Praktische Kulturarbeit#
(Museum für einen Tag)#
von Martin KruscheMenschliches Wissen geht sehr schnell verloren; mindestens aus unserem Alltag. In Zeiten massiver Umbrüche zeigt sich das besonders radikal. Zwar sind heute die Archive üppiger denn je, sie aber greifbar und so auch hinreichend nutzbar zu machen, das bedarf versierter Menschen.
Wir sind die Kinder eines Stücks Technologiegeschichte, das sich in einem rasenden Tempo entwickelt, entfaltet hat. Dabei erweisen sich reale Gegenstände, historische Artefakte, als viel faszinierender und auch aufschlußreicher gegenüber den Blättern und Fotos in Archiven, Büchern oder Zeitschriften.
Was Motorräder und Automobile betrifft, rüttelt an solchen Beständen aber vor allem einmal das Problem rasch auftauchender Standschäden. Ein Kraftfahrzeug, das nicht in Betrieb genommen wird, verfällt einem unter der Hand. Es sind daher Kompetenzen nötig, die das Restaurieren und das Instandhalten alter Fahrzeuge ermöglichen.
Es sind ferner Ressourcen nötig, um verfallende Bestände zu retten, dann auch angemessen zu verwahren, was restauriert wurde etc. Es gibt Beispiele, wo das von großen Konzernen geleistet wird, wie zum Beispiel bei Porsche. Es gibt andere Beispiele, wo das der Staat leistet, wie etwa im Technischen Museum Wien. Es gibt Mischformen wie das Puchmuseum Judenburg, wo öffentliche Hand und private Sammler kooperieren.
Dann wäre da aber noch ein weites Feld, auf dem rollendes Kulturgut einfach verloren geht, weil Wissen, Geld und Hingabe fehlen, um solche Aufgaben zu erfüllen. Auf solchem Terrain ist es dann gelegentlich eine private Initiative, die bündelt, was nötig ist und so eine wichtige kulturelle Leistung erbringt.
Ein Beispiel dafür ist der Blechmobil Oldtimerclub im oststeirischen Fehring. Wie hochkarätig diese Formation tätig ist, konnte jüngst bei ihrer 2025er Jahresschau „Einileg’n“ betrachtet werden. Mit dem Mopperl durch die Gegend pfeifen wie der Wind. Die einen drücken ihr Fahrzeug lieber, die anderen legen sich damit in die Kurve. Und das in höchst verschiedenen gewichts- sowie PS-Klassen.
Die Schau bot ein breites Themenspektrum. Darunter besondere Perlen, wie zum Beispiel eine adaptierte Puch 800 mit ihrem Vierzylinder-Motor. Hier ein Set mit Motocross-Maschinen, da die Cruiser mit hochgezogenen „Apehangers“. Motorroller und Mopeds, aber auch Fahrräder und historische Fotografien. Natürlich ein steirischer Puch-Schwerpunkt, doch auch Schmuckstücke anderer Marken; von Adler bis Yamaha. Der Blechmobil Oldtimerclub ist eines der Beispiele jener Volkskultur in der technischen Welt, die die dokumentieren und anschaulich machen, in welchen massiven Veränderungsschüben wir stecken.
- Alle Fotos: Reinhard Kaufmann
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