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Lyrik im Gleisdorfer Zeit.Raum
Lyrik im Gleisdorfer Zeit.Raum

Flocke: Text und Raum#

(Lyrik, bestehend…)#

von Martin Krusche

Unser Projekt „Poiesis im Zeit.Raum“ handelt davon, daß ich im Zentrum der Stadt Gleisdorf eine Nische, ein schlankes Fenster zur Bürgergasse hin, regelmäßig mit Lyrik bespiele. Eben war das dort der erster Merseburger Zauberspruch, ein althochdeutscher Text aus dem 9. Jahrhundert. Nun ist es ein Gedicht von Karin Klug.

Klug brachte einen nächsten Aspekt in dieses Projekt ein, denn sie beließ es nicht bei Flachware, also einem Textblatt in einem Display. Sie wollte ihr Gedicht in den Raum stellen, was wir eben umgesetzt haben.

Das erinnerte mich nun an ein Statement von Künstler Hartmut Skerbisch (†), mit dem ich Ende der 1990er Jahre ein paar gemeinsame Projektschritte absolviert hab. Wir erkundeten damals ein Stück weit, wie sich Realraum und Internet zueinander verhalten, wie das für künstlerische Optionen nutzbar wäre. Das Zitat, welches ich seither öfter ausgestreut habe, lautet: „Der Satz muß im Raum bestehen“.

Das war für mich anregend, weil Skerbisch, von der Architektur kommend, sich vor allem dem Wesen und den Möglichkeiten der Skulptur verschrieben hatte. Durch ihn war ich unter anderem auf die platonischen Körper gekommen. Seiner Auffassung nach heißt Skulptur: das Freilegen der Form aus dem Material. Zeitgemäß und in seinen Worten: „Was ist das Rätsel der Gegenstände, die uns umgeben und die wir handhaben? Da mag ich nicht an der Oberfläche bleiben.“

Hartmut Skerbisch in Gleisdorf zwischen einigen seiner Objekte.
Hartmut Skerbisch in Gleisdorf zwischen einigen seiner Objekte.

In der vorletzten Woche von 1999 hatte ich folgenden Satz von Skerbisch notiert: „So wie erstens die menschliche Sprache macht jedes weitere Medium die Welt kommunizierbar. Aber genau dieser Umstand ist es, der die Welt zugleich auch verdeckt. Das Kunstwerk legt den Blick auf die Welt wieder frei. Leistet es das nicht, ist es irrelevant und es handelt sich um irgendetwas anderes.“ Das halte ich für einen sehr nützlichen Denkanstoß, wenn man sich über Lyrik Gedanken macht.

Kontext#


Einer der platonischen Körper, die Hartmut Skerbisch damals gezeichnet hat.
Einer der platonischen Körper, die Hartmut Skerbisch damals gezeichnet hat.