Art & Challenge: Ausgangspunkte#
(Nächste Klärungsschritte)#
von Martin KruscheZwei Arbeitsgespräche, zwei höchst unterschiedliche Charaktere. Doch etwas haben sie auf jeden Fall gemeinsam. Die Forderung: „Keine voreiligen Schlüsse!“ Es könnte daran liegen, daß sie beide erfahrene Unternehmer sind.
Jürgen Kapeller ein IT-Experte, mit dem ich seinerzeit ein erhebliches Stück an Netzkultur erproben konnte. Richard Mayr ein Fotograf, vormals auch im KMU-Bereich tätig. Von Mayr hab ich die Mahnung in Erinnerung, ausreichend zuzuhören, weil ich sonst den einen Satz verfehlen könnte, der einen Deal ausmacht.
Kapeller geht heute mittels Literatur über die Anforderungen des Alltagsgeschäftes hinaus, was bedeutet, er schreibt Science Fiction. Mayr ist ein Mann von klassischen Tugenden, mit Wißbegier und Experimentierfreude unterfüttert.
Ich bin dagegen strictly old school. Und ich neige zu voreiligen Schlüssen, weil meine Geduld etwas schwach ausgebildet ist. Daher halte ich für möglich, daß wir als Trio interessante Bewegungen auslösen könnten. Ich stehe im Lager der Kunst auf eher konventionelle Art. (Avantgarde macht mich prinzipiell mißtrauisch.)
Kapeller meint, daß junge Medienformate wie TikTok etc. von einigen Youngsters sehr wahrscheinlich auch für nächste Kunstformen genutzt werden. Das glaube ich gerne und überlasse es den Jungen, denn ich bin ein Boomer und noch längst nicht mit dem fertig, was uns Renaissance und Aufklärung auf die Tische geknallt haben.
Mayr geht seinen eigenen Erkenntnisinteressen nach, wovon ich meist nur einen Teil verstehe, denn er ist ein Mann visueller Codes. Ich dagegen bin ein Homme de Lettres. Dafür kann ich mich mit Kapeller lebhaft über Quantenphysik unterhalten. Aber nun habe ich Mathias Petermann noch gar nicht erwähnt. Ein obsessiver Fotograf der nächsten Generation, also von mir aus gesehen so jung, daß er soziokulturell vollkommen anders in der Welt steht als ich.
Ich finde seine Arbeit irritierend und genau das brauche ich, um etwas über nächste Grenzen herauszufinden: oder Horizonte? Ganz anders meine aktuellen Schritte mit Autorin Karin Klug. Wir haben begonnen, das Thema „Literatur im Netz“ neu zu erkunden. Notwendiger Weise, denn ich hab das Thema schon einmal in Zusammenarbeit mit Jürgen Kapeller im Jahr 2000 gemacht. Das war im Web eine radikal andere Situation als heute. Mit Klug bin ich nun, soweit es mich angeht, hauptsächlich auf Text, also auf Literarität und belastbare Aufmerksamkeit, konzentriert. Bei herkömmlichen Erzählen.
Aufmerksamkeitsspanne und Aufmerksamkeitsökonomie sind wesentliche Themen bei all dem. In dieses Themenpaket fährt inzwischen das hinein, was etwas schlampig „Künstlich Intelligenz“ genannt wird. Neue Werkzeuge. ChatGPT. Large Language Models. Ich hab in der vorangegangenen Notiz „Art & Challenge“ (Eine nächste Markierung ist fällig!) schon angedeutet, welche Art der Quest für mich eben begonnen hat. Zeit, in Sachen Netzkultur ein nächstes Kapitel aufzuschlagen.
- Vorlauf: Art & Challenge (Eine nächste Markierung ist fällig!)
- Home: Netzkultur
Weiterführend#
- Zu Jürgen Kapeller: Herr Hu (Die Kapeller-Sache)
- Zu Richard Mayr: An solchen Tagen (Die Übersicht)
- Zu Karin Klug: VENUS.IM DIALOG (danse avec moi)
- Zu Mathas Petermann: À la Petermann (Licht und Schatten für Fortgschrittene)