Backstage#
(Mally fällt mit Schneider in die Musik)#
Von Martin Krusche#
Eine kleine Serie flüchtiger Fotos mit meinem Mobiltelefon. Wie sehr ich diesen Begriff mag, seit ich in der Kunst lebe: Backstage. Es geht selbstverständlich um das, wofür er steht. Der ganze Betrieb hinter der Bühne. Ein Verdichten dessen, was gleich kommen wird. Und dieser individuelle Zugang zu den Leuten, die dann auf der Bühne stehen werden. (Oder daß man an einem Abend selbst Teil des Acts ist.)
Der Backstage-Bereich ist eine spezielle Welt in der Welt. Wer sich dort unangefochten aufhalten darf, gehört in der Regel zu den primären Kräften. Ich betone das inzwischen einen Hauch energischer als sonst, weil sich in den letzten Jahren gezeigt hat, daß allerhand unternehmungslustige Leute sich auf Trittbretter zu schwingen versuchen, um einfach so mitzufahren; oder das bewirtschaften wollen, was die primären Kräfte leisten. (Wir brauchen da langsam mehr Trennschärfe!) Aber ich schweife ab.
Die Session#
Der 12. November 2021 war ein Tag, an dem wir keinen Zweifel hatten, daß die Behörde unser öffentliches Leben demnächst radikal herunterfahren werde. Musiker Oliver Mally ist seit dem ersten Lockdown (im März 2020) damit beschäftigt, um Kontinuität zu ringen. Das verlangt unter anderem eine enorme Zähigkeit und hohe Frustrationstoleranz, weil bezüglich des Live-Betriebs andauernd nachgearbeitet werden muß.Ständig ändert sich was. Planungssicherheit ist zum Phantasma geworden. Zu jenem November-Abend in Gleisdorf kam aus Deutschland der Gitarrist Peter Schneider dazu. Die beiden Musiker haben inzwischen quer durchs Jahr erhebliche Wegstrecken absolviert, um jedes realisierbare Konzert zu spielen und so dem Publikum zu signalisieren: Wir verstummen nicht! Nichts hat geendet!
Ganz klar, daß das betriebswirtschaftlich nicht akzeptabel funktioniert. Doch was wir leben, muß sich ereignen können, egal, unter welchen Bedingungen. Das heißt, wir denken über Kompensationsmöglichkeiten nach, müssen auch nächste Modi finden, wie sich noch vorhandene Ressourcen effizient einsetzen lassen. Es hat große Bedeutung, die Dinge am Laufen zu halten, um das Einbrechen von Strukturen wo möglich zu bremsen und auszugleichen.
Der Groove#
Ich sitze dann selbst immer wieder staunend von der Bühne, um zu erleben, wie sich diese Magie entfaltet. Klänge. Erzählungen. Und dieses Dialogische, das sich wie ein merkwürdiger Lichtbogen zwischen den beiden Musikern aufspannt. Resonanz. Auf einander achten.Dieser Groove, der dann einen ganzen Raum ausfüllt. Dadurch wird das Publikum hereingeholt. Nach all den Jahrzehnten, die ich mit diesen Dingen vertraut bin, ist es mir immer noch etwas Rätselhaftes. Ich weiß nur: so geht das! Keine Ahnung, welche Instanz in uns wirkt, um uns derart schwingen zu lassen. Aber ich muß das ja nicht entschlüsseln. Es macht uns aus, es ist so, paßt!
Ein Detail#
Auf dem Foto, das Oliver Mally mit seinem Mischpult ausfüllt, sehen Sie rechts an den Kabeln Peter Fritz. Er ist nicht nur Veranstaltungsmanager im Gleisdorfer Kulturkeller. Den erfahrenen Tontechniker zähle ich aufgrund seiner Biographie und der Art seines Engagements ebenfalls zu den primären Kräften des Kulturgeschehens. Das bedeutet, er macht weit mehr als einen Job abarbeiten, handelt sehr wesentlich nach inhaltlich Optionen. Ein wichtiger Beitrag zum geistigen, zum kulturellen Leben einer Region.- Alle Fotos: Martin Krusche
- Mally & Schneider: 12.11.21 (Übersicht)
- Two Lane (Übersicht)
- Prisma (Kontext)
Kontext#
- Origami Ninja Association (Ein Denk- und Möglichkeitsraum, als Labor angelegt)
- Spielt's weiter!