Frankl, Viktor Emil#
* 26. 3. 1905, Wien
Neurologe und Psychiater
Frankl ist der Begründer der Logotherapie und der Existenzanalyse bzw. der
"Dritten Richtung der Wiener psychotherapeutischen Schule" nach der
Psychoanalyse
Sigmund Freuds
und der Individualanalyse
Alfred Adlers.
Der Sohn eines Ministerialbeamten stand als Gymnasiast in Korrespondenz
mit Freud und publizierte bereits 1924 auf dessen Veranlassung seinen
ersten Artikel in der "Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse".
Er studierte Medizin in Wien (Promotion: 1930) und gründete hier sowie
in 6 weiteren Städten Jugendberatungsstellen für junge Menschen in
seelischer Not. 1930-1934 arbeitete er in der Psychiatrischen
Universitätsklinik, 1937 eröffnete er eine eigene Praxis als Facharzt
für Neurologie. Ab 1940 war er Vorstand der Nervenstation des
Rothschild-Spitals in Wien. Die Jahre 1942- 1945 verbrachte er im KZ.
Nach Wien zurückgekehrt, wurde
Frankl 1946 zum Primarius der neurologischen
Abteilung der Allgemeinen Poliklinik ernannt und lehrte an der
Universität Wien. Im selben Jahr veröffentlichte der begeisterte
Bergsteiger die beiden Bücher "Ärztliche Seelsorge, Grundlagen der
Logotherapie und Existenzanalyse" und "Ein Psychologe erlebt das KZ",
die ihn schlagartig berühmt machten.
Frankls Logotherapie ist sinnzentrierte
Psychotherapie. Seine positive Einstellung zum Leben, die Sinn-Lehre,
die er gegen die Sinn-Leere stellt, fand v. a. in Amerika große
Verbreitung. Allein das Buch "A Man's Search for Meaning" ("Ein Mensch
auf der Suche nach Sinn"), erschienen 1963, erlebte in den USA zahllose
Auflagen. 1970 wurde für
Frankl ein eigener Lehrstuhl an der US
International University in Kalifornien geschaffen. Daneben lehrte der
Logotherapeut in den USA noch an mehreren anderen Universitäten.
Seine Werke, rund 30 Bücher, wurden in 20 Sprachen übersetzt. Besonders
erwähnt seien "Homo patiens" (1950), "Pathologie des Zeitgeistes"
(1955), "Theorie und Therapie der Neurosen" (1956) und "Das Menschenbild
der Seelenheilkunde" (1971, 1975).
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992