Sicherungskopie, Episode X#
(Das Set in der Gasse)#
von Monika LaferSicherungskopie vol. 10: Ein Stillleben.
Nature morte. Still life. Still alive… und Update
Ein ausrangierter Sessel mit allerhand verrottetem Pflanzenmaterial auf der Sitzfläche steht in einer Wildnis. Daneben liegt ein Ball, der vermutlich im Dickicht vergessen wurde. Der Ball erinnert ein bisschen an eine Kristallkugel, ist aber aus Leder.
Stillleben#
Hier ist also ein Stillleben inmitten der Natur zu sehen. Es befindet sich an einer markanten Grenze, nämlich jener zwischen der Wiesenfläche und dem Bereich, der bebaut werden soll. Die BH Weiz hat allerdings diesen eingezäunten Bereich (hier soll eine Wohnanlage errichtet werden) mittlerweile als Wald definiert.- Die Bürgerinitiave Wake Up Gleisdorferreichte mittlerweile über 3000 Unterschriften.
- Auch hier gibt es erste Erfolge zu vermelden: (Link)
Als Sicherungskopie des Biotops am Ende der Schießstattgasse wurde auf verschiedene Weise Material aufbereitet, das einem Backup nahe kommt: Samen der Gräser wurden gesammelt, Fotos, Aquarellskizzen und Zeichnungen des Biotops gemacht, Lagepläne erstellt, Stecklinge der Bäume und Sträucher an anderer Stelle eingesetzt (siehe Foto), usw.
Der Begriff des Stilllebens konnte sich erst im 19. Jahrhundert durchsetzen, nachdem er seit dem 17. Jahrhundert sporadisch verwendet worden war. (Gian Caspar Bott, Stillleben, Köln 2008, S.7.) Weitere Bezeichnungen sind nature morte oder still life. Das Repertoire der arrangierten Szenerien, die malerisch umgesetzt werden, ist in den meisten Fällen ein sehr zeittypisches. Man denke an die Gemälde des Barocks mit ihren Prunkgefäßen oder an Andy Warhols Suppendose.
In diesem konkreten Fall wurde dem schon jahrelang vorhandenen verblassten Sitzmöbel ein Lederball zur Seite gestellt. Die Äpfel und die Blätter auf der Sitzfläche sind mittlerweile das, was der französische Begriff nature morte meint, nämlich tot. Die restliche Umgebung ist erstaunlich lebendig, kaum jemand hätte erwartet, dass das Stück Wald noch immer an Ort und Stelle ist. Man wird sehen – aber nicht in der vermeintlichen Glaskugel. Sondern ganz konkret, wenn geklärt wird, was mit diesem wunderbaren Stück Natur geschehen wird.
Update#
Klar hingegen ist, was an anderer Stelle in Gleisdorf passieren wird: Das Wasserkraftwerk Gliederwehr wird erneuert und soll 30% mehr grünen Strom als bisher erzeugen können. 1951 wurde es errichtet, 70 Jahre später müsste die gesamte Wehranlage aufgrund wasserrechtlicher Bestimmungen rückgebaut oder renoviert werden. Die Feistritzwerke, ein Tochterunternehmen der Stadtgemeinde Gleisdorf, kaufte die Anlage und wird das Kraftwerk für 1,2 Millionen Euro zeitgemäß in Stand setzen. (Quelle)Hier ist die Vorgehensweise einer Sicherungskopie ähnlich, allerdings geht es hier um Verbesserung und Modernisierung (Update) und nicht um rückstandsloser Zerstörung des vorhandenen Materials. In der digitalen Welt ist man bei Updates gut beraten, Backups zu erstellen – das wird nun auf den analogen Bereich übertragen.
Den Beginn der künstlerischen Sicherungskopie macht eine Bleistiftzeichnung, die nahe der Einfahrt des Geländes einen Ausschnitt des Areals zeigt: Man sieht hier einen Teil der Abgrenzung zum Mühlgang sowie ein Fragment des alten, 1951 errichteten Gebäudes. Eine Marmortafel zeigt die Initialen J.G. mit der Jahreszahl 1970, ein Hinweis darauf, dass der Betrieb von einer Generation zur nächsten überging.
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