Flocke: Kulturpolitische Kompetenz#
(Nächster Klärungsbedarf)#
von Martin KruscheEs bestehen gute Gründe, daß ich vor Jahren, als Kunst Ost eine formale Basis gebraucht hat, den Begriff „Kulturpolitisches Kompetenzzentrum“ eingeführt habe. Das hat sich in einer Zeit ereignet, als die Folgen einer Weltwirtschaftskrise (2008/2009) massiv auf alle Lebensbereiche gedrückt haben.
Da waren nächste Konzepte gefragt, um die Situation zu bewältigen. Es wuchs damals mein Eindruck, daß die zivilgesellschaftliche Basis unter Kulturpolitik vor allem verstand, Ressourcen einzufordern, Funktionstragende in Politik und Verwaltung notfalls mit Protestnoten einzuhageln, wahlweise deren Personal zu beschimpfen. (Kein sehr geistreicher Modus.)
Diesen Groove habe ich jüngst wiedergefunden, als die steirische Landtagswahl der FPÖ einen Sieg beschert hatte. Schon davor waren die Corona-Lockdowns gut gewesen, ein Karaoke an Slogans zu entfalten. Damals hieß es „Ohne Kunst und Kultur wird es still“. Ein Zustand, den es gar nicht geben kann, weil ich meine: Die Kunst schweigt nie. Auch im Gulag nicht, in einem KZ nicht.
Und jüngst die Pose der Wohlstandskinder: „Kulturland retten“. Also wäre ein Untergang an den Horizont geschrieben gewesen. Wo ist er denn jetzt, dieser Untergang des Kulturlandes? Und weshalb sind wir nicht klar genug aufgestellt, um Politik und Verwaltung etwas Verbindliches auszurichten?
Nämlich das: Wir sind die primären Kräfte, die sicherstellen, daß es in diesem Land ein geistiges Leben von Relevanz gibt. Ganz unabhängig davon, was Politik und Verwaltung zu tun gedenken. Das ist gewiß, denn hier ist ein Maß an fachlicher Kompetenz, wie es uns Funktionstragende meist nicht entgegenzubringen vermögen.
Ich sehe, viele Funktionstragende können einen noch nicht einmal fragen, was geeignete Schritte wären, wenn sie selbst den Boden unter den Füßen verloren haben. Ab da schauen wir nun, was noch möglich ist und wer für eine Kooperation mit uns zweierlei einbringt: Kompetenz und Paktfähigkeit. Dabei können Kooperationen entstehen, bei denen wir klar ordnen, wer welche Ressourcen in das gemeinsame Vorhaben einbringt, welche Aufgaben übernimmt.
Und falls es gelegentlich wo klemmt, sage ich mit den Worten von Michael Crichton aus einem seiner Kriminalromane: „Lösen sie das Problem, nicht die Schuldfrage!“
- Übersicht: Flocke (Eine Kolumne)
Postskriptum#
Sie finden das „kunst ost - kulturpolitisches Kompetenzzentrum“ beim Innenministerium unter der ZVR-Zahl 084439240 registriert: Kunst Ost (Home)Siehe zum Thema auch: Gleisdorf: Kulturpolitik
