Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Luis Siegl by KI
Luis Siegl by KI

Die 1970er: Strat#

(Ein Symbol)#

von Martin Krusche

Was die Crew des Projektes „Mini Fabula“ angeht, gehören wir alle der gleichen Alterskohorte an. Wir haben die 1950er gestreift, die 1960er als Kinder durchlebt, um Teenies zu werden, haben individuell unterschiedlich bestaunen dürfen, was eine Nachkriegsgesellschaft ausmacht.

In meinem Fall erschien es mir angemessen, über einige Dinge den Mantel des Schweigens zu breiten, wie heute Erde über jenen liegt, an die ich manchmal noch mit einem unversöhnlichen Gefühl denke. Das ist zum Glück nur eine Seite der Medaille.

Die andere handelt von diesem Glücksfall bezüglich des Zeitfensters und der Weltgegend. Ich meine, es war in der Menschheitsgeschichte erstmals und einzigartig neu, mit wie viel Freiheit, Sicherheit und wachsendem Wohlstand wir als junge Erwachsene ins eigen Leben hinausgehen konnten.

Genau davon handeln die 1970er sehr wesentlich im Aufbrechen alter Konventionen und sozialer wie kultureller Zusammenhänge. Im Entfalten der Popularkultur aus den Kräftespielen der 1960er heraus gingen geistige Horizonte und Möglichkeitsräume in schimmernden Kontrasten auf.

Außerdem waren wir auf breiter Basis die Protagonisten einer völlig neuen Form der individuellen Mobilität; motorisiert im Rahmen einer epochalen Volksmotorisierung. Hatte ich erst noch einen 500er Puch und danach einen Simca 1000 zusammengefaltet, konnte Fotograf Richard Mayr damals einen Meilenstein der jungen Keilform zu einem Monument seiner Unerschrockenheit aufrichten: VW Golf GTI, aus voller Fahrt senkrecht auf einem Acker abgestellt.

Marschik und sein Alfa. (Aus dem Privatarchiv)
Marschik und sein Alfa. (Aus dem Privatarchiv)

Und Kulturwissenschafter Matthias Marschik? Klassisch! Der war im Bertone-Coupé unterwegs. Aber weshalb hab ich hier eine KI angeworfen, damit sie mir Luis Siegl mit einer Stratocaster malt? Siegl ist ein Mehrsparten-Künstler und mit „Teglich Alois“ auch in der Musik aktiv. Er sitzt gerne am Piano, greift gelegentlich zur akustischen Gitarre. Weshalb nun die Strat?

Fender brachte sie 1954 auf den Markt. Sie setzte sich dann quer durch die 1960er mit enormer Wucht durch, fand in einigen Persönlichkeiten, wie etwa Jimi Hendrix, ihren Meister. Sie ist für mich die Leitikone jener Ära, in der ich vom Rock & Roll geprägt wurde.

Hier wäre auch noch Graphic Novelist Chris Scheuer zu nennen, der ebenfalls bei uns im Boot sitzt. Seine Stratocaster hängt stilgerecht an einem Röhrenverstärker von Marshall, der immer erst warmlaufen muß, damit die Gitarre den passenden Klang hat. Fragt mich also jemand nach einem tauglichen Symbol der 1970er Jahre, sage ich ansatzlos: Fender Stratocaster.


Chris Scheuer mit seiner Strat. (Foto: Richard Mayr)
Chris Scheuer mit seiner Strat. (Foto: Richard Mayr)