Herr Hu#
(Die Kapeller-Sache)#
von Martin KruscheEigentlich hatte ich mit einem speziellen Dokument zum Thema KI gerechnet. Unternehmer Jürgen Kapeller war nach unserem Gespräch über einige Aspekte der Vierten Industriellen Revolution geneigt, mir manche seiner Ansichten mit Quellen zu belegen.
Ich hab einmal mehr die Erfahrung gemacht, daß meine langjährige Befassung mit bestimmten Themen keineswegs zum Garant für meine Sachkenntnis wird. Ich bin ein früher Akteur der heimischen Netzkultur-Szene. Ein Early Adopter.
Das konnte ich in den 1980ern erst einmal mit einem Bulletin Board System erproben. Diverse Zugänge an der Universität waren mir freilich verschlossen, da ich nicht zu dieser akademischen Welt gehörte. Als Österreich aber Anfang der 1990er an das TCP/IP ging und plötzlich Online-Dienste wie das WWW verfügbar waren, änderten sich für mich die Möglichkeiten.
Ich hatte dann zum Auftakt als Gast bei einem Unternehmen das „Kunstnetz“ starten können. Nach einer Weile durfte ich bei Kapeller an Bord gehen. Ein Schritt in die Autonomie. Er stellte damals die äußerst attraktive Domain kultur.at und reichlich Webspace zur Verfügung. (Das muß rund um das Jahr 2000 gewesen sein.)
Ich. Zaungast.#
Und nun? Ich hatte in letzter Zeit schon diese Erfahrung mit Leuten aus Handwerk und Industrie gemacht. Nun also mit Kapeller. Es sah auch in der IT-Branche danach aus. Obwohl ich mit den Themen schon lange vertraut bin, befinde ich mich in einer beachtlichen Differenz zu jenen Menschen, die das alles in wirtschaftlicher Praxis und an der Basis der Systeme betreiben. Handwerker, Industriearbeiter, IT-Experten, egal.Ich bin ein zwar ein sachkundiger, aber doch ein eher romantischer Zaungast der Metiers. Das hilft immerhin, gute Fragen stellen zu können. Kapeller wirkt, wie eh, ganz unaufgeregt, wenn man mit ihm brisante Themen durchnimmt. Für einen IT-Experten hat das ganze KI-Gehampel ja eine andere Relevanz als für mich, der ich dazu noch eher Abstand halte.
Aber ich will es genauer wissen. Das handelte dann unter anderem davon, daß ich von Kapeller einen Datenstick mit Info-Material erhalten hab, welches er als aufschlußreich bezeichnet. Nun bin ich es gewohnt, mir Datenträger mit einem Monitor anzuschauen, der mir zeigt, was sonst noch so da ist. Gelöschtes Zeug. Geschredderte Daten. Bruchstücke anderer Angelegenheiten.
Da war dann ein Fragment, in dem mir die Signatur „J. E. HU-WEA“ auffiel. Das erinnerte mich an einen Moment in unserem Gespräch, bei dem kurz etwas wie „Herr Hu“ vorgekommen war. Aber ich konnte mich an den Zusammenhang nicht mehr erinnern. Eines der Fragmente sieht so aus:
Das ist ein bißl uninteressant! Dann aber ein anderes Fragment, das eigentlich zu unserem Thema paßt, auch wenn es nicht besonders erhellend ist. Ich werde also eine Debatte anzetteln müssen, die mir Klarheit bringt. Wenn es klappt, kann ich eine ursprüngliche und daher lesbare Version jenes Dokumentes auftreiben, aus dem das Fragment stammt:
Oder so eine Passage: „unser Gral der Relativitätstheorie liefert wieder mal völligen Bullshit und das schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. Entweder sind die neuen Laser im Arsch oder die Datenerfassung spinnt.“ Dadurch bin ich allerdings neugierig, denn Quantenphysik läßt mich schon lange nicht mehr aus.
Ich mag vermutlich am meisten daran, daß wir in diesem Genre so deutlich an die Transzendenz herankommen, an einen Bereich, der unbestreitbar da ist, aber von uns sinnlich nicht erfaßt, kognitiv nicht erfahren werden kann. Doch auch über den Herren Hu-Wea konnte ich bisher nichts weiter herausfinden. Kapeller ziert sich. Herr Hu bleibt gewissermaßen transzendent...
- Zurück zur Startseite: Science Fiction (Ein Balkon Richtung Transzendenz)
- Die Grammatik des Rauschens (Eine Befassung mit Maschinenintelligenz und verwandten Themen)