Notiz 090: Die Kleinregion Gleisdorf#
(Aktuelle Weichenstellungen?)#
von Martin KruscheMit dem Jahr 2003 begann ich ein auf 20 Jahre angelegtes Projekt, das mit Ende 2022 seinen Abschluß finden wird: The Long Distance Howl. Dabei spielte das Beachten und Betrachten von Veränderungsprozessen eine wesentlich Rolle. Primär Veränderungen, von denen das kulturelle Leben der Region betroffen ist.
Kulturpolitik ist nicht das, was der Kulturpolitiker vor Ort macht. Es ist das, was aus dem Dialog zwischen Staat, Markt und Zivilgesellschaft entsteht. Sieht man sich die Stadt Gleisdorf und ihre Programme genau an, schimmert diese Struktur auch durch. Bleibt die Frage, ob Kräfte aus Politik und Verwaltung das offen kommunizieren.
Das geistige Leben einer Gemeinschaft ist nicht primär da, um Ertrag in Cash zu erwirtschaften. Hier wird mit immateriellen Gütern gehandelt. Geld ist nur eine von mehreren Währungen, die wir dabei verwenden. Ist unser Verständnis von Kulturpolitik mit dieser Klarheit versehen?
Transparenz?#
Meine Gespräche mit regionalpolitischen Kräften haben in den letzten Monaten einige interessante Punkte unterstrichen. Gespräche, ohne daß ich Einsicht in Dokumente bekam, bedeuten allerdings: Kolportage. Hörensagen. Damit gehe ich vorsichtig um.Aber ich kann den Status meiner Gesprächspartner einschätzen: was taugt die Quelle? Und ich sehe für gewöhnlich nach, was an öffentlich zugänglichen Quellen, an medialer Berichterstattung verfügbar ist. Ich hatte jüngst drei größere Themen vor Augen.
- 1.: Die Kleinregion Gleisdorf wurde durch eine neue Gesetzeslage ihrer vorherigen Verwaltungsfunktionen enthoben. Das besagt nach meiner Erinnerung: der ursprünglichen Aufwertung dieser Gemeindekooperation folgte eine strukturelle Abwertung, nach der letzten Gemeindefusion wurde sie aber wieder aufgewertet, was nun eine Ende fand.
- 2.: Der Gleisdorfer „TIP – Tourismus- und Wirtschaftsverband“ ist mit Oktober 2021 Geschichte, weil eine neue Gesetzeslage Kompetenzen und Budgets verschiebt. Der aktuelle TIP-Geschäftsführer hat in der neuen Konstruktion keinen Job, aber er bleibt Angestellter der Stadt, Leiter des „Büro für Kultur und Marketing“, verliert also bloß eine von zwei komplementären Aufgaben. Die budgetäre Veränderung ist aber so markant, daß nicht einmal die Finanzierung für das Gleisdorfer „Stadtjournal“ im jetzigen Umfang sicher scheint.
- 3.: Die LEADER-Region steht vor einem größeren Umbruch. Das wirft markante Budget-Fragen auf, die LEADER-Region stehe aber auch – so heißt es - inhaltlich etwas ratlos da, selbst wenn die Öffentlichkeitsarbeit etwas anderes vermittelt.
Das alles hat auch für den regionalen Kulturbetrieb und für kulturpolitische Weichenstellungen fundamentale Bedeutung, weil es die Kooperation von öffentlichen Einrichtungen mit Privatpersonen betrifft. Und zwar in jenen Bereichen einer Wissens- und Kulturarbeit, die von der Basis her entstehen mag und nicht durch Kulturmanagement der Marketingabteilung erfolgt.
Man muß kein Genie sein, um abzusehen, daß es zu rigorosen Sparmaßnahmen kommen wird und daß eine gewisse Gefahr besteht, verbleibende Ressourcen würden für einen Kulturbetrieb genutzt, der sich primär als PR-Konzept der Stadt bewährt. Seitens des Kulturreferates, das die politische Verantwortung trägt, gab es bisher kein Zeichen, keine Botschaft zur Sache.
Einige Antworten#
- Zu 1.: Die Kleinregion Gleisdorf: Bürgermeister Christoph Stark hat mir den Modus-Wechsel in einem persönlichen Gespräch bestätigt. Die Kleinregion hat als Verwaltungskonzept ausgedient.
- Zu 2.: Der Gleisdorfer „TIP – Tourismus- und Wirtschaftsverband“: Bürgermeister Christoph Stark notierte am 1. Juli 2021 auf Facebook: „Mit der aktuellen Tourismusreform gehen Verbände wie dieser per 01.10.2021 in die neuen Erlebnisregionen auf. Es wehte daher schon ein ordentlicher Hauch von Wehmut durch die letzte Vollversammlung, zu der Obmann Gerald Pilz geladen hatte.“ (Es sollte daher ein neues Konzept geben, das ich bisher nicht kenne.)
- Zu 3.: Die LEADER-Region betreffend habe ich noch keine aussagekräftigen Informationen.
Welche Inhalte werden konkret bearbeitet?#
Stellen Sie sich vor, der Kulturpakt Gleisdorf, dessen jüngste Losung „Diversität – Solidarität – Kreativität“ lautete, hätte Kunst- und Kulturschaffende zu einer Konferenz gebeten, in der solche Entwicklungen dargelegt und konzeptuelle Antworten debattiert würden. Für Herbst/Winter 2020 hatte es beim Kulturpakt Gleisdorf geheißen: „Retrospektive – Kooperative – Perspektive“…- The Long Distance Howl (Das Projekt)