Zeit.Raum, Slot I, Vol. 50#
Traditionen#
von Monika LaferTrachtenschmuck in Altsilber mit Granatbesatz – ein weitverbreitetes Schmuckstück im ländlichen Raum. Es wurde zu festlichen Anlässen als Teil einer ortstypischen Trachtenbekleidung getragen.
Taufen, traditionelle Hochzeiten, Erntedankfeste und bestimmte Gottesdienste (Hubertusmessen, Pfarrfeste usw) waren Gelegenheiten, seinen Status zu zeigen.
Als Kind kam ich mitunter aus dem Staunen nicht heraus, welchen Dingen welche Bedeutungen zugeschrieben wurden:
Masche der Dirndlschürze rechts bedeutete verheiratet, links hieß ledig. Auf meine Frage, was wenn das Ding in der Mitte geknotet ist – da erntete ich strafende Blicke meiner Großmutter. Bis heute weiß ich nicht warum. Egal.

Auch das Dirndlgwand, wie wir es nannten, musste „echt“ sein. Das meinte, keine willkürlich zusammengestellte Farbwahl (O-Ton meiner Mutter: „Kitschtaler Festtagstracht“), sondern genaue Richtlinien. Meine Mutter trug eine Obdacher Tracht (keine Ahnung warum), mir wurde die Variante von Bad Aussee geschneidert (ich denke, es waren die Farben, die mir als Fünfjährige gefielen). Und natürlich gab es Alltagstrachten und Festtagstrachten. Selbstredend, was man an besonderen kirchlichen Anlässen trug.
Auch heute trägt man wieder häufig Tracht, die Regeln wurden gelockert und es existiert ein großer Reichtum an Varianten.
Man weiß um die Traditionen – wenn nicht, kann man sämtliche Infos googeln- und darf heute gottlob selbst entscheiden, was man wann trägt.
Ähnlich ist es mit Familienerbstücken wie etwa der Schmuck mit Granatbesatz. Für die ursprüngliche Eigentümerin – meine Großmutter – war das Collier von sehr großem Wert. Denn immerhin hatte sie einen sozialen Aufstieg geschafft, von dem sie als Kind nur träumen konnte. Und der Trachtenschmuck war ein Indiz für diesen Wandel, jeder konnte es an Festtagen sehen. Monetär ist der Wert vernachlässigbar, es ist ein ideeller.
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