Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Der Gleisdorfer Kulturreferent Karl Bauer
Der Gleisdorfer Kulturreferent Karl Bauer

Intrada#

(Wie und was und warum überhaupt?)#

Von Martin Krusche#

Als wir in Weiz zum Thema „Kulturstrategie 2030“ an einem Tisch saßen, hatte Karl Bauer sein Vorhaben zum Thema Beuys schon konzipiert und auf die Schiene gebracht. Die Ausstellung „Joseph Beuys – 101“ (Arbeiten aus steirischen Sammlungen) wird am 7. Juli 2020 im Gleisdorfer Museum im Rathaus eröffnet.

Die Weizer Konferenz, bei der Bauer Teil des Leitungs-Duos am Thementisch 3 („Bereichs- und ressortübergreifendes Arbeiten“) war, warf erwartungsgemäß einigen Diskussionsbedarf auf. Im Kielwasser dieser Veranstaltung habe ich mit ihm zum Beispiel erörtert, wie Politik und Zivilgesellschaft eine aktuelle Form gemeinsamer Verantwortung für die Republik gestalten könnten.

Ein Angelpunkt dieser Überlegungen ist die Fragen nach Rollenklarheit und wie man diese unterschiedlichen Rollen wie Positionen innerhalb der gegebenen strukturellen Hierarchien zueinander fruchtbar anordnen kann.

Das hat vor allem durch die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie (mit teils massiven Lagerbildungen und harten Lagerabgrenzungen) neue Brisanz erhalten, ist aber mindestens seit 2010 akut. Weshalb 2010? Weil da die Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise von 2008/2009 massiv spürbar wurden und verschiedene Instanzen der Gesellschaft auffallend reagierten. Doppelbudget, Verwaltungsreform, schließlich auch neue Gemeindezusammenlegungen etc.

Schnittstellen#

Wenn es nun wünschenswert ist, daß sich die Dialogsituation zwischen Politik und Zivilgesellschaft neu gestalten und etablieren läßt, wenn das auch manche Kooperation ermöglichen soll, werden wir uns erst einmal auf Wege der Verständigung einlassen müssen, dafür Zeit beanspruchen, ohne gleich irgendwelche Ergebnisse aus den Ärmeln zu ziehen.

So sieht nun unsere jüngste Übereinkunft aus: Wir bleiben im Gespräch, entwickeln Optionen. Karl Bauer setzt sein Beuys-Thema um, ist bereit, es mit Schnittstellen zu versehen, wo sich allenfalls andocken läßt.

Allenfalls andocken meint: Bauer wird Einladungen aussprechen, wo ihm ein Input für sein Projekt passend erscheint. Unabhängig davon hat uns Beuys reichlich Anregungen hinterlassen. In solchen Zusammenhängen können wir das kulturelle Klima eines Gemeinwesens sehr eigenwillig und lebhaft gestalten. Da sollten sich also Ideen manifestieren können, die sich nicht zwingend in ein bestehendes Programm hineindrängen, sondern vor allem einmal komplementär ereignen.

So habe ich „Beuys 101“ (Eine Erzählung in Momenten und Episoden) gedacht. Der Titel korrespondiert mit dem festgelegten Ereignis, die folgenden Schritte entfalten sich dem gegenüber eigenständig, Querverbindungen mögen sich abzeichnen, ergeben.

Wie verhalten sich in Gleisdorf Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zueinander?
Wie verhalten sich in Gleisdorf Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zueinander?

Das Komplementäre#

Ich hoffe, ich konnte den konzeptionelle Ansatz deutlich machen. Der Gleisdorfer Kulturpolitiker greift ein relevantes Thema auf, setzt damit im Rathaus einen Akzent, was verschiedene Ressourcen verlangt. Geld, Arbeitskraft, Sozialprestige, Kontakte… Die zivilgesellschaftliche Basis antwortet darauf, entwickelt eigenständige Prozesse. Wo sich wechselseitige Resonanz zeigt, wird man sich verständigen können.

Dafür nützt uns, was aus der regionalen Wissens- und Kulturarbeit schon seit Jahrzehnten klar ist. In der Verständigung erfahren wir etwas über die jeweils gerade bevorzugten Themen der anderen Seiten. Gibt es darin Schnittpunkte, also einige gemeinsame Interessen, läßt sich herausfinden, ob man seine Kräfte für ein gemeinsames Vorhaben bündeln will. Dieser Modus steht im Kontrast zu den zwei Klassikern:

  • Bottom up robust: „Ich hab da eine Idee. Die Politik soll mir die Umsetzung ermöglichen!“
  • Top down robust: „Da machen wir jetzt ein schönes Event!“

Diese beiden Modi drücken die Waagschale einseitig herunter, wo man allenfalls abwägen möchte: Soll es nun für die Bevölkerung in der Kommunen eher Richtung Partizipation oder Richtung Konsumation gehen? Ich muß sicher nicht erklären, daß Partizipation und Eigenverantwortung einen stärkeren Zusammenhang haben als der Konsumations-Komplex. All das wird auch zum akuten Thema, wenn politische Kräfte über Wahlbeteiligung nachdenken.

Was ich hier als eine Reaktion auf eine aktuelle Befassung mit Beuys betone, verlangt noch längst nicht nach Kennzahlen, Budgets und nach Beschlüssen etablierter Gremien. Es beginnt mit dem, worüber wir alle jederzeit verfügen können: aktive Anwesenheit und adäquates Kommunikationsverhalten.

Ich sehe ein, dafür braucht es gute Gründe. Die fanden wir zum Beispiel in dem, was als der Beginn von Philosophie gilt: Das Staunen und das Fragen.