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2025, Butternusskürbis 70 x 50 cm, Acryl auf ungrundiertem Leinen height=
2025, Butternusskürbis 70 x 50 cm, Acryl auf ungrundiertem Leinen height=

Zeit.Raum, Slot I, Vol. 49#

Auf den Schultern der anderen#

von Monika Lafer

Wir stehen – im übertragenen Sinn – auf den Schultern derer, die vor uns Leistungen erbracht haben. Das bedeutet einerseits, dass wir nicht das Rad neu erfinden werden oder uns als Genie etwas Großes out of the blue zufallen wird. Andererseits heißt es aber auch, dass wir uns orientieren können und – weil wir sprichwörtlich auf den Schultern der anderen stehen – etwas weiter sehen und solche Ziele erreichen können.

Wir müssen nicht alle Fehler selbst machen, wir können uns Prozesse anschauen, die Menschen vor uns durchlaufen sind und haben Zugriff auf das daraus erwachsene Wissen. Als Künstlerin habe ich meinen eigenen Zugang zu Inhalten und Themen, nämlich die Malerei als Werkzeug.

Damit widme ich mich in dieser Folge dem Stillleben, es geht um einen Kürbis. Es gibt unendlich viele Darstellungen von Kürbissen durch die Jahrhunderte hindurch, in der Oststeiermark hat man außerdem einen besonderen Bezug zum Ölkürbis. Mein Zugang ist hier ein buchstäblich sezierender, ich wollte – bevor es Butternusskürbiscremsuppe für die Familie gibt – wissen, wie ein künstlerischer Prozess aussehen könnte, um mich dem Thema Kürbis zu nähern.

Mein Glück war, dass niemand extrem hungrig war und der Kürbis sich beim Skizzieren kaum verändert. Als die Komposition feststand, wurde unaufgeregt weitergekocht. Mein Zugang ist hier ein pragmatischer – ich will über Dinge, mit denen ich im Alltag vertraut bin, künstlerisch etwas erfahren.

Natürlich ist mir in diesem Zusammenhang die „Eat-Art“ Daniel Spoerris bekannt. Spoerri, zählte zur Gruppe der „Nouveau Réalisme“ rund um Pierre Restany, Arman und Jean Tinguely. Er wurde neben Happenings auch durch seine „Fallenbilder“ einem internationalen Publikum bekannt:

Seine Arbeiten waren Tableaus, auf denen er alles, was von einem Essen übriggeblieben war, montierte und zwar genau so, als wären die Gäste soeben aufgestanden. Spoerri stellte der Realität eine Falle, indem er diesen Moment kurz nach einem Festessen einfing.

Seine Beschäftigung mit der Thematik des Essens schloss das Zubereiten der Speisen mit ein. „Ich musste wissen, wie man kocht“, so der Künstler, der auch ein Restaurant führte.

Dieses „Wissen wollen“, die intensive Beschäftigung mit etwas, ist in meiner Arbeit sehr wichtig. Das schließt auch ein, erfahren zu müssen, wer sich vor mir mit den entsprechenden Themen auseinandergesetzt hat. Denn wir – die wir derzeit in der Kunst leben - bauen unser Tun auf den Vorleistungen anderer auf und stehen quasi auf deren Schultern.