Episode 47: Holzrücken#
(Aufstellung, Teil VI, Axt, Säge und Sapie)#
Von Martin Krusche#
Ich habe vorhin schon die naheliegende Annahme notiert, Jesus habe bei seinem Ziehvater Josef das Handwerk gelernt und nach dessen Tod eigenständig ausgeführt. Bei uns ist vom Zimmermann die Rede.
Ein genauerer Blick auf Quellen zeigt uns den „Tekton“ als einen Handwerker, der die Arbeit an Holz und Stein beherrscht. Dieser Handwerkertypus konnte für Gebrauchsgegenstände, Wagen und Häuser sorgen, war mit Ackerbau vertraut.
Das erinnert mich an meine Opa Richard. Ein Steinmetz, der auch als Zimmerer sehr gut war und so quer durchs ganze Jahr Arbeit hatte. Der kam vom Grimming (Lessern), wohnte mit seiner Cilli in einem Zimmer-Kuchl-Ensemble in der Grazer Grabenstraße, besaß einen Garten in einem ehemaligen Steinbruch in Gösting.
Dort habe ich als Kind sehen können, wie einer Nägel vorsichtig aus alten Verbindungen zieht und gerade klopft, alles nur denkbare an Dingen repariert oder sogar herstellt.
Das läßt sich ansatzweise auch bei der Krippe zeigen. Diese Ausstattung, zu der im Haus ein Bestand an passenden Werkzeugen vorhanden war. Für das Grobe und das Feine. Man mußte nicht zum Wagner gehen, um einen Holzrechen zu kaufen, den hat man selbst angefertigt. Kisten, Schubkarre, Leiterwagerl, für geübte Leute keine Hexerei. Brennholz sowieso. Und da an Haus wie Stall immer irgendwo etwas ausgebessert werden muß, lagern vor dem Haus Bretter, die frisch zugerichtet für die Verwendung nicht taugen würden. Sie müssen eine Weile liegen, damit sich das Holz beruhigt.
Aber wo kommt das Holz her? Aus dem eigenen Wald. Dazu braucht es wenigstens Axt, Säge und Sapie (umgangssprachlich: Sappl), um Bäume zu fällen, zu entasten und aus dem Wald zu schaffen. Für das Holzrücken wurden winters Schlitten verwendet. Man möchte sich eigentlich nicht vorstellen, was das für ein Job war, auf so einem Schlitten mit ein, zwei Baustämmen zu sitzen und die Fuhre talwärts zu fahren.
Mir wurde erzählt, die Holzarbeit sei sehr gefährlich. Bis heute verunglücken selbst versierte Leute gelegentlich, wenn etwa ein fallender Baum sich mit der Krone in anderem Geäst verfängt und plötzlich die Fallrichtung ändert.
Ich hatte im Jahr 2010 Kulturwissenschafter Günther Marchner in meiner Küche zur Arbeit von Holzknechten befragen können. Marchner ist ein Bauernsohn aus Bad Mitterndorf und mit diesem Milieu vertraut gewesen. Der Videoclip bietet ein paar Vorstellungen, wie das Holz zum Haus kam.