Automotive 14: Nach dem Lockdown#
(Arbeit auf Risiko)#
von Martin KruschePandemie und Lockdown haben uns dieses Arbeitsjahr gründlich durcheinandergewürfelt. Das wurde gerade an „Mythos Puch VII“ gut sichtbar, denn ich bin inzwischen bei der vierten Konzeption angelangt, die in eine Praxis übersetzt werden soll. (Läuft schon!) Das ergibt sich derzeit aus der Zusammenarbeit mit Manuel Wutti. Diese Kooperation hatte ihren Auftakt im Neustart des Puch Club Magazin. Nun ist eine Veranstaltung in Vorbereitung, die am Samstag, dem 17. Oktober 2020, in der Oststeiermark stattfinden soll; falls der Lauf der Dinge uns dieses Projekt nicht kippt.
Aber genau das sind momentan die Bedingungen quer durch verschiedene Metiers: Arbeit auf Risiko. Wir arbeiten derzeit übrigens an einer Motorsportveranstaltung mit Youngtimer-Fahrzeugen, also an einem Klassiker-Treffen. Den Auftakt zu derlei Meetings machte eben erst Micky Tieber mit seinen „Alltagsklassikern“; siehe dazu meine Notizen: (Link) Ja, Leute, ich kenne die Einwände. Wo es um Kraftfahrzeuge geht, wird gerne ökologisch argumentiert.
Klima und Konzentration#
Die Skepsis im Ökologischen ließe sich übrigens auch auf die Server-Farmen anwenden, dank derer Facebook läuft, Google nutzbar ist und die meisten unserer Websites aufgesetzt wurden, Online-Services wie Email eingerechnet, dank derer man mir diese Einwände zustellen kann.Da tut sich also ein größerer Zusammenhang auf, wenn wir die Gewohnheiten einer so wohlhabenden Gesellschaft bezüglich unserer ökologischen Fußabdrücke untersuchen. Siehe dazu den Fußabdruckrechner des Ministeriums: (Link) Aber ich hab an der Debatte hier im Moment gar kein Interesse. Gewichtige Themen verlangen nach Konzentration. Wir gewinnen keine Klarheiten, wenn wir alles beliebig kombinieren.
Am 7. Juli des Jahres hab ich so eine thematische Schlamperei notiert, als jemand verkündete: „wir brauchen einen klimagerechten Kunst- und Kultur-Diskurs“. (Quelle) Das ist inhaltlich ein sagenhafter Unfug, der hoffen läßt, die Person hat vom Klimadiskurs eine relevante Ahnung, denn im Kunstdiskurs taugt dieser Ansatz gar nichts.
Was wir brauchen, ist Genauigkeit in der Behandlung brisanter Fragen, statt einer im Vorbeigehen geübten Sprücheklopferei, die kompetenten Umgang mit großen Themen simuliert. Was wir uns in der Sache vornehmen könnten, ist eine Präzisierung.
Ich bin überzeugt, die individuelle Mobilität einer ganzen Bevölkerung durch massenhaften Privatbesitz von Kraftfahrzeugen – eine Besonderheit des 20. Jahrhunderts – hat ein Ablaufdatum. Wir werden unsere persönliche Mobilität beibehalten, sie wird sich aber auf andere Konzepte und technische Lösungen stützen.
Zugleich sind Kraftfahrzeuge im vorigen Jahrhundert zu einem General-Fetisch vieler Gesellschaften geworden und sind Artefakte komplexer kultureller Zusammenhänge. Genau in diesem Sinn werden, so vermute ich, Klassiker-Treffen und Motorsportveranstaltungen weiterhin eine Funktion haben und attraktiv sein, selbst wenn unsere Enkel und Urenkel den Automobilismus a la 20. Jahrhundert längst hinter sich gelassen haben.
Unsere Arbeit#
Kunst Ost ist seit einigen Jahren einem speziellen Themenbogen und den bestehenden Querverbindungen seiner Elemente gewidmet: Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst. Darin ist ein allgemein gering geschätztes Thema enthalten: Volkskultur in der technischen Welt. Das hat eine spezielle Hintergrundfolie. Wir leben seit rund 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution. Die hat in der Steiermark besondere Bezugspunkte. Das beginnt mit den England-Reisen des Erzherzog Johann von Österreich.Dabei beschleunigte dieser Prozeß permanent, so daß sich innerhalb meiner Lebensspanne gleich zwei industrielle Revolutionen ereignet haben. Das hat weitgehend versenkt, was sich als „Ehre des Handwerks“ beschreiben läßt, hat es in Nischen geschoben. Es betrifft auch jene Ära, in der die Maschinenwissenschaften aufkamen, da sich in der technischen Fertigung die Wege von Werkmeister und Ingenieur trennten. Manufakturen wurden zu Fabriken.
Wir sind längst in der Vierten Industriellen Revolution angekommen, während wir in den 1970ern die dritte, die digitale Revolution absolviert haben. Was uns rüttelt, wurzelt in einem komplexen Kräftespiel. Das hier erwähnte Tempo technischer Entwicklungen, bei dem wir keine Adaptionsphasen mehr haben, wird von einem Mangel an Verteilungsgerechtigkeit durchzogen, was den Druck auf wohlhabenden Länder erhöht.
Zugleich kann ich bloß staunen, wie geschmeidig dem Gemeinwesen auch weiterhin Mittel entzogen werden, wo Geld Geld verdient und Steuerflucht sich offenbar kaum bremsen läßt. Diese Liste ließe sich fortsetzen, was ich mir sparen kann, weil man sie an jeder Ecke für ein paar Cent bekommt.
Für die kommenden Jahre#
Wie erwähnt: Konzentration! Niemand ist alleine schlau und überall für Beiträge von Relevanz zu gebrauchen. Wir haben alle die Freiheit, Themen zu wählen, für die wir uns zu engagieren verstehen. Was Kunst Ost angeht, ist das – wie oben betont – der Zusammenhang von Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst.Dazu gehört ein abschnittweises Wechselspiel zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Dieser Modus hat sich die letzten Jahre bewährt. Dabei haben sich Felder aufgetan, die eine Wissens- und Kulturarbeit ermöglichen, bei der beteiligte Kräfte vieler Metiers eine Rolle spielen, der Handwerker und Hackler ebenso wie der Akademiker.
Im Oktober 2020#
Manuel Wutti, der neue Herausgeber des Puch Club Magazin, ist treibende Kraft eines Teams, welches eine Motorsportveranstaltung organisiert. Das hat seine Verzahnung mit Mythos Puch VII, wobei im Web ein Stück der Geschichte des Mopeds aufgeblättert und erläutert wird. Siehe dazu: (Link)Samstag, der 17. Oktober 2020
PS Racing Center Greinbach
8230 Greinbach, Industriepark 248
(Auf Facebook)
Hintergrund#
Bei Mythos Puch VII kommt gerade eine spezielle Archivarbeit zur Wirkung. Ferdinand Micha Lanner, profunder Kenner des Themas, verfügt über ein phänomenales Archiv, das vermutlich einzigartig ist. Ein Teil davon ist im Internet in der „Zuckerfabrik 24“ verfügbar. Einige Mappen mit unveröffentlichtem Material hat uns Lanner zur Aufarbeitung geliehen.Micky Tieber und seine „Alltagsklassiker“ hab ich hier schon erwähnt. Mit „Garagenliebling“ Gerhard Szamuhely bin ich laufend im Austausch. Mit Brand Manager Norbert Gall („Fette Beute“) verbindet mich eine lange Geschichte.
Neben diesen Bereichen der Telepräsenz, wobei wir uns gelegentlich auch real begegnen, sind da noch die Altmeister, wie sie weiterhin an ihren Projekten arbeiten. Menschen, die das gemacht haben, womit wir uns teilweise befassen: Puch-Fahrzeuge entwickelt, gebaut, getestet, verfeinert.
Männer wie mein Mentor Fredi Thaler oder wie Manfred „Hasi“ Haslinger, der in den Puchwerken im Versuch tätig war. Sie alle unterstützen einander, ungesichertes Wissen dingfest zu machen und Klarheit über dieses 20. Jahrhundert zu erlangen, das uns in die Vierte Industrielle Revolution fallen ließ.
- Alltagsklassiker (Tieber)
- Fette Beute (Gall)
- Garagenliebling (Szamuhely)
- Mythos Puch VII (Krusche)
- Puch Club Magazin (Wutti)
- Zuckerfabrik 24 (Lanner)
Querverweis#
Zu den versierten Kräften dieser Art gehört in einem anderen Bereich unserer Aktivitäten Wissenschafter Hermann Maurer, mit dem ich eben einen „Neustart im Juli“ (Kultur- und Wissensarbeit nach dem Lockdown) angegangen bin.- Automotive (Text-Übersicht)
- Mythos Puch VII im Austria-Forum
- Mensch und Maschine, Phase II