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Letzte Durchsicht der Exponate
Letzte Durchsicht der Exponate

Amselsturm: Der Schlußakzent#

(Ein Übergang)#

von Martin Krusche

Für den 30. August 24 war im südsteirischen Großklein eine abschließende Session angesetzt. Die handelte von der Begegnung mit einigen Gästen, dem Abhängen der Exponate, von Gesprächen über mögliche Folgeschritte.

Dazu kam, daß für den 1. September eine Ausstellung mit Bildern und Objekten von Angela Bäck angesetzt war, die Künstlerin demnach mit ihren Werken ankam. Ich mag solche Praxis der Kontraste, womit sich am Set ganz unterschiedliche Zugänge zeigen, verschiedene Betrachtungsweisen, was in der Folge zu anregenden Gesprächen führt.

Das ist für mich ein wesentlicher Aspekt der Kulturarbeit. Dieses Geschehen über individuelle Möglichkeiten hinaus. Das Beleben eines geistigen Raumes, in dem sich Kontinuität der Diskurse zusammenbraut.

Diese Option verwies in jenem Moment auf zwei unmittelbar anschließende Ereignisse. Autorin Eva Surma, die für den „Amselsturm“ kuratorisch verantwortlich gewesen ist, hatte zuvor schon Kolleginnen zu „Frauen schreiben am Meer 2024“ in das kroatische Mareda eingeladen. (Mona Luminita mit von der Partie.)

Das ist ein Vorhaben der IGfem Bezirk Leibnitz, welches mit dem 7. September 2024 verknüpft wurde. Ein Auftritt von Marlene Streeruwitz im südsteirischen Retzhof, auf Einladung der IGfem, was zugleich den Abschlußabend für den Mareda-Schreibworkshop der Frauen bedeutet.

Eva Surmas (links) und Mona Luminata.
Eva Surmas (links) und Mona Luminata.
Von links: Monika Lafer, Heinz Payer und Siegi Kleindienst
Von links: Monika Lafer, Heinz Payer und Siegi Kleindienst

Derweil hatten Maler Heinz Payer und ich zu tun, der weiteren Arbeit am „Official Bootleg“ passende Konturen zu verleihen. Wir waren ja Gastkünstler beim explizit feministisch angelegten „Amselsturm“ gewesen. Was dann an der Session in Großklein einmal mehr klar wurde, möchte ich „Die semantische Frage“ nennen. Was genau bezeichnet der Begriff, wenn jemand Feminismus sagt? Dabei stülpt sich jedes mal ein großes Themenfeld auf, von dem sich vorab nicht sagen läßt, wie tief und genau jemand in dieses Thema hineingehen will.

Daher halte ich es für nützlich, daß wir eine Grundbedeutung des Wortes kennen, mit der sich ein Angebot machen läßt, welche weiteren Aspekte jemand erörtern möchte. Es scheint mir naheliegend, daß Männer und Frauen dabei höchst unterschiedlich vorgehen. Das war auch an jenem abschließenden Abend leicht herauszufinden. Ich denke, wir bleiben stets in Gefahr, dieses „Was es ist“ als Überbau für ein „Was ich meine“ zu nutzen. (Es bliebe problematisch, das zu verwechseln.)

Aus Christa Schneider: „Einige Bemerkungen zur Selbstbestimmung von Frauen“
Aus Christa Schneider: „Einige Bemerkungen zur Selbstbestimmung von Frauen“

Dazu paßt gerade, was Christa Schneider Anfang der 1990er in „Einige Bemerkungen zur Selbstbestimmung von Frauen“ betont hat. Diese Fähigkeit zur Durchsetzung von Sprachregelungen. Also: Definitionsmacht. (Nachzulesen in der Anthologie „Was Philosophinnen denken“.)

Zugleich gehe ich davon aus, daß es mit dem Feminismus ähnlich ist wie mit der Kunst. Man erschließt das Thema nicht über einen einzelnen Begriff sondern über laufende Debatten, bei denen man auch mit Widersprüchen und Dissens rechnet. Das nimmt der Sache kein Gewicht, sondern gehört wesentlich zu menschlicher Gemeinschaft; daß eben auch über Widersprüche und Dissens sowas wie „gesellschaftliche Realität“ entsteht. (Die kann immer nur temporäre Fassungen haben.)

Wenn Schneider Sprachregelungen betont, nicht Begriffe, deute ich das in diesem Sinn. Das ist einer der Gründe, weshalb ich das prozeßhafte Arbeiten bevorzuge. Es bietet mir stabilere Ergebnisse. Nun also der absolvierte „Amselsturm“ und mögliche Konsequenzen. So gibt im Augenblick unsere „Konvergenzzone“ den Rahmen für das, was in der Schwebe bleibt.

Angela Bäck schließt direkt an.
Angela Bäck schließt direkt an.

Eva Surma, Monika Lafer, Mona Luminata, Heinz Payer und ich repräsentieren nicht nur eine Gechlechterdifferenz, sondern verkörpern auch einen Bogen quer durch sehr verschiedene Lebenswege und Lebensabschnitte. Biologische und soziale Merkmale unterscheiden uns, biografische Eigenheiten sowie unterschiedliche Lebensstandards ergeben in dieser Runde ein spannende Gemengelage. Und weiter? Das wird sich zeigen...

Weiterführend#