Die Dritte Industrielle Revolution#
(Digitale Revolution)#
Von Martin Krusche#
Der Computer ist eine Rechenmaschine. Ein „Universalrechner“, im Gegensatz zu früheren Apparaten, die für jeweils eine bestimmte Rechenart gebaut waren. Die Digitale Revolution assoziieren wir mit den 1970er Jahren. Da gab es freilich schon seit einigen Jahrzehnten taugliche Computer. Doch in den 1970ern machte ein Prozeß der Miniaturisierung bemerkenswerte Sprünge und die Bedienung wurde radikal einfacher.
Günstige Chipentwicklung, preiswertere Speichermedien, der Computer fand sich zunehmend in der Geschäftswelt, in den 1980ern tauchte er in immer mehr privaten Haushalten auf. Wesentliche Grundlagen für dieses Phänomen wurden allerdings im 19. Jahrhundert erdacht.
Auf die britische Mathematikerin Ada Lovelace werde ich an anderer Stelle noch eingehen; und natürlich auf den Mathematiker wie Erfinder Charles Babbage. Damit deren Arbeit vorankam, war eine Idee nötig, die aus dem 18. Jahrhundert stammt. Der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz, der sich mit den Konzepten tauglicher Rechenmaschinen befaßte, ersann eine binäre Zahlencodierung. Das heißt, mit Gruppen aus bloß zwei voneinander unterscheidbaren Zeichen würden neue Lösungen möglich.
Ein bedeutendes Grundelement ist allerdings weit älter. Das Sanskrit-Wort „śūnya“ steht für die Idee, daß die Leere, das Nichts, der Beachtung wert sei. Wir verdanken das Konzept der Null als einem Element von Rechenoperationen der indischen Kultur.
Der indische Astronom und Mathematiker Brahmagupta war bereits im siebten nachchristlichen Jahrhundert mit „negativen Zahlen“ vertraut. Die Null und die Eins sind jene Grundelemente eines Binärcodes, die sich als Bits zu Bytes gruppieren lassen. (Das Bit oder binary digit ist die kleinste binäre Informationseinheit.)
Ab den 1980ern ging es rasant#
In der Praxis vieler Menschen begann das Computerzeitalter freilich nicht damit, daß auf ihren Schreibtischen, Pulten, in ihren Büros oder Werkstätten Computer gestanden hätten. Ein Techniker, der in den 1970ern aus Wien zu den Grazer Puchwerken gekommen war, erzählte mir, daß es in der Buchhaltung, soweit er sich erinnert, einen Computer gab. Aber bei seiner Arbeit im Alltag waren noch Rechenschieber üblich. Ich hörte ab und zu, wie diese Ingenieure „Rechenschieber-Generation“ genannt wurden.In jenen Jahren hat man für größere Aufgaben Rechenzeit in einem Rechenzentrum gebucht und bezahlt. (Erinnert sich jemand an das Rechenzentrum in der Grazer Petersgasse? Dort hab ich seinerzeit erstmals einen Mainframe gesehen.) Bevor nun in den 1980ern Personals Computers erschwinglich wurden, machten sich die Taschenrechner in der Gesellschaft breit. Ich erinnere mich, daß in den 1960er Jahren eine Debatte anging, ob wir in der Schule Taschenrechner verwenden dürften oder nicht. Es grassierte eine kulturpessimistische Sorge, wir würden die Fähigkeit zum Kopfrechnen verlieren und so am Untergang des Abendlandes mitwirken.
Währenddessen wurden in der Industrie allerhand Entwicklungen mit programmierbaren Taschenrechnern realisiert. Sie können heute noch Techniker treffen, die ihren Klassiker von Hewlett Packard oder Textas Instruments nie hergegeben haben und immer noch loben.
Auf einige Vorläufer wie den riesigen ENIAC, den TRADIC, die Z-Maschinen von Konrad Zuse oder das Mailüfterl von Heinz Zemanek werde ich an andere Stelle eingehen. Die machen anschaulich, weshalb man die Personal Computers einige Zeit Microcomputers nannte. In jener digitalen Revolution während der 1970er und 1980er hatte ich noch keine Vorstellung, daß wir Mobiltelefone mit verblüffender Rechenkapazität.bekommen würden, teils kleiner, handlicher, als die Taschenrechner der 70er.
Dieser Teil der Geschichte, der Digitalen Revolution, bekam durch verschiedene Konzepte der Online-Vernetzung eine neue Dimension. Das brachte für Österreich Anfang der 1990er Jahre die Einbindung in das Netz der Netze; durch das Internet-Protokoll TCP/IP = Transmission Control Protocol/Internet Protocol. Spricht heute noch jemand von den „Neuen Medien“ und der Medienkonvergenz? Nein, das und andere Aspekte sind längst Alltagskram.
- Siehe dazu auch: "Datenverarbeitung als Handwerk" (Lochkarten und die IBM 1442) von Franz Ablinger
- Die Mechanisierung der Welt (Übersicht)
- Neudau (Das Projekt, Phase II)