Notiz 008: Offorad-Fragen#
(Zukunftsweisend. In Kenntnis der Vergangenheit.)#
von Martin KruscheWir laufen nicht alle Tage einem Erfinder über den Weg. Ich hatte nun schon einige Male die Gelegenheit, solchen Persönlichkeiten zu begegnen, die aus einem Wissensstand auf der Höhe der Zeit neue Lösungen für verschiedene Probleme ableiten. Ich genieße einen sehr belastbaren und leistungsfähigen Verstand, mit dem ich meinen rastlosen Wissensdurst bearbeitet kann. Doch manchmal bin ich ganz perplex, wozu andere Geister in der Lage sind, um Themen auszuloten, wo dann mein Verstand ein wenig ratlos in der Gegend herumsteht.
Jüngst hatte ich eine ganze Gruppe solcher Geister vor mir. Wir trafen uns in der Oststeiermark zu einer Konferenz, bei welcher das Thema Geländefahrzeug mit altgedienten Routiniers debattiert werden konnte.
Bei all dem wäre gelegentlich von einem fundierten Archiv zu schwärmen. Magna Steyr hat das leider nicht geleistet; nämlich ein derartiges Werksarchiv einzurichten. Aber privat wurde vieles gesichert. Markus Rudolf, Konstrukteur und Sohn von Egon Rudolf (†), dem letzten Werksdirektor der historischen Puchwerke, hat so ein Archiv. Darauf werde ich hier noch zurückkommen.
Konferenz in Flöcking#
Wir konnten uns im Turnsaal der Volksschule Flöcking reffen, da die Corona-Reglements für mehrere Personen einen entsprchend große Raum vorschreiben. Rpckblicke, Geschichtsbetrachtung, Meinungsaustausch... Wir hatten Gelegenheit, etliches zur Offroad-Story mit jenen Männern zu besprechen, die damals an all dem gearbeitet haben.So sprachen wir auch über einen historischen Prototypen, welcher mit der Zahl 730 betitelt ist; genauer: der Steyr-Puch LKW 730. Egon Rudolf notierte dazu in seinem Buch, daß Auffassungsunterscheide plus das geplante Pinzgauer-Projekt diesen 730er LKW aus der Bahn geworfen haben, was er für einen Fehler hielt, weil er meinte, das Fahrzeug wäre Kundenbedürfnissen entgegengekommen.
Dazu meinte Ferdinand M. Lanner „Nicht vergessen!“ und schrieb mir aus Stuttgart: „Steyr setzte damals darauf, diese Klasse mit den seit 1958-59 importierten OM ausfüllen zu können. Steyr-OM - Lupetto, Leoncino, später dann auch Tigrotto.“ Lustiger Zufall, so ein Fahrzeug hatte ich eben im Facebook-Projekt „Gleisdorf vor Jahren“ raufgeladen.
Ich durfte es mir seinerzeit in einer Gleisdorfer Fachwerkstatt anschauen, die heute nicht mehr in Betrieb ist. Dieser LKW war unter einem Flugdach hinter der Halle abgestellt. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Patthy merkte an, dies sei „der Müllwagen“ des Betriebs gewesen.
In dieser Werkstatt hatte ich übrigens von einem Mechaniker zum ersten Mal gehört, daß nach dem Krieg allerhand Häuseln des Steyr Baby auf Kübelwagen-Plattformen geschraubt worden seien. Ich wollte das damals nicht recht glauben, doch es wurde mir inzwischen mehrfach bestätigt.
Sie können sich gewiß vorstellen, ich hätte jene Konferenz gerne größer angelegt, um mehr Fachleute zusammenzubringen, denn diese Debatte finde ich extrem spannend. Da war aber unter Corona-Bedingungen vorerst nichts zu machen. Abstandregeln, Fläche und Raum…
Es ist ohnehin ein Glücksfall gewesen, daß wir den genannten Volksschul-Turnsaal nutzen durften und daß Vizebürgermeister Peter Moser für unsere Bewirtung sorgte. Dazu gehörte auch die Arbeit von Teresa Leitner. Sie ist die Wirtin des Gasthaus Saulauf, einer regionalen Institution nahe Schloß Freiberg.
Dort hat bisher keine Verlockung eines gefälligen Umdekorierens und billigen Aufhübschens des Betriebs gegriffen. Die Wirtin zeigt sich von Konzepten außerhalb ihrer eigenen Erfahrungen unbeeindruckt und geht daher gastronomisch einen ganz eigenwilligen Weg. Für uns ist das Gasthaus Saulauf in der regionalen Kulturarbeit eine Art Konferenzzentrum, von dem wir freilich unter den aktuellen Pandemie-Bestimmungen ausgeschlossen blieben. Siehe dazu etwa: „Wegmarken: nächste Stufe“!
Rudolfs Archiv#
Ich befasse mich also mit historischen Zusammenhängen, die vom Haflinger zum H2 ("Haflinger 2") führen, der als Puch G im Jahr 1979 auf den Markt kam. Dazu erhielt ich eben von Konstrukteur Markus Rudolf außergewöhnliche Post. Er ist, wie erwähnt, Sohn von Egon Rudolf (†), des letzten Werksdirektors der historischen Puchwerke.Das heißt, er wuchs mit all dem auf und weiß daher Dinge, die nicht dokumentiert wurden, wahlweise kennt er Dokumente, die nicht allgemein verfügbar sind. Eines handelt davon, daß man für den Verkauf von Fahrzeugflotten auf einer Ebene erfolgreich sein muß, wo man es mit sehr anspruchsvollen Geschäftspartnern zu tun hat.
Die Jagd auf edles Wild, einst ein Privileg des Adels, dessen Verletzung subalterne Leute teuer zu stehen kommen konnte, ist ein bewährter Bezugsrahmen, um hochrangige Geschäftspartner zu beeindrucken. Dazu gab es eine kuriose Informationsbroschüre des Konzerns. So erfahren wir einiges über Bedingungen der Jagd zu jener Zeit. Sie finden die Broschüre hier online: “Das Jagdrevier Donnersbach-Donnersbachwald“. (Zum Ort siehe den Eintrag „Donnersbachwald“!)
Weitere Details#
Zum vormaligen Werksdirektor, der uns im Oktober 2020 verlassen hat, hier eine kleine Notiz: Egon Rudolf (Zur Erinnerung) Das macht heuer noch einige Arbeit, siehe: „Mythos Puch VIII“.Nicht zu vergessen: Lanner hat gerade das Fiat-Thema vertieft und stellt uns vorzügliche Informationen gebündelt zur Verfügung: „Ich hatte mir ja jetzt etwas Zeit genommen. Fiat (Pkw) ist jetzt vom Jahr 1900 bis 1955 komplett. Die ersten 34 Jahre zusammengepackt und alle Typen beschrieben.“ Hier der Link!
- Übersicht: Maschine (Eine laufende Erzählung)
- Home: Kuratorium für triviale Mythen (Übersicht)