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Wegmarken: Gleisdorf II#

(Ein Weg)#

von Martin Krusche

Geht man vom Süden her die Rainfeldgasse am Bahndamm entlang Richtung Stadtzentrum, kann man in einem der Vorgärten auf der linken Seite ein schlichtes Beispiel finden, wie sich Volksfrömmigkeit ausdrückt, wenn bescheidene Mittel genügen müssen. Formal wäre das ungefähr die Miniatur eines Kapellenbildstocks, in dem Maria und ein Zwergenvolk das Kreuz umgeben. (Alle Fotos: Martin Krusche)

GLD021: Offenbar selbst gemauert. (Auch bescheidene Mittel machen eine Wegmarke möglich.)
GLD021: Offenbar selbst gemauert. (Auch bescheidene Mittel machen eine Wegmarke möglich.)
GLD022: Die Ausstattung erzählt von Emotionen, welche sich den Leuten mitteilen möchten.
GLD022: Die Ausstattung erzählt von Emotionen, welche sich den Leuten mitteilen möchten.

Die Rainfeldgasse endet unterhalb des Bahnhofs an der Mühlgasse. Wenn man da nun rechts nach Osten einschwenkt, kommt man nach dem Kreisverkehr am Rennfeld vorbei. Dort war einst ein Teil aufständischer Bauern vom Grafen Herberstein vernichtend geschlagen worden. Bliebe zu erwähnen, daß dies die Folge einer Hungerrevolte war, weil die Bevölkerung von der Obrigkeit zu sehr drangsaliert worden war. Das Kreuz erinnert daran, aber auch das Gleisdorfer Stadtwappen.

GLD023: Das gepflegte Terrain erinnert nicht mehr an die schmerzlichen Stunden der Bauern auf dem Rennfeld.
GLD023: Das gepflegte Terrain erinnert nicht mehr an die schmerzlichen Stunden der Bauern auf dem Rennfeld.
GLD024: Eine Figur, welche die markante Marienverehrung in dieser Gegend unterstreicht.
GLD024: Eine Figur, welche die markante Marienverehrung in dieser Gegend unterstreicht.

Erreicht man die Kreuzung Franz Josef-Straße und Fürstenfelderstraße, überrascht am Eckhaus ein altes Wandkreuz, das völlig instinktlos mit dem Wegweiser zu einem Supermarkt dekoriert wurde. Selbst ein Atheist könnte so viel ästhetische Erfahrung und kulturelles Bewußtsein aufbringen, um Geschäftsbelange nicht bedenkenlos über alles zu kleistern. Faktum bleibt, daß wir so unseren Lebensraum wirksam kontaminieren, auch wenn das nicht immer bewußt wahrgenommen wird.

GLD025: Die Tafel macht deutlich, daß es inzwischen auch denkbar wäre, Jesus ein Leiberl mit Sponsor-Aufdruck zu verpassen.
GLD025: Die Tafel macht deutlich, daß es inzwischen auch denkbar wäre, Jesus ein Leiberl mit Sponsor-Aufdruck zu verpassen.
GLD026: Zu Füßen des Gekreuzigten die scheinbar heute unvermeidbaren Engelchen als Dekor im Blumentrog.
GLD026: Zu Füßen des Gekreuzigten die scheinbar heute unvermeidbaren Engelchen als Dekor im Blumentrog.

Biegt man nun Richtung Stadtzentrum in die Franz Josef-Straße ein, wird man auf der linken Straßenseite ein Privathaus entdecken, an dessen Stirnseite sich eine große Nische befindet, in der eine Christusfigur steht, deren Sockel die Bitte „Jesus segne uns“ trägt. Eine insgesamt recht aufwendige Arbeit von einer Qualität, die man sonst hier wohl nur an kirchlichen Bauten findet.

GLD027: Ein massives Tor steht zwischen dieser Nische und einem günstigen Blick darauf.
GLD027: Ein massives Tor steht zwischen dieser Nische und einem günstigen Blick darauf.
GLD028: Flur- und Kleindenkmäler beruhen überwiegend auf privater Initiative, solche Hausnischen erst recht.
GLD028: Flur- und Kleindenkmäler beruhen überwiegend auf privater Initiative, solche Hausnischen erst recht.

Die Franz Josef-Straße biegt vor dem Forum Kloster rechts ab und führt zur Rathausgasse hinauf. Geht man da links weiter, kommt man am Haus der Musik vorbei und erreicht die Alois Grogger-Gasse, hinter der sich ein Parkplatz auftut. An dieser Stelle steht ein Wegkreuz, dessen Kruzifixus untypisch klein erscheint, wenn man ihn mit anderen Figuren in der Stadt vergleicht. Aber es ist eine feine und ausdrucksstarke Arbeit.

GLD029: Die auffallend zarte Dimension dieses Kreuzes läßt mich annehmen, es wurde aus einer Zeit erhalten, da diese Stelle noch nicht so großräumig gestaltet war.
GLD029: Die auffallend zarte Dimension dieses Kreuzes läßt mich annehmen, es wurde aus einer Zeit erhalten, da diese Stelle noch nicht so großräumig gestaltet war.
GLD030: Ich meine, daß deshalb auch der Stamm zu hoch ist, um die Figur gut betrachten zu können. Der Dimensionensprung als Folge von Stadtgestaltung.
GLD030: Ich meine, daß deshalb auch der Stamm zu hoch ist, um die Figur gut betrachten zu können. Der Dimensionensprung als Folge von Stadtgestaltung.

Über die Alois Grogger-Gasse geht es dann bergauf in den Wald, zum Jungberg… (Die Fortsetzung)