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Auf dem Weg zur Quelle der Raab: Die Jausenstation „Waldmühle“ wurde an einem Platz erreichtet, wo einst eine Mühle bestand.
Auf dem Weg zur Quelle der Raab: Die Jausenstation „Waldmühle“ wurde an einem Platz erreichtet, wo einst eine Mühle bestand.

Raab: Wasserrad#

(Einige grundsätzliche Überlegungen)#

Von Martin Krusche#

Der Fluß Raab hat hoch über dem Ort Passail eine konkret ausgewiesene Quelle. Die kann man naturgemäß über eine Reihe verschiedener Wege erreichen. In diesem Quellgebiet sieht man unterwegs allerhand Bäche, die sich teils tief in den Boden eingeschnitten haben. So verdichtet sich das Wasser des Berges zum ersten Teil der Raab.

Bei der Quelle wurde ein kleines Wasserrad errichtet. Katharina Mayr hat mir ein Video davon zur Verfügung gestellt. Das mag manchen Menschen als nette Dekoration erscheinen. Doch dieses oberschlächtige Wasserrad, was bedeutet, die Wasserzufuhr kommt von oben auf die Schaufeln, ist historisch betrachtet eine radikale Kraftmaschine. Man könnte sagen: ein „Wassermotor“. Sie hat unsere Wirtschaft über Jahrtausende hinweg bewegt.

Das Wasserrad wird zur vielfältig nutzbaren Kraftquelle, weil es in gewissem Sinn ein Kranz von Hebeln ist. Die Hebelgesetze sind im dritten vorchristlichen Jahrhundert durch Archimedes von Syrakus definiert worden. Ihm wird ein Bonmot zugeschrieben, das die Wirkmächtigkeit des Zusammenspiels von Hebel und Angelpunkt verdeutlichen soll: „Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln“. (Es würde mich aber nicht wundern, wenn lange davor die Sumerer auch schon genau wußten, was das für Effekte sind.)

Den Video-Clip von Katharina Mayr finden Sie am Ende dieser Seite.
Den Video-Clip von Katharina Mayr finden Sie am Ende dieser Seite.

Die Achse/Nabe des Rades birgt den Angelpunkt. Der materialisierte Radius ist der „Hebel“. Je größer der Durchmesser des Wasserrades, desto mehr Drehmoment entfaltet sich am Angelpunkt. Diese Kraft kann mit einer Welle abgeleitet werden. Wenn ein Getriebe dran, gebaut wird, also ein Ensemble von Wellen und Zahnrädern, läßt sich die Drehbewegung der Achse in verschiedene Geschwindigkeiten umsetzen.

Ein Beispiel, um meine Metapher vom „Kranz der Hebel“ anschaulich zu machen: Heroldsmühle bei Heiligenstadt in Oberfranken (Foto: Reinhold Möller, CC BY-SA 4.0)
Ein Beispiel, um meine Metapher vom „Kranz der Hebel“ anschaulich zu machen: Heroldsmühle bei Heiligenstadt in Oberfranken (Foto: Reinhold Möller, CC BY-SA 4.0)

Das wäre beispielsweise eine zentrale Vorrichtung für historische Mühlen, Sägewerke oder Pumpen. Dazu käme außen noch ein Freifluter, eine Vorrichtung, um das Wasser abzuleiten, wenn das Wasserrad stillstehen soll. Leicht zu verstehen, daß diese Kraftquelle vom jahreszeitlich bedingten Wasserstand eines Gewässers abhängt und im Winter davon, was sich allenfalls an Eis bildet.

Ich sehe außerdem eine interessante Parallele zur nächsten Stufe von Kraftmaschinen. Ein Stromgenerator, in dem ein Läufer angetrieben wird, um zu rotieren, liefert uns elektrischen Strom. In der gleichen Anordnung kann man den Vorgang umkehren. Führt man Strom zu, rotiert der Läufer auch und man hat einen E-Motor, der etwa Fahrzeuge oder Schiffe antreiben kann.

Analog dazu liefert das Wasserrad am Bach Drehmoment und damit Beispiel Antriebskraft. Bei einem Schaufelraddampfer ist das Prinzip umgedreht, ein Motor bringt das Wasserrad zum Rotieren und das Schiff macht Fahrt. Schiffsschraube und Turbinenrad sind nächste Entwicklungsstufen solcher Vorrichtungen. Sie sind gewissermaßen Enkel und Urenkel der Turbine.

Damit will ich sagen: das Wasserrad bei der Raab-Quelle ist ein Denkmal der Mechanisierung unserer Welt, das eine Reihe bemerkenswerter physikalischer Effekte repräsentiert. (Würde es ein Vielfaches schneller laufen, müßten wir uns auch noch mit den rätselhaften Kreiselkräften befassen.)




Nach dem Wasserrad ist ein Getriebe angeordnet, um eine Pumpe zu betreiben: Painshill Park von Cobham in Surrey, England. (Foto: AndyScott, CC BY-SA 4.0)
Nach dem Wasserrad ist ein Getriebe angeordnet, um eine Pumpe zu betreiben: Painshill Park von Cobham in Surrey, England. (Foto: AndyScott, CC BY-SA 4.0)
Eine Buchminiatur aus dem 15. Jahrhundert zeigt ein Schaufelrad-Boot, das über Kurbelwellen von Hand angetrieben wird. (Bild: Public Domain)
Eine Buchminiatur aus dem 15. Jahrhundert zeigt ein Schaufelrad-Boot, das über Kurbelwellen von Hand angetrieben wird. (Bild: Public Domain)
William Turner malte eine Schaufelraddampfer, der „The Fighting Temeraire“ zum Abwracken schleppt. Ein Gemälde von 1839, als die Dampfmaschinenmoderne gerade 70 Jahre alt war (Bild: Public Domain)
William Turner malte eine Schaufelraddampfer, der „The Fighting Temeraire“ zum Abwracken schleppt. Ein Gemälde von 1839, als die Dampfmaschinenmoderne gerade 70 Jahre alt war (Bild: Public Domain)

Das Wasserrad bei der Raab-Quelle (Video: Katharina Mayr)