Mythos Puch: Hand anlegen#
(Im Kontrast zu den neuen Maschinensystemen)#
von Martin Krusche, Fotos: Richard MayrHier noch ein kleiner Bilderbogen von unserem anregenden Treffen im Haus Keiper. Ich hab mit Richard Mayr einen versieren Fotografen zur Seite, der immer wieder für eine eigene Erzählebene sorgt. Etliche der Portraits finden Sie schon bei den vorangegangenen Notizen zu diesem Treffen.
Dieses „Erzählen auf visueller Ebene“ ist mir wichtig, weil es eine Qualität solcher Zusammenkünfte erschließt, die mit Worten nicht faßbar ist. Ich bin der Grübler, der bei solchen Gelegenheiten tief in den Themen steckt. Mayr beachtet zwischendurch ganz anders Aspekte.
Wir werden mit diesen Themen noch viel Arbeit haben. An den Alltagsabläufen merkt man es womöglich kaum. Vielleicht auch überhaupt nicht. Innerhalb unserer Lebensspannen haben sich Werkzeugsysteme und Produktionsweisen bezüglich der meisten Güter grundlegend geändert.
An unseren Kraftfahrzeugen und allerhand Gebrauchsgegenständen kann man es freilich feststellen, weil deren Handhabung da und dort gründlich anders ist als zuvor. Wenn ich jenen Leihwagen benutze, den die Gemeinde Gleisdorf vermietet, ist der Kontrast gravierend. Ich finde die Lichtinszenierung im Innenraum kurios. Ich habe mich außerdem noch immer nicht daran gewöhnt, daß Drehregler, Druckknöpfe und Kippschalter kaum noch eine Rolle spielen.
Wischflächen und Menüs, eine mehr oder weniger gelungene Benutzeroberfläche, na, ich kann froh sein, daß so ein Auto nicht wie mein Textverarbeitungsprogramm angelegt ist. Ich bin gerade erst auf ein neues System umgestiegen, mußte bei Winword mühsam und langwierig herumsuchen, um all jene Features abzustellen, die ich nicht haben will.
Beim geliehenen Elektro-Golf wäre für manche Funktionen vor jeder Fahrt die Lektüre des Handbuches nötig, also verzichte ich auf diverse Features. Bin ich ein antiquiertes Wesen? Vermutlich.
Die Handwerker und Ingenieure, mit denen ich hier zu tun habe, sind es gewiß nicht. Ich hab noch bei jedem von ihnen festgestellt, daß er sich für den Lauf der Dinge und technische Neuerungen interessiert. Aber für „Mythos Puch“ beschäftigt uns momentan eher, wie sich dieser ganze Umbruch ereignet hat und wie weit wir mitgestalten können, was davon im Gemeinwesen angekommen ist. Vieles, was solche Leute können, wird heute nicht mehr gebraucht. Moment! Ist das so? Das gilt es zu klären.
Ich sehe nicht, daß Hand anlegen überflüssig wäre. Werden es dann bloß noch gesellschaftliche Nischen sein, in denen Menschen mit Materialkenntnissen und Handfertigkeit tätig sind? Was wird aus der Fähigkeit zu komplexem Denken, wenn die Hände dabei keinerlei Rolle mehr spielen sollten? Ich vermute, wir wären gut beraten, in der Sache gelegentlich die Kognitionswissenschaften zu befragen.
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