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Karin Klug: „bleib da wenn du gehst“#

Poiesis (Ein Feuilleton)#

von Martin Krusche

Es sind diese tausend Arten, wie wir sterben können, ohne das Leben zu verlieren. Das hat in jedem Abschnitt einer Biografie seine Varianten. (So auch in jeder Ära der Menschheitsgeschichte.)

Was Karin Klug in ihrem Lyrikband „bleib da wenn du gehst“ zusammengefaßt hat, ließe sich – möglichst nüchtern – als eine Art Selbstversuch am offenen Herzen beschreiben. Sie erzählt in den Gedichten von dieser Magie, die einen plötzlich für jemanden entflammen läßt. Wie kommt das eigentlich, daß man sich dann derart verbunden fühlt?

Vielleicht ist es ja so, und es ließe sich aus den Gedichten ableiten, daß es weder für diese Begeisterung, noch für dieses Zerbrechen gute Gründe gibt. Es bleibt bloß ein Erzählen, daß wir eben so gemacht sind.

Ich finde in den Texten keinerlei Hinweise, daß ein Kräftespiel wie die Liebe etwa durch therapeutische Maßnahmen zu gestalten wäre. Es scheint eher so zu sein: Liebe ist oder ist nicht. (Das besagt ein spanisches Sprichwort.)

Klug geht den Nuancen nach. Wie sich die Begeisterung ereignet, aber auch das Zerbrechen. Zitat: „dich gerade nicht zu spüren / aber deine gegenwart erahnen / - das ist glück“. Wer müßte es da noch genauer wissen? Freilich geht das. Zitat: „schlag mich quäl mich / ich bin deine blüte / nimm mich lass mich / du der tropfen und der tau“.

Karin Klug (Foto: Richard Mayr)
Karin Klug (Foto: Richard Mayr)

Doch da entfalten sich noch ganz andere Gezeiten. Zitat: „müde ziehe ich meinen / kampfanzug aus“. Und: „unter deinen / dürren blicken / meine hoffnungen / zerknickt“. Wie schon angedeutet, diese Dinge sind nicht verhandelbar.

Das sind wohl die Momente, in denen man selbst entscheiden muß, ob das Untergehen oder das Davonkommen näher liegt. Zitat: „versammle ich / meine einzelnen teile / sortiere & stückle was geht / von neuem“.

Immerhin ist jede Krise dazu nützlich, daß eine Entscheidung fallen kann, ob es nun Richtung Katastrophe oder Richtung Katharsis geht. Zitat: „seht her es gibt mich noch / ich bin zurück“. Dabei war da kürzlich noch: „wie süßer wein / tropft schwer dein blut / mit meinem atem“.

Natürlich gibt es keine Lösung und keine Erlösung. Klugs Gedichtband veranschaulicht: Nur wenn wir uns aussetzen, ausliefern, ist das Ersehnte womöglich erfahrbar. Das ereignet sich auf Klippen, neben denen Abgründe liegen. (Bibliographisches)

Postskriptum#

Diese Rezension ist eine Notiz zu „herzallerlei“ (Lesung & Musik), Eva Surma & Karin Klug im Gespräch. Feministisch-Literarisches ... übers Hier & Heute, das Gestern & Morgen... Wir lesen und wir sprechen miteinander. Petra Kalcher diskutiert mit... am Piano. („Lyrik.Treff.Punkt“, 28.5.2024)