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Kraftarm, Angelpunkt und Lastarm.
Kraftarm, Angelpunkt und Lastarm.

Mythos Puch: Deus ex machina#

(Der muskulöse Geist in der Maschine)#

von Martin Krusche

Dieser lateinische Titel - Deus ex machina - stammt aus der Antike und bezog sich damals auf die Bühnentechnik des Theaters. Ich mag die Metapher, wissend, daß natürlich kein Geist in den Dingen wohnt. Aber es sind rätselhafte Kräfte.

Ich brauchte eben erst wieder meine Rohrzange, um bei einem Problemchen massiven Zugriff zu haben. Dieses raffinierte Werkzeug mit dem justierbaren Backenabstand ist ein vorzügliches Beispiel für die erwähnte Rätselhaftigkeit.

Ich hab die Hände eines Sekretärs, darin also nicht annähernd die Kraft eines Mechanikers. Sie kennen den Effekt? Je weiter hinten ich die Hebelarme der Zange fasse, desto höher ist die Kraft an den Backen. Woher kommt diese Wirkung? Es ist mir unerklärlich.

Die Hebelgesetze handeln davon, daß der Kraftarm über den Angelpunkt auf den Lastarm verstärkend wirkt. Solche Gelenkzangen sind seit der griechischen Antike belegt. Das betrifft mehrere unserer archipelischen Arbeitsbereiche und Themenstellungen, die im Bild „Vom Getriebe zur Künstlichen Intelligenz“ zusammenlaufen.

Das Getriebe mit seine Wellen und Zahnrädern ist eine Maschine zum Verwalten von Kraft. Zahnräder sind nichts anderes als Kränze von Hebeln. Im Getriebe wird demnach Hebelkraft sortiert.

Ich denke, die Speerschleuder ist das älteste Werkzeug, mit dem Menschen die Hebelkraft auf sehr effiziente Art „maschinisiert“ haben. Der älteste europäische Fund soll etwa 18.000 Jahre alt sein.

Angelpunkt einer Speerschleuder. (Foto: Adrian Michael, GNU Free Documentation License)
Angelpunkt einer Speerschleuder. (Foto: Adrian Michael, GNU Free Documentation License)

Damals hatten die Menschen schon reichlich Erfahrung, Körner mit Mahlsteinen zu verarbeiten. Da ist von rund 27.000 Jahren die Rede. Bis daraus freilich Mühlen hergeleitet wurden, dauerte es beträchtlich. Dazu hat sich ein besonderes Zeitfenster aufgetan.

Die Tüftler wurden offenbar ungefähr im dritten Jahrhundert vor Christus besonders einfallsreich. Da waren Wasserschöpfräder schon erfunden. Die Schraubenpumpe, wie sie Archimedes beschrieben hat, kam in Gebrauch. Göpel, große Getriebe, die von Menschen oder Tieren angetrieben wurden, lieferten Antriebskraft. Zwischen dem vierten und dem dritten vorchristlichen Jahrhundert kamen als Kraftquellen auch Wasserräder zum Einsatz. So konnte die vorhandene Energie aus fließenden Gewässern abgezogen und genutzt werden.

Die Schiffsschraube (der Schiffspropeller) ist das Selbe, bloß umgekehrt. Dessen Prinzip läßt sich in China schon vor rund 2.500 Jahren belegen. Ein erstes Patent erwarb der Österreicher Josef Ressel im Jahr 1827. (Manches dauert dann eben länger.)

Ein spezieller Fund belegt schließlich jenen radikalen Kategoriensprung, den die Technik etwa 70 bis 60 vor Christus vollzog. Der Mechanismus von Antikythera beweist, daß man damals auch schon Feinmechanik beherrschte, um eine komplexe Zahnrad-Apparatur zu bauen, mit der allerhand Berechnungen möglich sind.

Zahnräder! Das hieß, mit einem Zirkel eine Scheibe definieren und ausschneiden. Dann mußte jedes Stück mit feinen Feilen herausgearbeitet werden. Ich meine, grob über den Daumen gepeilt erleben wir gerade eine Zeitenwende. Die ist davon geprägt, daß wir rund zweieinhalb Jahrtausende des „mechanischen Zeitalters“ hinter uns haben, um nun in die Ära der selbstlernenden System und selbst kommunizierenden Gegenstände , der „Künstlichen Intelligenz“ einzugehen.

Und zwar vor dem Hintergrund, daß die Antike auch eine Antike hatte, die damals rund zweieinhalb Jahrtausende zurücklag. Da ist von Ägypten und Persien die Rede. Da komme ich ins Grübeln…