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Schächte: Axiom#

(Von einem Moment in der Randlage)#

von Martin Krusche

Jeder dieser Schächte barg einst eine über 50 Meter lange Maschine, mit der gesponnen wurde. Die Schächte, Wange an Wange, sind Teil eines rund 800 Meter langen Hallenkomplexes. Dieses Albumblatt gehört zu einem Prozeß, der sich als ein kollektives Ereignis abzeichnet. (Das Objekt ist die vormalige Textilfabrik Borckenstein im steirischen Neudau.)

Die Erkundung verlassener Räume gehört für mich zu den spannendsten Möglichkeiten, um einer Region, einem Ort nahezukommen. Reste und Gerüche. Spuren und Splitter. Sätze und Wortfetzen. Von Boris Groys hab ich die Annahme bezogen, jedes profane Phänomen könne nur dann aufgewertet werden, wenn wir es in das kulturelle Gedächtnis nach dessen Regeln eingliedern können.

Das tun wir, wenn wir so einen Ort durchstreifen. Wir saugen uns mit Eindrücken voll und in uns ereignet sich dieses Sortieren, Changieren, so manche Rochade, so manche Irritation. Die Eindrücke, gemäß den individuellen Wahrnehmungserfahrungen sortiert, werden nun mit den vertrauten Regeln des kulturellen Gedächtnisses abgeglichen.

Das ergibt allerhand Akkorde, das wirft Interferenzen auf, das stanzt Fragen in ein Ensemble. Hier beginnt dann mitunter das, was in eine künstlerische Praxis überleitet. Aber diesen Beginn werte ich noch nicht als Werk.

In der Notiz zum Auftakt eines möglichen Prozesses heißt es: „Künstler Joachim Eckl folgte meiner Bitte: ‚Mach mir eine Pose!‘ Nein, keine Installation, keine Intervention, keine Minuten-Skulptur, also kein Kunstwerk, sondern bloß eine flüchtige Markierung und somit eine Notiz. Der Moment in einem Prozeß, aus dem ein Kunstwerk hervorgehen könnte, während wir in völliger Randlage, in einem verlassenen Industrie-Komplex, einen Indoor-Wandertag absolviert haben.“ (Quelle: Link am Seitenende!)

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Mit dem Begriff Axiom habe ich früher schon einmal gearbeitet und bin zu keinem Ende gekommen. Der Ausgangspunkt liegt im Unmut über jene Agonie, die sich in Gemeinschaften einstellt, wenn Mensch sich nur noch mit der Pflege des Status quo befassen wollen. Daraus könnte man in Nischen nächste Deutungen und einen „Next Code“ ableiten. Gelingt das nicht, taugt das Ergebnis solcher Bemühungen nichts, brauche ich ein Axiom. Eine neue Annahme, die nicht aus Bestehenden abgeleitet wurde.




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