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Ilse Krumpöck: Anton Ohme - Der Söldling Schönerers#

Ohme
Cover
Die Autorin ist bereits mit einer Reihe von Publikationen über das geistige Umfeld Ritter von Schönerers im Waldviertel hervorgetreten. So verfasste sie eine Biographie von Aurelius Polzer, einem Exponenten der „Los von Rom“- Bewegung und problematisierte die Rolle des Dichters und Schriftstellers Robert Hamerling als einem „Mitspieler“ in der unseligen deutschnationalen Bewegung. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit Anton Ohme, dem in Österreich und anderswo bislang ungekannten Anhänger und Helfer Schönerers. Der willfährige Söldling Schönerers wurde am 17. Oktober 1848 im nordböhmischen St. Georgenthal/Jiřetín pod Jedlovou geboren und starb am 13. Juli ("Heuert") 1908 in Zwettl, wo er jahrelang als Redakteur der deutschnationalen und antisemitischen "Zwettler Zeitung" gewirkt hate.

Lassen wir Ilse Krumpöck selbst über Anton Ohme sprechen:

"Dass gerade die weniger prominenten Schergen es waren, die Schönerers verhängnisvolle Visionen in die Realität umsetzten, ist kaum bekannt. Als Ideenlieferanten und Einflüsterer waren diese Provokateure für seine Partei jedoch unverzichtbar. Anton Ohme war einer von ihnen. Im Umfeld des Gutsherrn von Rosenau lebte er in seinem bedingungslosen Diensteifer, der mit maßloser Überheblichkeit, törichter Prahlsucht und böswilliger Bauernschlauheit einherging, auch seinen bodenlosen Hass auf alles Slawische aus, der in einer exzessiven Deutschtümelei ausartete. Seien es seine harmlosen Anregungen wie die Kaiser Josef-Huldigungen, das tradierte Maibaumritual oder die Sonnwendfeiern germanischen Ursprungs, die er aus Nordböhmen importierte beziehungsweise bewarb, oder seien es Unheil bringende Impulse wie die verbohrte Ideologie des Jahn'schen Turnens, der feindselige Antiklerikalismus oder sein rigoroser Antisemitismus - Anton Ohme sorgte für deren Verbreitung im Waldviertel und darüber hinaus. Dies gelang ihm vorwiegend über boshafte Denunziationen in seinem Sprachrohr, der „Zwettler Zeitung", die unter der Ägide seines Mentors Schönerer erschien und die wichtigsten Belege für die hier erhobenen Vorwürfe liefert. Um seine Leser davon zu überzeugen, dass es die Absicht „der Juden" sei, die „germanische Rasse" zu schädigen, bediente sich Ohme in seinem Blatt eines ruchlosen Systems der Verleumdung. Darüber hinaus erfand er skrupellose Berichte über jüdische Berufsgruppen aus aller Welt, die er geschickt mit unbedenklichen Nachrichten über regionale Ereignisse verknüpfte. Ziel seiner Hasstiraden war das Transferieren des anti-semitischen Feindbildes Schönerers auf „die Juden" im Allgemeinen. Ihnen wurden in Ohmes Zeitung pauschal böse Absichten wie Wucher und Habgier unterstellt, gleichzeitig wurden sie verallgemeinernd als heuchleisch, feige und verlogen beschrieben. Doch nicht nur alles Semitische, sondern auch alles Slawische subsumierte Ohme in seinem Hetzblatt mit moralischer Verwerflichkeit negativen Stereotypen und Klischees. Im Gegensatz dazu wurde die Person Schönerers, der die Zeitung finanzierte, in den Himmel gehoben und glorifiziert."

Wer das Buch mit den heutigen Augen liest, kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn er über den Eifer und Geifer eines halbgebildeten Agitators aus dem einst als "Ahnengau des Führers" apostrophierten Waldviertel unterrichtet wird. Die Lektüre macht Lust auf die weiteren einschlägigen Werke der Autorin.

Peter Diem