Wegmarken: Gleisdorf II#
(Ein Weg)#
von Martin KruscheGeht man vom Süden her die Rainfeldgasse am Bahndamm entlang Richtung Stadtzentrum, kann man in einem der Vorgärten auf der linken Seite ein schlichtes Beispiel finden, wie sich Volksfrömmigkeit ausdrückt, wenn bescheidene Mittel genügen müssen. Formal wäre das ungefähr die Miniatur eines Kapellenbildstocks, in dem Maria und ein Zwergenvolk das Kreuz umgeben. (Alle Fotos: Martin Krusche)
Die Rainfeldgasse endet unterhalb des Bahnhofs an der Mühlgasse. Wenn man da nun rechts nach Osten einschwenkt, kommt man nach dem Kreisverkehr am Rennfeld vorbei. Dort war einst ein Teil aufständischer Bauern vom Grafen Herberstein vernichtend geschlagen worden. Bliebe zu erwähnen, daß dies die Folge einer Hungerrevolte war, weil die Bevölkerung von der Obrigkeit zu sehr drangsaliert worden war. Das Kreuz erinnert daran, aber auch das Gleisdorfer Stadtwappen.
Erreicht man die Kreuzung Franz Josef-Straße und Fürstenfelderstraße, überrascht am Eckhaus ein altes Wandkreuz, das völlig instinktlos mit dem Wegweiser zu einem Supermarkt dekoriert wurde. Selbst ein Atheist könnte so viel ästhetische Erfahrung und kulturelles Bewußtsein aufbringen, um Geschäftsbelange nicht bedenkenlos über alles zu kleistern. Faktum bleibt, daß wir so unseren Lebensraum wirksam kontaminieren, auch wenn das nicht immer bewußt wahrgenommen wird.
Biegt man nun Richtung Stadtzentrum in die Franz Josef-Straße ein, wird man auf der linken Straßenseite ein Privathaus entdecken, an dessen Stirnseite sich eine große Nische befindet, in der eine Christusfigur steht, deren Sockel die Bitte „Jesus segne uns“ trägt. Eine insgesamt recht aufwendige Arbeit von einer Qualität, die man sonst hier wohl nur an kirchlichen Bauten findet.
Die Franz Josef-Straße biegt vor dem Forum Kloster rechts ab und führt zur Rathausgasse hinauf. Geht man da links weiter, kommt man am Haus der Musik vorbei und erreicht die Alois Grogger-Gasse, hinter der sich ein Parkplatz auftut. An dieser Stelle steht ein Wegkreuz, dessen Kruzifixus untypisch klein erscheint, wenn man ihn mit anderen Figuren in der Stadt vergleicht. Aber es ist eine feine und ausdrucksstarke Arbeit.
Über die Alois Grogger-Gasse geht es dann bergauf in den Wald, zum Jungberg… (Die Fortsetzung)
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