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Tascheninstrumente#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Die kleinen Blasinstrumente der Volksmusik, die in jeder Rocktasche oder im Hosensack Platz finden, wurden und werden zur Unterhaltung auf der Wanderschaft ebenso verwendet wie zu professionellen bis virtuosen Darbietungen. Dazu zählen Mundharmonika, Okarina und Maultrommel.

Die Mundharmonika, das erste europäische Blasinstrument mit frei schwingenden Stimmzungen, entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Nachweislich wurden "Mundharmonikas chinesischer Art" (in Abgrenzung zur Maultrommel so bezeichnet) 1825 in Wien hergestellt und verkauft. In Deutschland fanden sich rasch Nachahmer. Kein Musikinstrument wurde in so hohen Stückzahlen hergestellt wie die Mundharmonika. In den 1920er- Jahren exportierten deutsche Firmen mehr als 50 Millionen Exemplare. Besonders die Firma Hohner wurde damit berühmt. Sie erzeugte seit den 1880er- Jahren industriell und verkaufte bis nach Amerika und in die englischen Kolonien. In Aufmachung und Verpackung orientierte sich Hohner am Geschmack der Abnehmerländer und der Mode. Die Fabrik produzierte für Heimatvereine ebenso wie für Kinder, Wanderer, Politiker, Militär und Blues-Musiker. Das Instrument besteht aus einem flachen Hartholz-Kästchen mit eingefrästen Tonkanälen, in die durchschlagende Zungen eingesetzt sind. Diese werden durch Einziehen bzw. Ausstoßen der Atemluft angeblasen. Ähnlich der Panflöte wird die Mundharmonika beim Spielen an den Lippen hin und her bewegt, woraus sich der Spitzname "Fotzhobel" ergab. Das billige Tascheninstrument wurde gern beim "Fensterln" verwendet, um Aufmerksamkeit zu erwecken.

Die Okarina ("Gänschen") ist eine eiförmige Gefäßflöte aus gebranntem Ton, Holz oder Porzellan. Sie hat einen Schnabel zum Anblasen und meist acht Grifflöcher. Der Typus ist weltweit bekannt, die bei uns gängige Form entstand um 1860 in Italien. Einem Hersteller aus der Nähe von Bologna gelang die Produktion der Okarina mit großem Tonumfang. Das Konzert der "Bergbewohner der Apenninen" bei der Wiener Weltausstellung 1873 machte das Instrument populär, und so blieb es bis zum Zweiten Weltkrieg. In Niederösterreich bemühen sich mehrere Ensembles um die Pflege der Okarina-Musik.

Die Maultrommel ("Brummeisen") war das klassische Instrument im alpenländischen Gasselbrauch, war aber auf der ganzen Welt verbreitet (die ältesten europäischen "Brummeisen" - um 500 n.Ch. fand man in Frankreich). Eine Musikinstrumentenkunde aus dem Jahr 1919 beschreibt sie: "Eine leichte Stahlzunge, die am Ende haarfein wird und nach oben abbiegt, sitzt innerhalb eines Eisenbügels und ist mit der Wurzel an dessen Scheitel angelötet. Das offene, schmale Ende des Bügels wird gegen die Zähne gestemmt und der freie Umbug der Zunge mit dem Finger gezupft. Die Lamelle schwingt also im Mund und die Mundhöhle wird zum Resonanzkörper." Seit 2012 steht das Maultrommelspiel, seit 2014 das traditionelle Handwerk der Maultrommelerzeugung auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes.

Maultrommel-Hersteller
Maultrommel-Hersteller in Molln, 2000
© IMAGNO, Foto: Gerhard Trumler

Maultrommeln werden in der Musikwissenschaft als Zupfidiophone und Borduninstrumente gehandelt. Bordun bedeutet, dass immer ein Grundton mitschwingt. Auf diesem lassen sich zahlreiche Obertöne aufbauen – je besser die Maultrommel, umso mehr. Als Resonanzraum dient die Mund- und Rachenhöhle; durch Veränderungen darin, Bewegungen mit der Zunge und Atemtechnik, lassen sich Rhythmik und Melodik bestimmen.

Maultrommeltraditionen gibt es in Südost- und Zentralasien, den USA, Skandinavien, Deutschland, Ungarn und Österreich. In Afrika findet man so genannte Mundbögen, die ähnlich klingen und gespielt werden. In Österreich florierte vom 17. bis ins 19. Jahrhundert die Herstellung von Maultrommeln: 1818 gab es allein in Molln bei Steyr in Oberösterreich 34 Maultrommelschmiede. Molln - wo seit 1679 die Zunft der Maultrommelmacher besteht - ist heute der weltweit bedeutendste Herstellungsort von Maultrommeln.Drei Schmiede in Molln - darunter Josef Jofen - und rund ein Dutzend österreichischer Musiker halten heute die Tradition aufrecht. Das "LOOPING jaw harp orchestra" hat es sich zur Aufgabe gemacht, den traditionellen Genres der Maultrommel (Volksmusik, Folk, World) weitere hinzuzufügen.

Der Kirchenkomponist Johann Georg Albrechtsberger (1736-1809) schrieb mehrere Konzerte für das "crembalum" oder die "trombula". Ein bekannter Spieler war damals der Melker Benediktinerpater Bruno Glatzl, der für Kaiser Josef II. ein Konzert gab.

Quellen#

Redaktion: hmw, Ergänzungen: I. Schinnerl

Siehe auch: