Ein Sonntag im Herbst 2021 I#
(Die Figaro-Pinkerlausfahrt, Einleitung)#
von Martin KruscheEs ist eine interne Clubveranstaltung. Mitglieder des Oldtimerstammtisches Figaro treffen sich, jeweils mit einem eigenen Jausenpaket („Pinkerl“) ausgerüstet, um einen Ausflug zu machen: die „Pinkerlausfahrt“. Das Ausflugs-Ziel ist naturgemäß dem Thema Schrauben und Sammeln gewidmet. Die gemeinsame Tour hat dann an Themen, was die Menschen mitbringen.
Gottfried Lagler vereinbarte, die Oldtimerwelt Posch und das Motorradmuseum Legenstein zu besuchen. Private Initiativen, die von großen Leidenschaften getragen sind. Das hieß dann: sonntags, pünktliche Abfahrt 8:30 Uhr, der Tag will genutzt sein. Lagler: „Wer vor dem Start noch einen Kaffee braucht, soll etwas früher kommen.“ (Paßt! Mach ich.)
Der sonnige Samstag gab uns Zuversicht. Auch weil allerhand Perlen doch lieber in der Garage gelassen werden, wenn sich über einem Dreckwetter zusammenbraut. Es macht nämlich sehr viel Arbeit, anschließen die Spuren von solchen Zuständen wegzubringen. Und das ist ja keine Rallye.
Ich kannte beide Orte schon, hatte bei Posch erst kürzlich mit dem Dottore, dem Automobil-Paparazzo Norbert Gall, vorbeigeschaut. Ferner St. Anna am Aigen. Bei Legenstein steht einerseits das älteste Puch Motorrad, dem ich je nahegekommen bin, andrerseits die schönste Puch 800 die ich kenne. Zwei von mehreren Raritäten des Sammlers.
Na gut, nichts da! Sauwetter. Nieselig und unfreundlich. Schade! Sowas drückt die Teilnehmerzahl naturgemäß. Aber die Laune der Leute beim „Figaro“ war ungetrübt. Vorab gemütliche Plaudereien. Ich hab ein paar der Schrauber getroffen, bei denen ich vorher schon zu Besuch gewesen bin.
Weil ich gerade entlegene Winkel meiner Wohnung umackere, habe ich dabei unter anderem einen vergessenen Karton mit Büchlein entdeckt, einen Stapel jener kleinen Geschichte der Spielzeugautos, die ich vor Jahren für eine Ausstellung verfaßt hatte.
Da ich bemüht bin, die überbordende Anzahl der Gegenstände in meinem Besitz zu halbieren, hab ich den Karton geschultert und zu Gottfried mitgenommen. Es ist ja eine amüsante Story mit sachlichen Details, die selbst vielen Fans der Oldtimerei nicht bekannt sind.
Als dann der Aufbruch näherrückte, fragte Gottfried Lagler seinen Sohn Kevin: „Du kommst gar nicht mit?“ „Nein. Ich hab zu arbeiten“, war die Antwort. Mir ging’s ebenso: statt der Ausfahrt ein Arbeitssonntag. Kevins Arbeit war freilich überaus passend. Er hatte vor rund sechs Jahren eine VW Pritsche gekauft. Naja, eigentlich die Leiche des T2b mit den Blinkern auf der Nase. Das braucht also noch allerhand Zuwendung. Ich werde einige Fotos von Kevins Arbeit auf einem eigenen Albumblatt zeigen.
Gottfried schickte dann von unterwegs Ausfahrt-Fotos, die ich auch ebenfalls auf ein eigenes Albumblatt setze. Schwank am Rande: ich wunderte mich noch über den riesigen Caddy und den Trans Am auf diesen Fotos. Klassiker, die ich mit dem Oldtimerstammtisch nicht ohne weiteres in Verbindung bringe. Lustiger Zufall!
Samstags, zwei Wochen später, traf ich den Sepp Schnalzer, der manchen vor allem durch seinen hinreißenden Albl Phönix bekannt sein dürfte. (Eine Grazer Voiturette aus dem Jahr 1902.) Sepp erzählte mir, sein Club habe sich getroffen, sei zum Posch gefahren und… Sie erraten es. Man sah sich dort.
Nächster Schwank: während ich mit dem Sepp am Straßenrand ein paar Takte Benzin geplaudert hab, kam der Josef Laller an uns vorbei; in seinem frühen Golf GTI, den er noch nicht gar so lange hat und der trefflich zu seinem gepflegten Ovali paßt. Manchmal haben wir in Sachen rollendes Kulturgut offenbar einen Magneten eingebaut.
- Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben: Martin Krusche
- Fortsetzung
Weiterführend#
- Oldtimer-Stammtisch Figaro (Eine lebhafte Gemeinschaft)
- Übersicht: Maschine (Eine laufende Erzählung)