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Schrammelmusik#

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Schrammeln
Schrammeln und Wäschermädel, 1884
© Slg. Wolf

Im ausgehenden 19. Jahrhundert gab es in Wien, seinen Vorstädten und Vororten zahlreiche Instrumentalensembles. Das bis heute berühmteste wurde binnen kürzester Zeit das der Brüder Johann (1850-1893) und Josef Schrammel (1852-1895), die gemeinsam mit Anton Strohmayer (1848-1937) und Georg Dänzer (1848-1893) spielten. 1878 bis Oktober 1884 traten die Gebrüder Schrammel mit Strohmayer, dem besten Gitarristen ihrer Zeit, als Terzett auf. Danach bildeten sie mit Georg Dänzer, dem unbestrittenen Meister der G-Klarinette, ein Quartett. Nach Dänzers Ausscheiden aus dem Quartett übernahm die "Knöpferlharmonika" den Part des "Picksüßen Hölzls". Ihre meisterhafte und stilsichere Interpretation der 'Wiener Tänze' ließ sie zum Vorbild für alle anderen wienerischen Musikanten werden. … Die klassische Besetzung besteht aus zwei Geigen, einer (Kontra-)gitarre und Klarinette (in hoher G- oder F-Stimmung, "picksüßes Hölzl" genannt).

Die Mutter der Schrammelbrüder, Aloisia geb. Ernst, war Volkssängerin (ebenso wie ihre Schwester), ihr Vater, Kaspar Schrammel (1811-1895) von Beruf Weber, spielte in der Musikkapelle in Litschau im Waldviertel (Niederösterreich). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts übersiedelte er, um in Neulerchenfeld als "besteuerter Musiker" seinen Unterhalt zu finden. Dieser Teil des heutigen 16. Wiener Gemeindebezirks wurde scherzhaft "des Heiligen Römischen Reichs größtes Wirtshaus" genannt. 1861 musizierte Kaspar Schrammel erstmals öffentlich gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Hanns und Pepi, denen er eine Konservatoriums-Ausbildung ermöglichte. Johann diente beim Militär als "Musikfeldwebel", Josef begleitete als Jugendlicher Tante und Onkel auf einer Tournee in den Orient. Als er seinem Bruder den Vorschlag machte, ein Heurigenterzett zu gründen, soll Johann empört geantwortet haben. "Dazu hat mich der Vater nicht ins Konservatorium geschickt!" Später zeichnete sich Johann Schrammel als Herausgeber der Sammlung "Alte österreichische Volksmelodien" (1888) und Kunstsammler aus. Er war ein guter Geschäftsmann und erkannte die Wirkung der Publicity. Zu seinen Freunden zählte er Julius Löwy, Redaktionsmitglied des Illustrierten Wiener Extrablatts, den er mit Informationen versorgte. Johann und Josef Schrammel hinterließen mehr als 250 Werke, die bei renommierten Musikverlagen erschienen. Jeder wurde nur 43 Jahre alt. Johann Schrammels Witwe und neun Kinder waren so bedürftig, dass die Kunstsammlung versteigert und ein Benefizkonzert für die Hinterbliebenen veranstaltet werden musste.

Walter Deutsch schrieb "Von der musikalischen Bedeutung des Quartetts der Brüder Schrammel": "Die 'Schrammeln' bilden am Ausgang des 19. Jahrhunderts den Höhepunkt der volkstümlichen Wiener Musik, deren Inhalte und Formen sowohl von der traditionellen Musik des umliegenden Landes als auch von der Theater- und Gesellschaftsmusik der Stadt geprägt sind … Die kurze Zeit von sieben Jahren reichte aus, um den Namen 'Schrammel' zum Begriff einer eigenen Kategorie der volkstümlichen Musik Wiens werden zu lassen, sowohl hinsichtlich der Interpretation wienerischer Musik als auch im Hinblick auf die Darbeitung in den Lokalen … Der Satz ihrer Kompositionen ist gekennzeichnet durch sparsame Verwendung der Mehrstimigkeit. … Diese stimmliche Reduktion bewirkt einen kammermusikalischen Effekt, der die Grundlage für den unverkennbaren Stil der Schrammeln bildete und die Vorherrschaft unter allen damaligen Wiener Ensembles untermauerte."

Quelle#

  • Margarethe Egger: Die Schrammeln in ihrer Zeit. Wien 1989

Redaktion: hmw

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