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Notiz 065: Schaufensterordnung#

(Zeit.Raum: Slot II, Vorlauf II)#

von Martin Krusche

Als gewesener Lehrbub habe ich in meinen biographischen Archiven unter anderem diesen Klassiker vorrätig: Wenn im Schaufenster etwas verrutscht oder runterfällt, muß das umgehend behoben werden, weil es sonst bei der Kundschaft einen schlechten Eindruck macht. Diese Erinnerung lagert neben der Notiz, daß der im Schaufenster genannte Preis verbindlich ist. War ein Buch versehentlich zu billig ausgezeichnet, mußte der Kundschaft auf Verlangen dieser geringere Betrag eingeräumt werden.

Bild 'Notiz065a'

Als wir mit unseren Arbeiten in den „Zeit.Raum“ einzogen, herrschte strahlender Sonnenschein, was Monika Lafer mit hochgezogener Augenbraue quittierte: blöd beim Fensterputzen. Sie setzte ihre erste Episode in den Einser-Slot, ich bloß ein Aviso, das 14 Tage bleiben sollte, in den Zweier-Slot. Damit war ein Zeitversatz zu erreichen, um die jeweils vier Wochen einer Episode in den Slots nicht am gleichen Wochenende abzuschließen.

Die Tage danach wurde es kalt und regnerisch. Ich vermute, diese Temperarturverhältnisse lösten den Klebstoff meines Bildes, das im Rahmen herunterrutschte. Nun also der Memory-Effekt in meinem alten Lehrbuben-Ich: das kann so nicht bleiben. Gut, in prozeßhafter Arbeit ist jede Zustandsänderung relevant. Das verrutschte Bild hat also sein Gültigkeit, ergibt visuell ein anderes Motiv.

Bild 'Notiz065c'
Bild 'Notiz065b'

Dennoch mußte ich diesen Status ändern und brachte ein neues Bild, das auf spezielle Art zum Themenschwerpunkt des Zweier-Slots paßt: „Die Ehre des Handwerks“. Es ist eine Fotografie jener Puch-Voiturette von 1900, die als verschollen gilt. Das erste Automobil von Johann Puch war ein Unikat und logischerweise solide Handwerksarbeit. Ich nehme an, daß ein zugekaufter Motor verwendet wurde, aber wir wissen es nicht genau, da Dokumente zu diesem Fahrzeug fehlen.

Allerdings hatte sich Puch in jenen Tagen schon mit Motorenentwicklung befaßt. Doch die Quellenlage gibt dazu nichts her. Es sollte damals noch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis die Zweite Industrielle Revolution einsetzte. An diesen frühen Fahrzeugen war also klassische Handwerksqualität zur Wirkung gekommen. Kompetenz diesseits von Massenfertigung.

Das Fahrzeug auf dem Foto symbolisiert also eine Phase der Transition, die ab 1909 massiv einsetze und mit dem Großen Krieg (ab 1914) die Welt in einen anderen Zustand gebracht hat. (Dem folgte in den 1970ern mit der Digitlen revolution ein weiterer derart fundamentaler Umbruch.)