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Regisseur Fritz Aigner
Regisseur Fritz Aigner

Tesserakt: Wollen#

(Vom „Du sollst!“ zum „Ich werde!“)#

von Martin Krusche

Der „Tesserakt“ ist mein individueller Denkraum, in dem ich laufende Arbeit und anstehende Themen ordne. Mir liegt viel daran, daß kein Thema für sich steht, sondern daß ich die passenden Schnittstellen und Querverbindungen zu jeweils anderen Feldern finden kann.

Die letzte Jahre waren von einer hohen Dichte außergewöhnlicher sozialer Kräftespiele geprägt, in denen sich unserer Gesellschaft markant verändert hat. Diese Dynamik dauert an, wird aus nächsten Quellen gespeist.

Darin fiel mir vor allem das auf: Was uns trennt, finden wir spielend heraus. Das ist leicht. Dann bleibt diese weit anspruchsvollere Arbeit übrig: Was teilen wir noch?

Ohne daran wenigstens zu arbeiten hieße, innerhalb der Gesellschaft enorme Zentrifugalkräfte freizusetzen. Das würde in Richtung Zerreißen führen. Solche Effekte bringen etwas auf jeden Fall hervor: Die Stunde der Führer und Tyrannen.

Regisseur Fritz Aigner ist derzeit mit zwei Filmen im Gespräch, die sich der vergangenen Tyrannei widmen, mit der unsere Leute praktische Erfahrungen gemacht haben. Hier als Täter, da als Untätige, dort als Opfer einer staatlich organisierten Menschenverachtung.

In meiner Verständigung mit Aigner sind wir übereingekommen, daß wir in kommenden Schritten etwas auf jeden Fall vermeiden möchten. Beiträge zu einer Art von „Nie wieder-Folklore“. Das Ausstreuen von markanten Slogans wird schon seinen Nutzen haben. Doch es reicht einfach nicht, wie der aktuelle Zustand der Welt beweist.

Wir denken daher über die Fundamente solcher Haltungen nach. Ein taugliches Handeln braucht stichhaltige Befunde der Situation. Selbstverständlich schöpfen wir aus der Vergangenheit Anregungen, um zu verstehen, wo wir angekommen sind.

Um es am Beispiel von Aigners Dokumentation „Die Partisanen der Eisenstraße“ zu verdeutlichen. Seine Arbeit am Thema ist ein Stück Wissenserwerb. (Information und Wissen sind ja zweierlei. Okay?) Mich interessiert allemal, was Freiheitskämpfer bewegt haben mag, ein mächtiges System herauszufordern. Aber dann wähle ich nicht den Partisan, sondern den Regisseur als Referenzpunkt für das Weiterdenken.

Das dreht sich folglich um diese konkrete Frage: „Bist Du nun bloß empört, oder hast Du auch eine Idee, womit und auf welche Art Du bezüglich des Laufs solcher Dinge heute Verantwortung übernehmen willst?“

Mit einem Hauch von Geschichtskenntnis muß man diese Pose „Na, was kann ein Einzelner schon tun?“ ausschlagen. Es beginnt genau da, wo einzelne Leute sich überlegen: „Was darf auf den zwei Fußbreit Boden, auf denen ich stehe, geschehen und was nicht?“ Denn all das beginnt immer im Privaten, im individuellen Umgang der Menschen miteinander. Erst von da ab haben Tyrannen Spielraum. Das wiederum bedeutet (unter anderem), ich lasse dieses „Du sollst!“ hinter mir und wechsle zu „Ich werde!“ Nämlich: Ich werde dies oder jenes konkret tun. Darüber sollten wir im Gespräch bleiben.