Mini Clubman Prototipo#
(Grafische Außenhaut und verborgenes Innenleben)#
von Martin Krusche#
Als ich den von Künstler Paul Busk gestalteten Kleintransporter in Gleisdorf sah, einen Mini Clubman aus der Flotte von Martin Auer, fiel mir der grafisch markant folierte Prototyp ein, den ich Jahre davor mitten in Gleisdorf erwischt hatte. Da tut sich eine schillernde Geschichte auf.
Ich hab ein besonderes Faible für diese speziellen Außenhautgestaltung, mit denen Prototypen oder Vorserienmodelle für Fotos etwas unbrauchbar gemacht werden sollen. (Es ist ein eigenes Thema neben dem, was ich unter „Lackierte Kampfhunde“ beschrieben hab; siehe den Link am Seitenende!) Manche Leute sagen dazu gerne „Erlkönig“.
Profis aus der Automobilentwicklung haben mir gesagt, daß dieser Begriff jene Versuchsfahrzeuge betrifft, denen man überhaupt nicht ansehen kann, was sie verbergen. Die würden von außen vollkommen unauffällig wirken. Versuchsfahrzeuge als Technologieträger.
Das ist also eher kein Erlkönig. Egal! Es ist auf jeden Fall ein Prototyp. Ich hab ihn im September 2009 in Gleisdorf erwischt. Diese Art des Kleintransporters, mit dem BMW einen britischen Klassiker zitiert hat, der Mini Clubman, kam in erster Generation (R55) anno 2007 auf den Markt.
Die zweite Generation (F54) wurde 2014 in Genf präsentiert. Wir haben also hier einen grafisch aufbereiteten Sonderfall, über den ein Aufkleber sagt: „Nardò Technical Center“ und „Prototipo Group“. Somit ist auch von Porsche Engineering die Rede, ferner von der Pista di Nardò, die seit 2012 als Teststrecke zur Porsche Engineering Group GmbH gehört. Und wie kommt jetzt ein Testfahrzeug des süditalienischen Nardò Technical Center nach Gleisdorf? (Das Kennzeichen weist ihn ja als Münchner aus, wo BMW zuhause ist.) Ich zitiere aus einem älteren Presse-Info:
„Graz, Austria, September 16, 2015 – Magna International Inc. celebrates its 500,000th MINI vehicle produced at its Magna Steyr assembly facility in Graz, Austria. This milestone has been achieved just five years after Magna Steyr launched the first MINI for the BMW Group. In 2010, Magna Steyr started producing the MINI Countryman followed by the sporty coupé-version, the MINI Paceman in 2012. In addition to the contract manufacturing for the MINI, Magna worked with the BMW Group as a development partner and produced five special vehicle editions and a series of smaller special editions of the two MINI models.“
Das heißt, der Countryman ist - so gesehen - ein Grazer Auto. Kurz davor, im Jahr 2014, war von der BMW Group zu erfahren: „Am Dienstag, den 26. August, ist der 444.444te MINI in Graz vom Band gelaufen. Der silberfarbene MINI Cooper D Countryman wurde nicht nur in der Steiermark gebaut, auch sein kraftvoller Dieselmotor kommt aus Österreich. Er wurde im BMW Motorenwerk in Steyr/OÖ – dem größten Motorenwerk der BMW Group - entwickelt und gebaut. Ein echter MINI 'Made in Austria'“.
Die Auer-Minis im Busk-Design stehen also für ein komplexes Stück Industriegeschichte, denn wer meiner Generation angehört, wird mit Mini immer noch Großbritannien assoziieren. Aber die Zeiten, als es noch „nationale Automarken“ gab oder eine Automarke mit dem Familiennamen eine einzelnen Person identisch war, sind längst vorbei. (Über beschriftete Automobile wäre ja noch eingehender nachzudenken.)
Kontext#
- Der Busk-Mini: Kompakt. Komplex. (Ein Moment in der Stadt, die Episode XXI im Zeit.Raum)
- Lackierte Kampfhunde (Jagdgeschwader in Bodennähe und ihre Dekors)
Postskriptum#
Aus einer kleinen Facebook-Debatte zur Abklärung, was wir da sehen: „der gelbschwarze hat zwei türen am heck, ist also ein 6türer. hab den 5türer gesucht. der countryman hat eine heckklappe! weitere details: dieser prototyp hat KEINE portaltüren auf der beifahrerseite, wie der vorgänger. dafür den tankstutzen LINKS, während serienmodelle der 2. generation (F54) ihn offenbar rechts haben. (der aktuelle clubman von auer hat ihn auch rechts.) ergänzend: von portaltüren ist die rede, wenn die B-säule entfällt, die hintere tür nach hinten, die vordere nach vorne aufgeht, ao daß sich geradezu ein portal öffnet.“- Fotos: Martin Krusche
- Funkenflug (Eine Erkundung) | Das Register