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Gleisbach: Das Durchqueren der Innenstadt#

In der vorigen Notiz ist das Portal zur Innenstadt erwähnt. Eine Stahlkonstruktion mit Leuchtkörper. Davor eine Brücke, über die man einen Parkplatz erreicht. Dazwischen verschwindet der Gleisbach unter der Erde, biegt nach Westen ab, folgt unterirdisch kurz dem zweispurigen Einbahnring, um bei der nächsten Gasse, der Lederergasse, nach Süden zu schwenken und dabei wieder ans Tageslicht zu kommen.

Der Bach verläuft entlang der Lederergasse auf der Innenstadtseite. Da liegen Grundstücke, einerseits zur Weizerstraße hin, reichen andrerseits zur Bürgergasse. Der Gassennamen leitet sich offenbar von einem Betrieb her, dessen formelle Adresse Ludwig-Binder-Straße 11 lautet, der aber mit einer Flanke an der Lederergasse liegt. Historiker Rober F. Hausmann: „Anton Dinsleder (1855–1936) errichtete die bis in die 1950er-Jahre betriebene Gerberei in der heutigen Ludwig-Binder-Straße.“

Der Schlot jener Gerberei steht noch und trägt seit vielen Jahren ein Nest von Störchen. An der Stirnseite des Haupthauses findet man das Bildnis des Heiligen Christophorus. Der „Christusträger“ paßt gut zum Thema Wasser. Dieser hünenhafte Schutzheilige aller Reisenden zählt zu den vierzehn Nothelfern und ist Gegenstand einer kuriosen Legende, die ich an anderer Stelle noch aufgreifen werde.

Hausmann notierte zum Jahr 1982: “Im Gemeindegebiet von Albersdorf tritt nach intensiven Regenfällen die Raab über ihre Ufer und überschwemmt in Gleisdorf Grazer Straße, Schubertgasse, Haydngasse und Ludwig-Binder-Straße. In Mitleidenschaft gezogen werden auch die Werksanlagen der Firma Binder+Co.“

Bezüglich Hochwasser erzählte mir Wiltraud Lukas, geborene Csamay, daß man sich vielleicht mit Sandsäcken stellenweise hätte schützen können, „falls man welche hatte“, aber sie betonte: „Das Wasser war sowieso schneller“ und habe teilweise bis vorne in den Geschäftsbereich (in der Bürgergasse) gefunden.

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Das betrifft die vormalige Spenglerei Csamay auf einem Terrain zwischen Lederergasse und Bürgergasse. Dort bestand zuletzt ein Fachgeschäft für Beschläge und Metallwaren sowie ein Geschäftsbereich von Büchsenmacher Franz Lukas. Als die Betriebsstätte der Firma Csamay (Beschläge, Schiebetüren und Schranksysteme) verlegt wurde, machte Barbara Lukas (Tochter von Wiltraud und Franz Lukas) einen Bereich mit großem Schaufenster als „Einraum“ für den Kunstbereich verfügbar. (Heute ist nebenan das Kunstprojekt „Zeit.Raum“ etabliert.)

Die Gleisdorfer Seufzerbrücke#

Über den Gleisbach gibt es einen Steg, der die Gasse über den Grund des vormaligen Gasthauses Messner-Melchart mit der Weizerstraße verbindet. Als Anna Maria „Anni“ Messner den Gasthof 1994 schloß, führte sie über der dort entstandenen Passage bis 2020 eine Frühstückspension weiter. Damals gab es in jener Passage auch das von Nestor Loridas betriebene griechische Lokal, ferner ein Café. Johann „Hansi“ Grimm hat dort eine Bar und ein Pub betrieben. Er wußte um den Nutzen des Steges für Leute, die zu viele Drinks erwischt hatten. (Da wurde auf dem Steg nicht bloß geseufzt, sondern der Gleisbach in einer historischen Funktion genutzt.)

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Heute findet man in diesem Komplex unter anderem die Brauerei des Hauses „Laurenzibräu“. Auch das ist ein prominentes Teilthema in Sachen Wasser; und zwar in einem bemerkenswerten kausalen Zusammenhang. Wie der Gleisbach einst vor allem Kloake war, was erst eher spät durch ein Kanalsystem und Kläranlagen behoben wurde, bestanden seinerzeit in größeren Ansiedlungen oft erhebliche Probleme mit den hygienischen Bedingungen. Es war dabei schwierig, an sauberes Trinkwasser zu kommen, wobei Bier als Nahrungsmittel Ersatz bot.

Noch vor der Bürgergasse verschwindet der Gleisbach wieder unter der Erde. Im Bereich der Kloepfergasse geht es weiter, auf dem Terrain des Supermarktes in der Schillerstraße kann man den Bach sehen, wie er Richtung Stadtpark führt, wobei es eine sehr abgelegene Passage am Rand des Terrains der Feistritzwerke gibt.




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Hier unter anderem ein Foto aus dem Jahr 2001, als die „Wochenklausur“ in Gleisdorf tagte.
Sie sehen da am Gleisbach links Künstler Hartmut Skerbisch (†) und rechts Kulturwissenschafter Wolfgang Zinggl.

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