Mythos Puch: Rollendes Kulturgut#
(Eine Debatte, auch in Bildern)#
von Martin KruscheIch hab in meinem näheren Umfeld klar machen können, daß es gute Gründe gibt, rollendes Kulturgut auf unseren Straßen zu beachten. Es ist der Zusammenhang, dieses Soziokulturelle, in dem Fall ein sehr junges Phänomen.
Sozialgeschichtliches wiegt, weil das Automobil für die meisten Menschen eben erst unerschwinglich war, was sich gegen Ende der 1950er Jahre zu ändern begann. Ab da wurden Automobile auf nächste Art ein soziales Statement. (Das gilt zumindest für unseren Teil der Erde. In vielen Weltgegenden ist das Auto für die breite Bevölkerung immer noch unerschwinglich.)
Technologiegeschichte und Industriedesign gehören zusammen, seit 1779 erstmals eine taugliche Gußeisenbrücke über den britischen Fluß Severn gespannt wurde. In dem Zusammenhang ist es interessant, welches ästhetische Statement jemand im öffentlichen Raum per Automobil abgibt. (Die Designfrage!) Das ist ja auch Stoff einer komplexen Stilgeschichte.
Was macht das übrigens mit dem Verhalten von Menschen, wenn wir uns mitten im öffentlichen mit „Blasen“ von privatem Raum umgeben können, worin grundverschiedene soziale Muster zur Wirkung kommen? Und wie möchte man ökologische Fragen verhandeln, wenn man diesen Typ von Generalfetisch unserer Kultur, das Automobil, in seiner Symbolkraft nicht entschlüsseln kann oder will?
Wenn ich nun solche Post aus meinem persönlichen Umfeld bekomme, markante Automobile, die jemandem, aufgefallen sind, dann heißt das auch: Es zeigt sich zwischen uns ein Kommunikationsraum, in dem solche Zusammenhänge beachtet werden.
Wenn ich mich seit Jahren mit solchen Aspekten befasse und das gelegentlich unter der Headline „Mythos Puch“ zusammenfasse, dann unter anderem deshalb, weil die historische Steyr-Daimler-Puch AG soziologisch zu den „Erinnerungsorten“ unseres Landes zählen. Der Familienname, schließlich die Marke Puch, steht exemplarisch für diesen Themenkomplex. Dazu gehört übrigens auch, daß Johann Puch aus der ehemaligen Untersteiermark stammt, aus dem Raum Ptuj (heute Slowenien) und ursprünglich Janez Puh hieß, denn er war ethnisch ein Slowene. (Genau! Zeitgeschichte!)
All diese Überlegungen führen dann mitunter auch mitten in künstlerische Projekte, wie derzeit mit „Official Bootleg“. Da bin ich in Kooperation mit Maler Heinz Payer gerade Teil des „Amselsturm“ (Eine feministische Ausstellung). Das hat wiederum mit dem Dottore zu tun, mit dem Marketingexperten Norbert Gall, dessen „T-Bucket“ ich in dieses Projekt mitgenommen hab. Mit ihm realisiere ich immer wenigstens einmal im Jahr eine „Rolling Conference“.
Die ist für 2024 schon festgelegt und wird uns unter anderem zur August-Sause von Micky Tieber führen, zu dem von ihm verwalteten „Saturday Night Cruising“. Da war ich im Juli 2024 mit Fotograf Richard Mayr, der in jenem Monat die „Karre“ im Gleisdorfer „Zeit.Raum“ zeigt; eine thematische Querverbindung zum „Official Bootleg“, welcher mit dem „Amselsturm“ am 8. August 2024 im südsteirischen Großklein eröffnet wird.
Da ist auch Malerin Monika Lafer mit von der Partie, die für klassische Youngtimers der Automobilgeschichte eine gewisse Anfälligkeit hat. Nun war von „Garagenliebling“ Gerhard Szamuhely noch gar nicht zu reden, der im Fach „Automobilpaparazzo“ weit härter drauf ist als ich es bin. Oder Roswitha Liebmann, der niemand nachsagen kann, sie wäre eine Art Autonärrin. Es ist demnach eine sehr kontrastreiche Community, die hier teils in Disksursbeiträgen, teils in Bildern kommuniziert.
Fußnötchen#
Nein, ich mache auf Fotos die Autokennzeichen nicht unkenntlich. Wozu diese Mühe? Erstens haben Automobile keine Persönlichkeitsrechte. Zweitens befinden sie sich (meist) im öffentlichen Raum. Also erspare ich mir solches Gehampel.- Die Projektübersicht: Mythos Puch (Eine laufende Erzählung)
Weiterführende Links#
- Altagsklassiker
- Amselsturm (Eine feministische Ausstellung)
- Official Bootleg (Krusche & Payer)
- Zeit.Raum, Episode XXX: Customizing (Gall & Krusche)
- Zeit.Raum, Episode XLII: Karre (Mayr & Krusche)
Sehr seltener Mini Pickup by Lafer: