Moped 002: Vorboten (Kolibri und Styriette)#
von Martin KruscheWenn von Mopeds die Rede ist, dann von einer gesetzlichen Kreation. Technisch war alles schon da, als in den 1950er Jahren ein Stück der Volksmotorisierung Europas mit einem hochgehenden Moped-Boom erheblich vorankam. Dieser Boom hat bis heute nicht geendet.
Was das Moped technisch ausmacht, ist als Thema seit Beginn einer nennenswerten Serienproduktion in Arbeit. Diese erste Phase, wo von Kleinserien zu reden wäre, sehe ich etwa zwischen 1905 und 1910 angeordnet. Danach machten Produktionstechniken erhebliche Sprünge, so auch die Stückzahlen.
Ab dem Jahr 1908 boten die Puchwerke ihre leichte Einzylindertype „Kolibri“ (2 HP) an, die es schließlich auch als etwas schwerere Zweizylinderversion gab. Dieses Fahrzeug ragt in der Werksgeschichte heraus. Experte Fritz Ehn nennt es einen „Urahn der Volksmotorisierung“. Den Kolibris waren 1907 schon einige sehr leichte Modelle vorangegangen.
Die gesamte Kraftfahrzeuggeschichte ist reich an Beispielen, wie Fahrräder mit kompakten Motoren aufgerüstet wurden, respektive möglichst leichte Motorräder auf den Markt kamen. Für unser Moped-Projekt ist die Puch Styriette von 1938 beachtenswert. Der erste Einkolben-Zweitakter in der Puch-Geschichte.
Medial taucht die Styriette ebenso als „Das motorisierte Fahrrad“ wie auch als „Volksmotorrad“ auf. Ein „Motorfahrrad“, bei dessen Motor man ein Tretlager mit Tretkurbel findet. Der Hubraum von 60,3 ccm entläßt 1,3 PS. Ein Öl-Benzingemisch im Verhältnis von 1:25 sorgt dafür, daß alles glatt läuft. Zum stabilen Herrenmodell gibt es auch ein Damenmodell mit Durchstieg.
Bevor also im Jahr 1954 die Puch MS 50 herauskam und auf dem Mopedsektor eine österreichische Marktdominanz einleitete, gab es diesen Fahrzeugtyp längst. Damals waren sich viele Techniker einige, daß es für die Tretkurbel keinerlei technische Notwendigkeit mehr gab, der Gesetzgeber einfach zu langsam sei, um sich auf der Höhe der Zeit zu betätigen.
Wer je versucht hat, mit einer Stangl-Puch ohne Motorkraft nachhause zu strampeln, wird das ebenso bestätigen, wie es selbst auf dem Maxi keine realistische Option ist. Bliebe bloß noch das Argument, man könne beim Bergauffahren via Tretkurbel seine Chancen verbessern.
Ein schwaches Argument, vor allem wegen der Sitzpositionen, die beim Moped ein Durchstrecken der Beine im Runtertreten nicht zulassen. Egal, die Tretkurbel war damals schon eine Reminiszenz und hat sich mit der Zeit, nein, mit Gesetzesnovellen erledigt.
Das Moped ist demnach in einer sanften, sehr langen Ereigniskurve aufgetaucht. Es war schon in den frühen Jahren des Motorrades angelegt. Neben der technischen Raffinesse, die auf diesem Gebiet oft gezeigt wurde, ist es vor allem für eine soziale Revolution gut gewesen.
Es war schon das Fahrrad eine enorme Konstruktions- und Kulturleistung, wenn man bedenkt, wie viel mehr an Wegstrecke aus der menschlichen Muskelkraft durch so eine Maschine gewonnen werden kann; im Vergleich zum Gehen. Durch einen geradezu winzigen, gebläsegekühlten Motor (wie den der Puch MS 50) wurde die Relation von Energieaufwand und möglicher Wegstrecke um Quantensprünge gesteigert. Damit war die individuelle Mobilität für breite Bevölkerungsschichten in eine völlig neue Dimension gerückt worden.