Vogelfänger#
Vogelfänger (auch Vogelsteller, Vogler) betrieben das Einfangen von Schmuck-, Sing- und Speisevögeln, das bereits von den Römern geübt wurde. »Täuscht den Vogel doch nicht mit leimbestrichener Rute!« heißt es in Ovids Fünfzehntem Buch (474), und solche Ruten (virga) gehörten zur Ausrüstung des Vogelfängers. Als Vogelleim benützte man einen klebrigen Stoff, den man durch Auspressen der Mistelbeeren erhielt, mit dem die Reiser zuerst bestrichen und dann auf Sträucher und in die Erde ausgesteckt wurden. In der Nähe aufgestellte Käfige mit Lockvögeln sollten die Tiere ködern. »Finkenstich« hieß der Fang mit einem an langer Schnur gefesselten männlichen Vogel; diesem wurde zwischen die Flügel eine Federspule mit Leimrütchen gebunden, an denen der sich auf diesen Lockvogel stürzende Vogel hängenblieb. Unter Dupfen (Tupfen) verstand man den Fang mit einer langen, zusammensetzbaren Rohrstange (harundo) mit Leimrute, mit der wenig scheue Vögel, wie beispielsweise das Goldhähnchen, berührt wurden. Besonders zum Nachtigallfang bediente man sich der Schlaggarne, kleiner, auf der Erde angebrachter Fallen mit Mehlwürmern als Köder. Der Meisenkasten, ein viereckiges Kästchen aus Holz, konnte mit einem Sprunghölzchen, das das Schlupfloch verschloß, zur Falle werden. Der Vogelfang mit Netzen wurde früher auch in Deutschland im großen betrieben, indem man zum Beispiel die Vögel abends in große Netzwände trieb oder sie durch Lockvögel in netzartige Fangvorrichtungen (Vogelherd, Reuse, Finkenherd) lockte.
Quellen#
- Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010
Siehe auch: