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Gelernt ist gelernt…
Gelernt ist gelernt…

Flocke: Lesezeit#

(Die Praxis der Zuversicht)#

von Martin Krusche

Das geistige Leben, in dem Kunstwerke entstehen, ist eine grundlegend andere Sphäre als der Markt. Das sollte man jemandem aus dem Kunstvölkchen nicht erklären müssen. Auch so allerhand Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Sphären sollten dabei keine Rätsel aufgeben. Logisch, daß künstlerischer Rang und Marktwert nicht eng zusammenhängen müssen.

Ich bin gelernter Buchhändler. Diese Branche, wie ich sie in den 1970ern gesucht und kennengelernt habe, gibt es längst nicht mehr. Gemessen am damaligen Status des steirischen Literaturgeschehens und seiner teils prominenten Akteurinnen wie Akteure möchte ich heute sagen: Unser Literaturbetrieb ist am Arsch. Er hat sich massiv zu unserem Nachteil verändert.

Ich beklage das nicht, sondern stelle es bloß fest. Seit ich ein Lehrbub gewesen bin, sind wir erstens als Gesellschaft der Industriemoderne in die Digitale Revolution gegangen. Danach wurden wir zweitens zu einer Gesellschaft der Spätmoderne, die in der Vierten Industriellen Revolution angekommen ist.

Nur ein Agent der Blödheit kann annehmen, daß sich Kunstbetrieb und Markt dabei nicht radikal verändern sollten. Da mag man sich nun ins Jammertal zurückziehen oder darauf strategisch reagieren. Immerhin gibt es auch in den großen Konzernen noch immer engagierte Leute, wie ich etwa mit Franz Neger beim ORF erleben konnte. (Siehe den Link am Seitenende!)

Dabei bleibt es unbenommen, sich an fulminante Nächte in Graz zu erinnern, wenn etwa Helmut Eisendle zu mir unter seiner Hutkrempe heraus grinsend sagte: „Gemma a Kulturveranstaltung stören!“ Oder wenn Architekt Günther Domenig nicht zum letzten Mal polterte: „I bin da Dämonig!“

In solchen Nächten konnte man über einen glühend illuminierten Wolfi Bauer stolpern oder mit Franz Innerhofer auf einer Verkehrsinsel stranden. Peter Köck nicht zu vergessen, die mildeste Seele in meinem damaligen Umfeld, der mir erklärte, er sei ein „ontologischer Trinker“. Aber all das ist Geschichte. Wir haben ja eine ziemlich interessante Gegenwart!