Gedenken: Die Intention#
(Was ist eine gute Frage?)#
von Martin KruscheEs gibt aktuell gute Gründe, über Europa nachzudenken und in dieser Sache mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Durch die Corona-Jahre haben wir jüngst erst erfahren, wie sehr der sozialer Frieden unter Druck geraten kann.
Die Wirtschaftslage verlangt heute Einfallsreichtum, weil wir grundlegenden Umbrüche erleben. Unsere Sicherheit und Freiheit sind uns nicht geschenkt, nicht versprochen. Da kann eigentlich niemand sagen: Was schert mich das?
So bin ich mit Regisseur Fritz Aigner übereingekommen, daß wir erst einmal Kunst, Geschichtswissenschaft und Theologie befragen. Und zwar in einem Prozeß, bei dem wir dann weitere Disziplinen einbeziehen wollen. Nein, nicht abstrakt. Wir bemühen uns, dafür sachkundige und geistreiche Menschen aus der Region zu gewinnen, um das gelegentlich mit Gästen von außen zu vertiefen. Im Sinn von: Provinz, das muß nicht provinziell heißen. (In unserem konkreten Lebensraum ist viel Kompetenz vorhanden.)
Zum Auftakt dieses Vorhaben betonen wir ein bedeutendes Datum Europas im 20. Jahrhundert, den 8. Mai. Jener Tag im Jahr 1945 gilt als Ende des Zweiten Weltkriegs. (Die Nazi-Herrschaft ist mit ihrem Beginn am 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945 als ihrem Ende datiert.)
In diesem Zusammenhang wurde am 27. Januar 1945 die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz notiert. Es steht exemplarisch für ein staatlich organisiertes Höchstmaß an Menschenverachtung. Über seinem Tor konnte man eine zynische Botschaft lesen: „Arbeit macht frei“. Wir wissen seither: Freiheit macht Arbeit!
Europa absolvierte danach Erfahrungen mit einem Kalten Krieg und mit einem Eisernen Vorhang, der im Jahr 1989 fiel. Diese vormalige Trennung Europas in zwei grundverschiedene Sphären, wie sie lange vor mit der Teilung in Ostrom und Westrom abschnittweise die gleichen Grenzen hatte, könnte aktuell eine Neuauflage erleben. Wir sind gut beraten, nun einmal flott zu klären, was angesichts dieser Situation vorrangige Fragen sind, um unsere Republik, unsere Demokratie und unsere Freiheit zu stabilisieren.
Dabei nützt uns Geschichtskenntnis. Dabei hat Gedenken eine klare Funktion. Aber angesichts der weltpolitischen Lage sollten wir darüber hinauskommen können. Mit Mitteln der Debatte, des Meinungsaustausches, auch des Wissenserwerbs; im Bewußtsein, daß Dissens ebenfalls eine anregende Qualität ist.
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