnte, stiftete Herzog Rudolf IV. eine kostbare Fassung in Form eines Kreuzes aus vergoldetem Silber mit wertvollen Edelsteinen und Perlen besetzt.)

Im 11. Jahrhundert wurde Melk Begräbnisstätte der Babenberger und Grablege des hl. Koloman, des ersten Schutzpatrons des Landes. 1014 ließ Markgraf Heinrich I. den Leichnam des zwei Jahre zuvor bei Stockerau ermordeten irischen Pilgers nach Melk in die Kirche St. Peter überführen.

1089 berief Markgraf Leopold II. Benediktinermönche aus dem Kloster Lambach in Oberösterreich und gründete ein Benediktinerkloster. Sein Sohn Leopold III. "der Heilige", der sich in Klosterneuburg eine Residenz baute, schenkte 1113 die Burg dem Kloster, stattete es reich mit Gütern aus und erwirkte den päpstlichen Schutz und die Unabhängigkeit vom Bistum Passau.

Das Stift wurde zu einem geistig-geistlichen Zentrum des Landes, stand allerdings immer in gewisser Konkurrenz zu Klosterneuburg, der Gründung Leopolds III.

Seit dem 12. Jahrhundert gab es eine Klosterschule, im Skriptorium entstanden wertvolle Handschriften. Von größter Bedeutung für die Geschichtsschreibung sind die 1123 begonnenen Melker Annalen. Besondere Förderung erhielt Melk im 14. Jahrhundert von Herzog Rudolf IV., der für das Melker Kreuz eine gotische goldene Fassung anfertigen und für Koloman ein Hochgrab errichten ließ.

Im frühen 15. Jahrhundert wurde das Stift unter Abt Nikolaus Seyringer Ausgangspunkt der so genannten Melker Reform, einer Reformbewegung in Österreich und Süddeutschland mit dem Ziel der Erneuerung des benediktinischen Lebens.

Das Stift wurde zu einem Zentrum von Kultur und Wissenschaft. Der Aufschwung gipfelte Anfang des 18. Jahrhunderts im barocken Neubau unter Berthold Dietmayr, der das Stift von Jakob Prandtauer ab 1702 völlig neu gestalten ließ.

Die Stiftskirche - sie gilt als eine der bedeutendsten Barockkirchen Österreichs - wurde als Kuppelbasilika mit Emporen und Doppelturmfassade erbaut. Für die künstlerische Ausgestaltung wurden die bedeutendsten Meister gewonnen: Antonio Beduzzi (Innenarchitektur, Skizzen für die Fresken), Johann Michael Rottmayr (Fresken, Altarbilder), Paul Troger (Altarbilder), Giuseppe Galli-Bibiena (Entwürfe für Kanzel und Hochaltar), Lorenzo Mattielli (Entwürfe für Skulpturen) und Peter Widerin (Skulpturen).

Nach dem Tod Prandtauers (1726) führte dessen Neffe Josef Munggenast den barocken Neubau zu Ende, was sich durch einen Brand im Jahr 1738 verzögerte, bei dem wesentliche Teile des Neubaus zerstört wurden.

Melk, Stiftsbibliothek
Stiftsbibliothek
© Foto: Österreich Werbung / Grünert

Im 18. und 19. Jahrhundert wirkten in Melk bedeutende Historiker, darunter die Brüder Bernhard und Hieronymus Pez sowie Ignaz Franz Keiblinger, aber auch zahlreiche Musiker und Komponisten.

Die Stiftsbibliothek mit etwa 100.000 Bänden ist eine der größten des Landes. 1768 erhielt die Stiftsschule das Öffentlichkeitsrecht und wurde von 1787 bis 1804 vorübergehend nach St. Pölten verlegt. Das Stiftsgymnasium wurde zu einer der renommiertesten Bildungsinstitutionen von Niederösterreich.

Melk
Melk
© Österreich Werbung

Die unterhalb des Stifts liegende Stadt stand immer in enger Verbindung zum Stift. 1227 erhielt Melk das Marktrecht, im Spätmittelalter wurde der Ort befestigt. Die Mauer wurde 1586 zu einem Ring mit Türmen und Toren ausgebaut, die Tore aber zwischen 1852 und 1895 abgetragen.

Unter dem Einfluss der Reformation strebten die Bürger im 16. Jahrhundert nach größerer Unabhängigkeit vom Stift. Von ihrem Selbstbewusstsein zeugen die Marktrichterstube und das Rathaus. 1619 kämpften sie, inzwischen wieder katholisch geworden, gegen die Truppen der evangelischen Stände.

Als Poststation sowie als Bahnstation der Westbahn erlebte der Markt ab Ende des 18. Jahrhunderts bedeutenden Aufschwung und wurde 1898 zur Stadt erhoben.

Josef Edler von Fürnberg ließ 1792 das Posthaus erbauen - es gilt als das schönste Österreichs und beherbergt heute das Heimatmuseum.

Die KZ-Gedenkstätte erinnert an das im Zweiten Weltkrieg für 15.000 Häftlinge errichtete Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen.

Quellen#

Weiterführendes#


Redaktion: I. Schinnerl