
Besondere Postkarten für Fans: Albin Schrey war ein Fabrikarbeiter in der Weizer Elin, hat sich in seiner Freizeit ein erhebliches Niveau als Maler und Fotograf erarbeitet. Von ihm stammt dieses Bild eines Ochsengespanns, von dem wir im „Archipel“ eine Kunstpostkarte vorrätig haben. Ochsen waren in der Landwirtschaft die zentrale Quelle von Zugkraft, für Pferde mußten Leute ökonomisch weit besser aufgestellt sein. Die legendäre Langsamkeit der Ochsengespanne und das Tempo der Pferde sind Sozialgeschichte.
Mythos Puch: Facebook-Notizen III#
(Spin off aus der laufenden Arbeit an der Ausstellung)#
von Martin Krusche
Ich gehe davon aus, daß eine Ära von der Geschichtswissenschaft im Rückblick definiert wird, nicht aus der Zeit ihrer Ereignisse heraus. Aber soziologische betrachtet sieht es deutlich so aus, daß die industrielle Moderne vor einer Weile von der Digitalmoderne abgelöst wurde.
Dafür bietet es sich an, die 1970er und 1980er Jahre als jene Spätmoderne zu deuten, in der sich dieser Umbruch ereignet hat. Rechenschieber wurden durch programmierbare Taschenrechner ersetzt.
Schließlich haben sich die Personal Computers etablieren lassen, die man in den 1980ern Microcomputers nannte. Dazu war an den Rechenzentren Maß genommen worden, was diese neuen Rechnertypen winzig erscheinen ließ..
Anfang der 1990er wurde Österreich in das TCP/IP einbezogen, jenes Protokoll, mit dem das Netz der Netze möglich wurde, das Internet. So gesehen ließe sich annehmen, die Spätmoderne liegt also auch schon hinter uns, wenn man beachtet, was das Web an gesellschaftlichen Veränderungen bewirkt hat.
Aber wie eingangs erwähnt, die Geschichtswissenschaft wird das in naher Zukunft vermutlich genauer definieren. Derweil können wir uns Artefakte wie alte Autos, Fotoapparate oder Rechenbehelfe ansehen und daran ablesen, wie sich der Lauf der Dinge in die dritte und schließlich in die vierte industrielle Revolution bewegt hat.

fotograf richard mayr (links) in der projektbesprechung mit dem schrauber, sammler und winzer richard ramminger. die sache: mtyhos puch.

Wir leben seit rund 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution, deren Tempo und Dichte in der Menschheitsgeschichte völlig neu ist. Dabei sorgte das Fahrrad Ende des 19. Jahrhunderts für eine radikale Innovation in den Möglichkeiten individueller Mobilität; erst nur für wenige wohlhabende Menschen, schließlich generell.
Es bedeutet unter anderem, daß Menschen, die heute im Alter zwischen 50 und 90 Jahren sind, diese gewaltige Transition miterlebt, manche davon auch mitgestaltet haben. Da liegt einer der Aspekte von „Mythos Puch“: Wir verständigen uns über die Erfahrungen mit diesem Prozeß, um eine taugliche Orientierung auf der Höhe der Zeit hinzubekommen.

fotograf richard mayr macht für unsere ausstellung ein original aus den frühen tagen des puch g klar. diese grafik haben mir die jungs von wigl-design geschenkt, deren karrieren als industrie-designer im puchwerk begonnen haben.

würde ich nach dem ersten puch 500 fragen (auto, nicht motorrad!) lägen die meisten puch-fans vermutlich falsch. genaueres dann bei den zwei "running lecures" während unserer austellung…

Solche Konstruktionszeichnungen tauchen nur noch gelegentich auf, denn viel Papier landete beim Umbruch von den Puchwerken zu Magna Steyr auf der Müllhalde.

das booklet ist da. ich bring einen packen davon heut ins kino zu unserer session mit.

Wunderbare Exponate: (Ohne famose Leihgeber wär es nur das halbe Vergnügen). Auftritt Markus Rudolf auf dem Gleisdorfer Florianiplatz. Zum Thema passend im eher seltenen V8 Diesel. Was er mitbringt, kann man nirgends kaufen. Es sind einige Originale aus den alten Puchwerken. Ein stattliches Holzmodell des Puch G, noch ohne dem „Spekner-Bürzel“ in der Dachlinie. Eine Metallmodell aus der damaligen Lehrwerkstatt. Dazu Sondereditionen von Modellen in kleinen Auflagen und Medaillen aus dem Besitz seines Vaters Egon Rudolf, dem letzten Werksdirektor der historischen Puchwerke.

schöckl proved": eine massive leihgabe.

das G-päckstück aus den 1970ern, einen halben meter lang.

Freie Fahrt: Hinter uns liegen also mehr als hundert Jahre, in denen sich das mobile Volk in vielen Bereichen vom Staat eingeengt, ausgenutzt, von anderen Verkehrsteilnehmenden behindert fühlt. Autos und Motorräder werden bis heute mit „Freiheit“ assoziiert, was zu vielfältigen Kontroversen führen kann. Operette sich wer kann!

es gibt ja dauernd wo was herumzuschrauben...