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Jedes Bild#

(…ist besser, wenn es groß ist)#

Von Martin Krusche#

Der Titel dieses Kapitels ist ein Mayr-Zitat aus dem Gespräch, von dem ich hier erzähle. Als Jörg Klauber über den Hof heraufkam und ich ihm vom Fenster aus den richtigen Hauseingang anzeigte, fiel bei uns eben der erste Schnee des Jahres. Das ist so ein Tag, wo einem via Social Media dann eine Flut von Fotos entgegenströmt, die folgendes Sujet zeigen: der erste Schnee.

Richard Mayr (links) und Jörg Klauber.
Richard Mayr (links) und Jörg Klauber.

Wir hatten uns für diese Zusammenkunft im Büro von Richard Mayr freilich etwas subtilere Blicke auf den Lauf der Dinge vorgenommen. Klauber und Mayr sind beide erfahrene Fotografen, Klauber überdies ein Buchdesigner mit einer Leidenschaft für Typografie. Er wird das Buch „Wegmarken“ gestalten.

Das ist der Auftakt im nächsten Abschnitt einer Team-Situation. Oft eine Art Stunde der Bekenntnisse. Ich legte auf den Tisch, daß ich den beiden Experten für visuelle Codes in die Gestaltungsfragen nichts reinreden werde. Mayr erwähnte: „Du kannst mir zu den Bildern alles sagen. Mich kannst‘ mit Kommentaren nicht beleidigen.“

Ich hab hier vermutlich ohnehin schon erwähnt, was ich so an der Arbeit mit vorzüglichen Leuten schätze. Man verbraucht keine Energie für Rang-Spiele und Ego-Zustände, sondern kann sich darauf konzentrieren, die gewählten Aufgaben in ein adäquates Ergebnis zu übersetzen.

Mediengeschichte#

Zwischendurch ein Momentchen Mediengeschichte. Klauber sagte: „Ich komme noch aus der Dunkelkammer.“ Mayr: „Wer nicht? Aber der Staub hat mich wahnsinnig gemacht.“ „Welcher Staub?“ fragte ich. Mayr: „Jedes Flankerl stört.“ Dann erinnerte ich mich, denn mein Vater ist Hobbyfotograf gewesen. Das Einschieben der Filmstreifen über die Optik des Vergrößerungsapparates… Genau! Jedes Staubkorn macht sich auf dem Fotopapier bemerkbar. (Es ist heute im Scanner nicht anders.)

Die Männer debattierten Umsetzungsdetails und sprachen über das optimale Buchformat im Rahmen des verfügbaren Budgets. Ich hatte einen Stapel von Büchern in ganz verschiedenen Formaten mitgebacht, weil mir schien, dieser Arbeitsteil ist leichter zu absolvieren, wenn man etwas in die Hand nehmen kann. Mir nutzten Angaben wie 21 x 21 Zentimeter oder 23 x 20 Zentimeter überhaupt nichts. Ich brauche das per Objekt.

Bild 'bank008b'
Bild 'bank008c'

Es fiel schließlich eine Entscheidung, zu der Klauber meinte: „Eine kompakte Mitte.“ In all dem sind die vordergründigen Aspekte gut bespielbare Flächen für den Satzspiegel und die Inszenierung der Fotos, eine attraktive Erscheinung, aber auch Handlichkeit des Gegenstandes Buch. Dazu kommt das Format der Druckbögen und somit… Klauber: „Das Format ist gut im Verhältnis zum Druckbogen, da hat man wenig Verschnitt.“

Werkzeuge#

Es gab dann noch eine kleine Plauderei über das Werkzeug. Mayr arbeitet unter anderem mit einem Objektiv, das für mich aussieht, als sei es ein kleiner Satellit, den man umgehend ins All schießen könnte. So schwer kommt es mir auch vor. Bei der Ausrüstung scheint mir völlig klar, warum der Mann gut in Form ist. Entweder es kommt von diesem schweren Zeugs oder man muß sich derart fit halten, um damit arbeiten zu können.

Das Teil kann „shiften“ und „tilten“, lauter so Sachen, um bei Bedarf schon vor der Fotografie manche Verzerrung auszugleichen und Linien zu korrigieren. Klauber erzählte grinsend, daß er einmal mit Naturfotografen zu tun hatte, die meinten, sie seien auch der Architekturfotografie gewachsen. Es hatte zur Folge, daß er bei der Bildbearbeitung fürs Buch die unzähligen Fenster einer Schloßfassade mühsam zurechtrücken mußte. „Architektur fotografieren, das ist sehr anspruchsvoll“, sagte er.

Ich bin allerdings am meisten in Mayrs Drohne vernarrt, weil mir das aus meiner Kindheit nachhängt: das Fliegen ist Magie. Seinerzeit konnte man hauptsächlich Freiflugmodelle und „Fesselflieger“ zu sehen bekommen. Die Fessler knatterten an langen Drahtseilen im Kreis, so daß dem Piloten schwindlig wurde, weil er dazu permanent Pirouetten drehen mußte. Funkfernsteuerung war dagegen die Oberliga.

Heute gibt es winzige Viecher, die sich per Mobiltelefon steuern lassen. Mayrs Foto-Drohne ist ja nicht gar so viel größer, wird mit eingeklappten Armen in einem Köfferchen verwahrt. Die Steuereinheit ist sehr handlich, also gar klein. Der Brummer macht beeindruckende Strecken und findet eigenständig zurück. Mit der drangeschraubten Hasselblad läßt sich vorzüglich arbeiten; wenn man’s drauf hat. Siehe dazu: „Fluggerät“ (Die ewige Magie)

Naja, ich schweife ab. Das Buch. Wir arbeiten dran. Wie auch an verschiedenen thematischen Nebenlinien. Ich werde diese Leiste mit dem kommenden Kapitel abschließen, das von einer privaten Kapelle, von Trakehnern und von einer kleinen Assoziationsflut handelt. Wir sind hier mit einer kollektiven Form der Wissens- und Kulturarbeit befaßt. Das ist stets auch eine Arbeit am ganzen Leben mit eben dieser Fülle von Assoziationen und Querverbindungen.