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Zinngießer#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Zinngießer
Um 1860. Kolorierte Lithographie. Aus: »30 Werkstätten von Handwerkern«. Schreiber: Eßlingen o.J.
© Brandstätter Verlag

Zinngießer gossen aus Zinn Gebrauchsgeschirr und -geräte wie Kannen, Krüge, Teller, Pulverfalschen, Löffel, Leuchter und dergleichen, Prunkgeschirr für das reiche Bürgertum und den Adel sowie Geschirr und Geräte für den kirchlichen Gebrauch. Sogar Abendmahlkelche und Ciborien, die vasa sacra, konnten statt aus Gold und Silber bei ärmeren Kirchengemeinden aus Zinn verfertigt sein. Im Mittelalter waren die Zinngießer in Zünften zusammengeschlossen, bsiweilen gemeinsam mit den Gelb- und Rotgießern.

Zinn (lat. stannum) wurde schon im frühen Altertum verarbetiet, in größerem Umfang aber erst, seitdem im 13. Jahrhundert im sächsischen Erzgebirge Zinnerzlager entdeckt wurden. Die glänzendste Epoche der Zinngießerei für Deutschland, Österreich und die Schweiz lag zwischen 1570 und 1640. Die Geräte dieser Zeit, meist mit figurenreichen Reliefs und Ornamenten, die eingraviert, gepunzt, geätzt, ahuptsächlich aber in Formen gegossen wurden, bezeichnete man Edelzinn.

Zinngießer
Zinngießer. 1820 Kolorierte Radierung. Aus: »Gallerie der vorzüglichensten Künste«. Zürich - Leipzig 1820
© Brandstätter Verlag

Gegossen wurde in vorgefertigten Formen, zuerst vorwiegend aus Sandstein und Schiefer, später aus Messing und Bronze oder Gußeisen; anschließend wurden die rauhe Gußoberfläche und die Lötnähte abgedreht und poliert. Zum Gießen eines Zweiliterkruges waren beispielsweise insgesamt dreizehn einzelne Formteile notwendig. Die Vielfalt an Formen, über die ein Meister verfügte (der letzte Zinngießmeister in Wien soll insgesamt 1500 Gußformen besessen haben), erhöhte seine Konkurrenzfähigkeit und trug zu seinem beruflichen Ansehen bei. Neben vielen handlichen Werkzeugen wie Lötkolben, Schmelzlöffeln, Gußkellen, gerade und gebogenen Dreheisen, Feilen, Meißeln, Raspeln, Achatsteinen, Schabklingen, Holzschlägeln gehörten zu der unentbehrlichen Werkstatteinrichtung die Drehlade (zur Verfertigung der Rundwaren), der Schmelzofen undd die Schraubbank zum Einspannen der Gußformen.

Zinngießer
»Der Zinnerer«. (Verzinner) Kupferstich von Christoph Weigel. Aus: »Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände« Regensburg 1698
© Brandstätter Verlag

Die Lehrzeit betrug im Spätmittelalter bis zu sechs Jahren und verkürzte sich später in der Regel auf drei Jahre, wobei beim Eintritt in die Lehre der Nachweis der ehrlichen und ehelichen Geburt gefordert wurde. Als wichtig und obligatorisch galt die Ableistung der Gesellenwanderung, die zwischen zwei und sechs Jahren dauern konnte.

Für Unruhe sorgten die gegen Ende des 17. Jahrhunderts massenhaft nach Mitteleuropa drängenden italienischen Zinngießer, meist piemontesischer Herkunft, die durch ihren hartnäckigen Fleiß und sicheren Geschmack das bodenständige Gewerbe bedrohten. Der Haß auf die "welschen" Gesellen und Meister fand in Schmähworten seinen Ausdruck. In Österreich zum Beispiel nannte man sie "Katzelmacher", und die Volksmeinung leitete die Herkunft des Wortes von der angeblichen Vorliebe der Italiener für Katzenfleisch bzw. von ihrem Lieblingsfluch cazzo! (Penis) ab. Die Wissenschaft holte schließlich das Wort aus dem Reich der Phantasie in die nüchterne Wirklichkeit zurück: Der Ursprung sei eindeutig das Wort "Gatzlmacher", was "Hersteller von Geschirr aus Metall zum Schöpfen von Flüssigkeiten" bedeutete.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010

... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.

Siehe auch: