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Anfang der 1980er: Auf der Suche nach dem Rock & Roll.
Anfang der 1980er: Auf der Suche nach dem Rock & Roll.

Flocke: Der lyrische Türsteher VII#

(Positionen im Betrieb)#

von Martin Krusche

Ich bin seit rund 50 Jahren Teil des Kulturbetriebs. Einerseits als Schriftsteller, andrerseits mit meinem Engagement für Wissens- und Kulturarbeit. Darin zwei Schwerpunkte: Das Kulturgeschehen abseits des Landeszentrums, in der sogenannten Provinz, und Netzkultur im sogenannten Cyberspace.

Egal, ob ich in einer kleinen südsteirischen Buchhandlung meine Gedichte vortrage, oder ob ich im Web meine Aktivitäten entfalte, das Interesse und die konkrete Aufmerksamkeit (m)eines Publikums ist dabei immer von Belang.

Es ließe sich diese Arbeit delegieren, nämlich dafür zu sorgen, daß ich als Künstler wachsende Sichtbarkeit und Präsenz habe. Das könnten in meinem Fall eine Agentur Hand in Hand mit einem Verlag bearbeiten, falls mein Marktwert für genügend Umsatz gutstünde.

Wäre ich ein Maler, sollte ich dafür eine tüchtige Galeristin haben und mindestens von einem Sammler begleitet werden. Aber egal, wie man es dreht, sie werden recht sicher keine zehn Prozent heimischer Kunstschaffender finden, die aus rein künstlerischer Arbeit ein adäquates Jahreseinkommen erwirtschaften können, das bloß auf dem Markt lukriert.

In praktisch allen Genres spielen öffentliche Gelder eine wesentliche Rolle, um das geistige und kulturelle Leben Österreichs halbwegs stabil zu halten. Subventionen, Stipendien, Preise, Residencies etc. Wer es sich da verbessern möchte, darf die Regeln und Kräftespiele dieses Betriebs keinesfalls ignorieren.

Aber das müßte allen klar sein, die als EPU leben, als „Ein-Personen-Unternehmen“, ergo als Freelancer selbstständig sind. Man kann sich allerhand marktüblichen Usancen entziehen, falls man eine schwächere finanzielle Situation akzeptiert. Ein hohes Maß an Autonomie korreliert meist mit einem hohen Maß an existenzieller Unsicherheit.

Ich könnte es auch so formulieren: Freiheit hat einen Preis. Je selbstbestimmter ich leben möchte, desto mehr Verantwortung für Teilbereiche meiner Profession muß ich selbst tragen. Ein banales Faktum.

Wenn ich mich nun für ein Projekt wie „Mini Fabula“ engagiere oder im Netzkulturbetrieb ein stattliches Terrain betreue, das sich im Cyberspace laufend entfaltet, dann aus eben diesen Zusammenhängen heraus. Bei den rund 50 Jahren im Betrieb hab ich mich für das hohe Maß an Autonomie entschieden, was über einen subkulturellen Status realisierbar ist. Ich werde für den Rest meiner Zeit wohl dabei bleiben.