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Kreuzweg: Jesus von Nazaret, Tekton#

(Personelles)#

von Martin Krusche

Ich hatte den Mann Jesus bisher nur als Wanderprediger, als Delinquenten auf dem Kreuzweg und als verklärte Lichtgestalt vor Augen gehabt. Da gab es zwischen Krippe und Kreuz aber ziemlich sicher noch ein ganz anderes Leben. Das eines Handwerkers.

Ich erwähnte in meiner Notiz über Josef von Nazaret: „In griechischen Quellen wird Josef als Tekton erwähnt. Das meint einen Handwerker im Baugeschäft, einen Holzarbeiter, der überdies Stein zu bearbeiten versteht, also einen Bauhandwerker.“

Dabei kam mir noch nicht in den Sinn, daß Jesus als Erwachsener ja auch erwerbstätig gewesen sein mag, bevor er in die Hauslosigkeit aufbrach und als Wanderprediger mit den Interessen der ansässigen jüdischen Gemeinde kollidierte.

Es ist bei uns üblich, ihn als Zimmermanssohn zu sehen, da sein Ziehvater Josef ein Zimmermann gewesen sei. Der war aber als Handwerker weit mehr und es erscheint naheliegend, daß er für den jugendlichen Jesus auch Lehrherr gewesen ist.

Da ein Bub damals mit etwa 15 Jahren als „waffenfähig“ galt, wird das Arbeitsleben wohl früh begonnen haben. In der bäuerlichen Oststeiermark wurde man mit fünf, sechs Jahren an das Arbeitsleben herangeführt, indem man kleine Aufgaben wie Wasserholen bekam.

Ich fand dann in „Der Mann Jesus“ von Georg Bichlmair genauer ausgeführt, was das Leben des jungen Jesus geprägt haben dürfte. Der Autor folgt verschiedenen Bibelstellen und setz so für uns das Bild eines Handwerkers zusammen.

Zitat: „Und so müssen wir ihn uns auch vorstellen: als Mann der gewöhnlichen Arbeit, mit schwieligen Händen, durchfurchtem, sonnenverbranntem Gesicht, gekleidet wie die anderen, gewöhnt an die Sitten und Gebräuche der Gegend, den rauhen galiläischen Dialekt sprechend, für jeden Fremden sofort als Galiläer zu erkennen, so wie Petrus im Vorhof von Kaiphas als Galiläer erkannt wurde.“

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Bichlmair mutmaßt, daß Jesus anfangs mit seinem Ziehvater zusammengearbeitet hat, nach dessen Tod selbstständig weitergemacht habe. Dem folgt eine Beschreibung dessen, was man sich unter einem Tekton vorstellen darf, einer Fachkraft, die weit mehr beherrscht als bloß die Arbeit des Zimmerers.

Dazu gehörte selbstverständlich alles, was in Palästina aus Holz und in Verbindung mit Holz hergestellt wurde. Die Zurichtung tragender Balken, das Herstellen von Latten, grobe Türen, schlichte Hausmöbel, allerhand Gebrauchsgegenstände, aber auch, so Bichlmair, Pflüge und anderes Ackergerät. (Die Pflugschar selbst ist ja ein gegenüber dem ganzen hölzernen Rest des Pflugs bloß ein recht kleines Metallstück.)

Bichlmair: „Der Zimmermann war Maurer, Wagner und Schreiner in einer Person.“ Hatte er einen Garten oder Acker zur Verfügung, bestellte er seinen Grund. Zitat: „Von den Arbeiten auf dem Felde spricht er wie einer, der sie nicht nur vom Zuschauen und Hörensagen, sondern aus eigener Erfahrung kennt.“

Diese Schilderungen korrespondieren mit dem, was mir von Leuten aus der alten agrarischen Welt der Oststeiermark her vertraut erscheint. Vor allem die Keuschler und Kleinhäusler betreffend. Da wußten die Leute handwerklich sehr vieles selbst zu lösen, zu erledigen. Vom Ziegelschlagen für den Hausbau und allerhand Holzarbeiten, von Metallbearbeitung bis zum Reparieren etlicher Maschinenarten. Was man selbst machen konnte, dafür mußte nicht mit dem ewig knappen Bargeld bezahlt werden.

Ein Werkstättenleiter im Versuch von Magna Steyr (vormals Puchwerke) erzählte mir, ihm seien die Bauernbuben als Lehrlinge am liebsten, weil die was vom Problemlösen verstehen und zupacken können. Ich kenne heute Arbeiter aus den vormaligen Puchwerken, Männer zwischen 80 und 90, die von ihren Kompetenzen her ähnlich aufgestellt sind und nach wie vor an Projekten arbeiten. Der Mensch als tätiges Wesen...

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