
Flocke: Quote, Reichweite, Sendezeit#
(Hier Boulevard, da Nische.)#
von Martin KruscheWer würde zu diesen Optionen nein sagen? Ich aber meine: Langsam, langsam! In der Wissens- und Kulturarbeit bevorzuge ich es allemal, die Zwecke zu klären, denen wir Inhalte widmen wollen. Welche Inhalte? Ahaaaa! Zwei wichtige Kategorien: Inhalt und Zweck. Dann können wir ja gerne über die Mittel reden.
Sie kennen den großen Trend unserer Zeit: Man möchte fürs Berühmtsein berühmt sein. Aber das ist a) Boulevard und b) Arena (Circus Maximus). Dem kann man sich ja hingeben. Ist mir egal. Doch dann bitte ohne Guerilla Marketing und ohne die Marotte, sich unter die geklaute Flagge von Kunst und Kultur zu stellen.
Was immer in anderen Branchen gelten mag, in meinem Metier würde ich jedem Zampano sofort mißtrauen, wenn er – womöglich mit großer Geste – diese Reihung durcheinander bringt: Inhalt. Zweck. Mittel.
Ich laß mich von derartiger Schmutzkonkurrenz nicht bedrängen. Freilich könnte man das auch für den Kulturbetrieb geltend machen: Quote, Reichweite, Sendezeit mögen einem helfen, a) Meinungsbildung voranzubringen und b) Geschäfte zu machen, also c) Budgets zu lukrieren.
Mag ja sein. Aber ich traue diesem Modus nicht. War das in den letzten 50 Jahren erfolgversprechend, womöglich zielführend? Ich behaupte: Wo immer sich damit Nutzen generieren ließ, hat recht bald jener Schaden überwogen, der sich auftürmt, wo sich Leute in eben dieser Art Getriebe korrumpieren lasen. Das geschieht leider häufig.
Quotenkampf stützt sich eben auf Kampfmittel im Kampf um Aufmerksamkeit. Davon lebt der Boulevard. Wie es politisch keinen „sauberen Krieg“ gibt, bleibt auch in solchen Schlachten niemand sauber. Ich will in meinem Metier, in den Nischen, andere Strategien erleben.
Deswegen kann man sich ja durchaus gelegentlich nach Zugriffszahlen etc. umsehen, muß sich aber von ihnen nicht treiben lassen. In meiner Nische sieht die Prioritätenliste – wie erwähnt – so aus: Inhalt. Zweck. Mittel.
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