Kühne Reisepläne#
(Auf dem Weg zu den Sternen)#
von Martin KruscheIch hab durch den famosen Herren Hu-Wea, einem aus Nordkorea stammenden Ingenieur, schon längst vor dem aktuellen Präsidentschaftswahlkampf in den USA allerhand Details erfahren können, wie das mit den Expeditionen zum Mars derzeit aussieht und was da derzeit hinter den Kulissen läuft
Der babyfaced Billionaire haut ja enorme Geldsummen in dieses Vorhaben. Wir wissen freilich, daß es dort nicht sehr wohnlich ist. Gut, es dauert schon noch ein Weilchen, bis so ein bemannter Flug zum Mars klappen wird. Und es dauert dann vor allem ein Weilchen, bis man dort ist.
Aber ich hab ja Zeit. Und der Boss schwärmt davon, daß wir auf dem Mars ein Exil haben könnten, falls wir es auf der Erde völlig vermasseln. Dann wäre ich also Teil einer Avantgarde. Ich bin jetzt 69 Jahre alt, was bedeutet, zum Blutspenden werden ich nicht mehr angenommen. Man hält mich für zu alt. Aber für die Scout-Programme Richtung Mars-Missionen bin ich grade im richtigen Alter.
Man mag die Gründe für unethisch halten, aber pragmatisch betrachtet ergeben sie Sinn. Ich wurde nach der Unterzeichnung und Beglaubigung des Kontraktes in ein Trainingsprogramm geholt, das mir einen Weg zurück zu mehr Fitness verspricht. Eine nennenswerte Verbesserung meiner körperlichen und mentalen Konstitution.
Doch das führt innerhalb der kommenden zehn Jahre in experimentelle Situationen, bei denen ich ex gehen könnte. Das Risiko besteht. Nicht nur durch eine eigene Fehlleistung, zu der es kommen kann, sondern auch durch Unwägbarkeiten technischer Natur.
Dann, so die Grundannahme, hat einer wie ich, Siebzig plus, immerhin schon ein komplettes Leben gehabt. Wir sind das erste Team dieser Art und haben uns in einem Anflug von Selbstironie den Spitznamen „Ratten-Bande“ verpaßt. (Laborratten, Sie verstehen?)
Nein, das handelt nicht von Opfermut oder irgendwelchen großen Gesten. Das handelt nicht von heroischen Posen. Es ist ein Deal, der meinem Leben noch einen besonderen Akzent verspricht und meinem Erben eine nette Summe Geld.
Die Youngsters sind ja grade erst bei etwa der Hälfte einer möglichen Lebensspanne angekommen. Ich bin sicher, da die gehen auf einige holprige Jahrzehnte zu. Meine Generation hat recht viel an Freiheit, Sicherheit und wachsendem Wohlstand einfach verplempert.
Apropos! Ich hab mir für meinen Kontrakt noch einen Extradeal ausgehandelt. Weil mich der Trainingsleiter gut leiden kann und wir gelegentlich lebhafte Benzingespräche führen, kam das zustande. Er hat in seiner Garage mehr als bloß ein Auto, darunter einen alten Dodge Charger.
Das ist mein absoluter Favorit unter den klassischen Macho-Maschinen. Der Extradeal: Ich krieg den zwischendurch ab und zu für eine kleine Spritztour. Man kann es schlechter erwischen!
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