Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

Bild 'tage05a'

An solchen Tagen: Rückblick #2#

(Kulturpolitische Aspekte)#

von Martin Krusche

Es war verschiedentlich davon die Rede gewesen, daß dies die Archipel-Premiere sei. Im Sinn eines ersten großen Auftritts. Schematisch gesehen: Aktionsebene II, Modus II. Wozu solche Kennzeichnung?

Wir haben den Archipel als zentrale Metapher gewählt, um eine komplexe Form der regionalen Wissens- und Kulturarbeit zu entfalten. Dazu gibt es einige Bezugspunkte betreffend des Werkes von Philosoph Edouard Glissant. Er steht exemplarisch für ein „archipelisches Denken“, das als kultureller Ausdruck über eurozentristische Traditionen hinausführt.

Weshalb ist das wichtig? Wir waren vom Start weg einig, daß wir nichts Provinzielles machen werden und uns auf der Höhe der Zeit bewegen wollen. Das verlangt nach einem Diskurs im Hintergrund. (Dem Publikum steht es völlig frei, sich darauf einzulassen oder auch nicht.)

In unserer Praxis steht die Ebene I für unsere „Sektion Kleinkunst“, gewissermaßen das Club-Format. Ebene II ist unser Portal zu nächst größerer Reichweite der Vorhaben. Genau das war nun der Abend im Gleisdorfer „Forum Kloster“.

Dazu kommen die drei verschiedenen Formen der Umsetzung, wovon dies Modus II war, was bedeutet: Konzeption und Realisierung lagen nicht ausschließlich bei uns. Sie waren einerseits eine Kooperation mit dem Quartett „Tuesday Microgrooves“, andrerseits (auf der Ebene der Infrastruktur) eine Kooperation mit der Stadt Gleisdorf.

Die Genres Kunst und Kultur haben viele Bereiche, in denen Sie den erheblichen Aufwand zur Umsetzung, soweit es Geld betrifft, nicht erwirtschaften können, weil die realistische Zahl des möglichen Publikums so eine Summe über angemessene Eintrittspreise nicht erbringen kann. Aber Geld ist nur eine der Währungen, mit denen ein Leistungsaustausch abgegolten wird.

Saaltechnik und Tontechnik verlangen versierte Hände.
Saaltechnik und Tontechnik verlangen versierte Hände.
Hans Wilfurth, Veranstaltungsmanager des Forum Kloster.
Hans Wilfurth, Veranstaltungsmanager des Forum Kloster.
Auf dem linken Foto sehen Sie neben Fotograf Richard Mayr (links) und Pianistin Thais Bauer den Saaltechniker Laszlo Palocz und den Tontechniker Peter Fritz.

Eine Gesellschaft investiert in ihr geistiges Leben, in ihre kulturelle Entwicklung. Aus solchen Intentionen heraus kommen dann jene Mittel zustande, welche für die Realisierung so eines Abends benötigt werden. Das kombiniert die Beiträge aus privater Hand mit jenen, die via Kulturpolitik einfließen.

Dies bedeutet ferner, es ist unmöglich, über den Verkaufspreis des Buches den gesamten Aufwand abzudecken, der zu seinem Entstehen nötig war. Es bliebe unmöglich, über Eintrittspreise jenen Abend zu finanzieren, wenn für alle geleisteten Arbeiten Honorarnoten gestellt worden wären; ganz zu schweigen von den Kosten des großen Saales mit seiner Ausstattung und seinem technischen Personal.

Weshalb geschieht sowas dann in dieser Form einer Mischung von bezahlter und unbezahlter Arbeit? Weil wir für unsere Leistungen eben in verschiedenen Währungen bezahlt werden. Dazu gehören - neben Cash - auch Kategorien wie Spielfreude, erhöhte Sichtbarkeit, Sozialprestige, PR-Nutzen, individueller Erfahrungsgewinn etc.

Das heißt, wenn ich in so einem Vorhaben mitziehe, besteht die Chance, daß ich meine persönlichen Kompetenzen anhebe, meine Kontakte ausbaue, daß ich bewegende Wahrnehmungserfahrungen mach, mit Aufmerksamkeit und Applaus belohnt werden. Sie verstehen, wie derlei zusammenhängt?

Der Archipel, strukturell#