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Versunkene Barrieren#

(Grenzen und Markierungen)#

Von Martin Krusche#

Ich hab mich die letzten Jahre immer wieder mit Zaunsäulen befaßt und begonnen über Türme nachzudenken, unweigerlich auch über Grenzsteine. In der Oststeiermark sagen Leute: „Umman Weg undn Roan is di Wölt ollwal zkloan“. Wege und Grenzstreifen sind Anlässe für Streitfälle, weil Wege gerne dem eigenen Besitz zugerechnet werden, weil Grenzen gerne zum Nachteil anderer verschoben werden; das sogenannte „Roanschindn“. (Für das heimliche Versetzen von Grenzsteinen konnte man übrigens einst sogar zu Tode geschunden werden.) So war unsere Fahrt eine gute Gelegenheit, ein paar der großen Grenzfälle Europas zu berühren.

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Die Raab (an der auch Gleisdorf liegt) ist ein klassischer Grenzfluß. Dieser Wachturm in der Gegend von Fehring erinnert an die alte Grenze zwischen Österreich und Ungarn, die Jahreszahl 1756 weist auf die Regentschaft von Maria Theresia hin. Es ist der Maria-Theresien-Stein Nr.85 im Hohenbrugger Wald.

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Dazu ist auch noch das Thema Militärgrenze zu erwähnen, die Pufferzone zwischen dem Osmanischen Reich und dem der Habsburger. Auf daß diese Zone nicht menschenleer bleibe, hat Maria Theresia zum Beispiel dort Donauschwaben ansiedeln lassen. Unter anderem in der Batschka (zwischen Donau und Theiß), heute die serbische Vojvodina, und im Banat (zwischen Marosch, Theiß, Donau).

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Die St. Emmerichskirche bei Inzenhof steht auf ungarischem Staatsgebiet und war lange durch die Grenze von Österreich aus nicht erreichbar. Stacheldrahtstücke und Kombizange erinnern an diese Barriere. Diesem Aufbrechen der Sperre ging eine sehr populäre Szene voraus.

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Zwischen Ungarn und Österreich bestand nach dem Zweiten Weltkrieg ein etwa 354 Kilometer langer Grenzzaun. Am 27. Juni 1989 durchschnitten zwei Außenminister, Österreichs Alois Mock und Ungarns Gyula Horn, nahe dem Grenzübergang zwischen Klingenbach und Sopron einen Abschnitt des Stacheldrahtzauns.

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Es hätte ein zeitlich und territorial begrenzter Krieg werden sollen, durch den Österreich (nach den Schüssen von Sarajevo) Serbien schlagen wollte, um eine verläßliche Problemquelle bei der Kolonisierung des Balkans auszuschalten. Aber es wurde der Große Krieg, in dem die Habsburger untergingen. Dieses Objekt nahe Bonisdorf erinnert daran, daß am 10. September 1919 im Schloß Saint-Germain-en-Laye der Friedensvertrag unterzeichnet wurde, den Hitler zu revidieren gedacht.


  • Alle Fotos: Martin Krusche

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